Seit dem Ende der Nokia-Ära stand immer derselbe Name an der Spitze der Smartphone-Branche: Samsung. Jahr für Jahr verkaufte niemand so viele Geräte wie das südkoreanische Unternehmen. Doch das ist nun Geschichte, laut aktuellen Zahlen von IDC hat Apple im Jahr 2023 erstmals Samsung überflügelt. Die Gründe dafür sind vielschichtig: Direkte Verluste an Apple gerade bei der jungen Generation, aber auch neu erstarkte Konkurrenz in der Android-Welt spielen eine Rolle.

Auf nach San José

Vor diesem Hintergrund fand am Mittwoch im kalifornischen San José ein Event statt, der für das Unternehmen kaum wichtiger sein könnte: die Vorstellung der neuesten Spitzenmodelle für das Smartphone-Portfolio von Samsung. Jene, die Apple, aber auch Google und anderen Herstellern Paroli bieten sollen. Schnell wurde klar: Ein Thema soll dafür die zentrale Rolle spielen.

Samsung Galaxy S24
Das teuerste und stärkste der neuen Geräte: das Galaxy S24 Ultra.
Proschofsky / STANDARD

Nach den Umbrüchen durch Internet und mobile Kameras sieht Samsung nun das Zeitalter der künstlichen Intelligenz gekommen – im eigenen Fall der "Galaxy AI". Diese soll geradezu durch die Mischung von lokaler und Cloud-KI geradezu einen Umbruch in der Smartphone-Nutzung bringen, verspricht man vollmundig. Samsung bläst also ins selbe Horn, das von Google schon rund um die Präsentation der Pixel-8-Reihe unüberhörbar war.

Disclaimer

Bevor es losgeht, aber ein wichtiger Hinweis: DER STANDARD konnte sich die neuen Geräte bereits im Vorfeld im Rahmen eines Hands-on ansehen. Die daraus resultierenden Eindrücke sind in den Artikel eingeflossen, sind aber genau als das zu verstehen: erste Eindrücke. Details zu Kameraqualität oder auch Akkulaufzeit lassen sich in einem zeitlich und räumlich so eng begrenzten Rahmen nicht seriös erfassen. Dafür sei auf unseren Test verwiesen, der in den kommenden Wochen folgen wird.

Galaxy S24

Mit dem Galaxy S24, S24+ und S24 Ultra gibt es auch die neueste Smartphone-Generation von Samsung wieder in den üblichen drei Ausführungen. Der erste Eindruck ist gewohnt exzellent, bei der Verarbeitung macht Samsung so schnell niemand was vor. Rein äußerlich präsentieren sich die neuen Geräte ähnlich zu den Vorgängern, nehmen aber ein paar Veränderungen im Detail vor.

Beim S24 Ultra fällt vor allem ein Detail auf: Die seitliche Abrundung des Displays gehört auch bei diesem Modell jetzt der Geschichte an. Damit verschwinden die letzten Reste dessen, was Samsung einst mit den "Edge-Displays" noch groß beworben hat.

Samsung Galaxy S24
Das S24 und S24+. Ähnlichkeiten mit anderen aktuellen Smartphones sind rein zufällig.
Proschofsky / STANDARD

Bei den anderen beiden Modellen fällt vor allem die Abflachung der Seiten auf. Das ergibt einen Look, der geradezu frappant an aktuelle iPhones erinnert. Ein Attribut, das in diesem Fall wirklich nicht übertrieben ist. Neben ein aktuelles iPhone gelegt, sehen S24 und S24+ bis auf die diversen Kameras beinahe wie ein Klon aus.

Darüber kann man sich ereifern, im Endeffekt bleibt aber die Erkenntnis, dass das Ergebnis nicht nur gut aussieht, sondern sich auch so anfühlt. Und damit auch wesentlich besser als das Ultra-Modell, das mit seinen harten Ecken im direkten Vergleich geradezu klobig wird. Ein Design, das allerdings nicht ganz freiwillig ist, ist es doch durch den S-Pen bedingt. Positiv fällt bei allen Varianten das Satin-Finish auf, das einen besseren Griff bietet.

Äußeres und Eckdaten

Zum ersten Mal verwendet Samsung beim Ultra-Modell ein zu Teilen in Titan gehaltenes Gehäuse, was einen noch besseren Schutz vor Beschädigungen verspricht. Die beiden anderen Modelle nutzen gepanzertes Aluminium, das im Vergleich zu den Vorgängern um zehn Prozent härter sein soll. Wie gewohnt weist das S24 Ultra eine Spezialität auf: Es wird mit einem Stift, der im Gehäuse verstaut werden kann, ausgeliefert – dem S-Pen.

Abmessungen und Gewicht sind fast deckungsgleich mit den Vorgängern. Das S24 ist mit 70,6 × 147 × 7,6 Millimeter bei einem Gewicht von 167 Gramm angegeben. Das S24+ fällt mit 75,9 × 158,5 × 7,7 Millimeter und 196 Gramm dann schon deutlich größer und schwerer aus, während das S24 Ultra mit 79,0 × 162,3 × 8,6 Millimeter bei 232 Gramm noch einmal eins drauflegt.

Der Bildschirm

Das Display ist beim S24 dann 6,2 Zoll groß, beim S24+ sind es 6,7 Zoll, beim S24 Ultra 6,8 Zoll. Die beiden größeren Modelle haben eine QHD+-Auflösung mit einer Pixeldichte von 516 (Plus-Modell) bzw. 505 PPi, die kleinste Ausführung muss sich FHD+ zufriedengeben. Die daraus resultierenden 418 PPI sind aber noch immer mehr als genug.

Samsung Galaxy S24
Der Bildschirm ist bei sämtlichen Modellen hervorragend.
Proschofsky / STANDARD

Ein deutliches Upgrade gibt es bei der maximalen Helligkeit: Diese ist nun mit 2.600 Nits angegeben – und zwar bei allen drei Modellen. Das sollte eine sehr gute Lesbarkeit auch bei direktem Sonnenlicht ermöglichen. Tatsächlich erwies sich die Helligkeit im Scheinwerferlicht als exzellent, der ganz große Unterschied zu anderen aktuellen Top-Smartphones ist aber auch nicht da. Die Bildschirmqualität ist hingegen einfach nur hervorragend. Etwas anderes wäre bei Samsung ohnehin überraschend gewesen, kennt man das doch schon von den Vorgängern.

Ein erfreuliches Upgrade gibt es für S24 und S24+, diese haben nun auch einen LTPO-Bildschirm, der die Bildwiederholfrequenz frei zwischen 1 und 120 Hertz anpassen kann. Bisher war dieser dem Ultra-Modell vorbehalten, die kleineren Ausführungen des Vorjahresmodells konnten "nur" zwischen 48 und 120 Hertz wechseln. Das Hardware-Upgrade verspricht nicht zuletzt einen reduzierten Stromverbrauch.

Schutz

Ansonsten spricht Samsung noch davon, dass die neuen Displays generell weniger stark reflektieren sollen – von einer Reduktion um 75 Prozent ist die Rede. Wie das quantifiziert wird, bleibt unklar, im direkten Vergleich war kein allzu großer Unterschied zu sehen. Zum Schutz vor Beschädigungen wird Gorilla Glass Armor verwendet, das laut dem Hersteller gleich viermal so gut gegen Kratzer geschützt sein soll wie der Vorgänger. Der Support für HDR10+ ist schon fast eine Selbstverständlichkeit.

Chip(s)

Die notwendige Rechenkraft soll beim Galaxy S24 Ultra der "Snapdragon 8 Gen 3 for Galaxy" liefern. Es handelt sich dabei um eine – leicht – angepasste Version von Qualcomms derzeit bestem Chip. "Leicht" heißt in dem Fall, dass der schnellste Core um 90 Megahertz höher getaktet ist als beim regulären Modell. Es gibt also einen besonders flotten Kern mit 3,39 GHz (Cortex X4), drei Kerne mit 3,1 GHz und dann noch jeweils zwei mit 2,9 und 2,2 GHz.

Samsung Galaxy S24
Die Vorderseite des Galaxy S24 Ultra.
Proschofsky / STANDARD

Glaubt man ersten Benchmarks, sollte der Chip eine hervorragende Performance bieten. Samsung streicht zudem heraus, dass die Kühlung dank einer 1,9-mal größeren Dampfkammer stark verbessert wurde, wodurch die Top-Performance deutlich länger geliefert werden soll. Gerade für Spiele sollte das Vorteile bringen – also zumindest wenn man ein Game findet, das das auch ausnutzt. Raytracing gibt es beim Grafikchip übrigens auch, aber das war ja auch beim S23 schon so.

Nicht für alle

Es folgt das große Aber, vor dem sich manche Interessenten schon gefürchtet haben könnten. Denn all das gilt nur für das Ultra-Modell. In Europa werden S24 und S24+ nämlich mit dem Exynos 2400 ausgeliefert, einem Zehn-Kern-Chip aus Samsungs eigener Entwicklung. Durchgesickerte Benchmarks klingen zwar ebenfalls vielversprechend, die große offene Frage bleibt aber der Stromverbrauch – ein traditioneller Schwachpunkt bei der Exynos-Reihe.

Zudem ist so ein SoC ("System on a Chip"), wie es die Snapdragons und Exynos sind, natürlich viel mehr als nur CPU und Grafik. So bleibt abzuwarten, was das für die Leistungsfähigkeit anderer Komponenten bedeutet, allen voran die Maschinenlerneinheit, die beim Snapdragon 8 Gen 3 als Highlight beworben wurde.

Bei der RAM-Ausstattung bringt Samsung ein erfreuliches Update. S24+ und S24 Ultra haben nun durchgehend 12 GB RAM, beim S23 musste man noch die Ultra-Ausführung kaufen – und selbst da eine mit mindestens 512 GB Speicherplatz. Das Galaxy S24 muss sich hingegen weiterhin mit 8 GB RAM zufriedengeben.

Kamera

Wer einen raschen Blick auf die Kameraspezifikationen wirft, dem wird vieles bekannt vorkommen. Tatsächlich sind viele Eckdaten deckungsgleich mit dem Vorgänger, und doch verspricht Samsung in einigen Bereichen merkliche Verbesserungen. Zudem hat man eine Änderung vorgenommen, die für Diskussionen sorgen dürfte.

Die Hauptkamera des Galaxy S24 Ultra verwendet denselben Hauptsensor wie im Vorjahr. Es handelt sich um einen 200-Megapixel-Chip (f/1.7 und 1/1,3 Zoll Sensorgröße) aus Samsungs eigener Entwicklung, der mittels Binning (4x4 oder 2x2) wahlweise 50- oder 12,5-Megapixel-Bilder liefern kann.

Samsung Galaxy S24
Das Kameramodul des S24.
Proschofsky / STANDARD

Bei S24 und S24+ kommt hingegen ein 50-Megapixel-Sensor mit f/1.8 zum Einsatz. Auch dieser ist deckungsgleich mit der Ausstattung der direkten Vorgänger. Was bei allen Modellen im Hands-on auffiel, war, dass sie ihre liebe Not mit den vielen Scheinwerfern in diesem Setting hatten und zum Teil deutlich überstrahlte Aufnahmen entstanden. Das kann allerdings auch auf Vorseriensoftware zurückzuführen sein, insofern bitte solche Aussagen mit etwas Vorsicht zu genießen. Zuverlässige Aussagen über die Kamera kann es erst in einem ausführlichen Test über einen etwas längeren Zeitraum und eben auch mit der fertigen Software geben.

Zoom

Allen Modellen gemein ist eine 3x-Telekamera mit 10 Megapixel und einer Blende von f/2.4. Diese kennt man haargenau so schon von der S23-Reihe. Wirklich interessant wird es dann aber bei der zweiten Telekamera, die dem Ultra-Modell vorbehalten ist. Gibt es bei dieser doch etwas, das auf dem Papier zunächst nach einem Downgrade aussieht.

Hatte das S23 Ultra noch eine zehnfache optische Vergrößerung, gibt es beim S24 Ultra nun nur mehr eine fünffache. Klingt widersinnig, und doch dürfte es sich dabei um die richtige Entscheidung handeln. Die Realität ist nämlich, dass die bisherige 10x-Optik zwar sehr gute Aufnahmen machen kann, aber das eigentlich nur für exakt diesen Vergrößerungsfaktor und bei sehr gutem Licht.

Stattdessen wird die neue 5x-Optik nun sowohl mit einem besseren Sensor als auch einer größeren Blende von f/3.4 und einer weiteren optischen Bildstabilisierung (OIS) kombiniert. All das soll gerade am Abend deutlich bessere Fotos erlauben, Samsung bewirbt das denn auch als "Nightography Zoom". Keine ganz wilde Theorie, verwenden doch Apple und Google schon jetzt einen sehr ähnlichen Aufbau. Tatsächlich war der erste Eindruck mit dem Galaxy S24 Ultra in dieser Hinsicht sehr vielversprechend.

Ein Crop oder, wie Samsung sagt, "Quad Tele System"

Die Wahl eines 50-Megapixel-Sensors erlaubt aber noch einen zusätzlichen Trick, mit dem Samsung dann wieder auf eine zur alten 10x-Optik ähnliche Qualität kommen will. Ist es dort doch möglich, einfach nur die inneren 12,5 Megapixel zu verwenden, was dann noch mal auf eine Verdopplung der effektiven Vergrößerung hinauskommt.

So etwas funktioniert bei guten Lichtverhältnissen üblicherweise recht gut. Das Versprechen all der genannten Hersteller, dass so ein Zuschnitt praktisch das Gleiche ist wie eine echte 2x-Optik, ist natürlich trotzdem gewagt. Samsung treibt das noch weiter auf die Spitze und spricht von einem "Quad Tele System" mit 2x, 3x, 5x und 10x. Angesichts dessen, dass zwei dieser Faktoren über einen Crop am Sensor erreicht werden, eine ziemlich hochtrabende Aussage. Aber gut, auch andere Hersteller wie Apple übertreiben in dieser Hinsicht gewaltig.

Samsung Galaxy S24
Die vier verfügbaren Farben anhand der Ultra-Modelle.
Samsung

Apropos übertreiben: Einmal mehr wirbt das Unternehmen mit seinem Space Zoom oder, wie man es selbst formuliert: "Bilder zeigen auch bei 100-facher digitaler Vergrößerung kristallklare Ergebnisse." Ein vollmundiges Versprechen, das natürlich auch beim S24 Ultra wieder genauso Unsinn ist wie schon in den Vorjahren. Der 100x-Zoom ist auch weiterhin ein Marketingschmäh, der einfach nur einen wenig ansehnlichen Digitalbrei produziert, den man genauso gut aus einem Zuschnitt eines Bildes erhalten könnte.

Viel Bekanntes

Weiter mit der Ultraweitwinkelkamera: Diese ist mit 12 Megapixel und einer Blende von f/2.2 angegeben, das Blickfeld beträgt 120 Grad. Bei der Frontkamera gibt es ebenfalls 12 Megapixel mit f/2.2 sowie Autofokus. All das gilt für sämtliche Modelle und stimmt wieder exakt mit den Vorgängern überein.

Eine besonders erfreuliche Neuerung gibt es für die Kamera-App von Samsung: Endlich hat auch diese eine HDR-Echtzeitvorschau, wodurch diese nun deutlich näher am fertigen Bild ist als bei früheren Modellen. Und noch ein Detail: Videoaufnahmen sind erneut mit bis zu 8K30 möglich.

Bildbearbeitung trifft KI

Die größten Neuerungen rund um die Samsung-Kamera gibt es aber bei der Software, und natürlich hat alles etwas mit KI zu tun. Da wären einmal die "Edit Suggestions", die passend zur Aufnahme einzelne Nachbearbeitungen empfehlen – also etwa bei Porträtaufnahmen das Hinzufügen eines Fake-Bokehs oder bei Reflexionen deren Entfernung anbieten.

"Generative Edit" nennt sich eine weitere neue Funktionen. Mithilfe von generativer KI können dabei Objekte in einem Bild nachträglich verschoben und in ihrer Größe verändert werden. Wem das irgendwie bekannt vorkommt, der täuscht sich nicht. Das klingt nicht nur exakt wie Googles "Magic Editor", wie Samsung auf Nachfrage des STANDARD betont, wird dafür sogar ein großes Sprachmodell (LLM) von Google genutzt. Zumindest hat Generative Edit noch eine eigenständige Funktion: Mit "Level Off" können Bilder neu ausgerichtet werden, die fehlenden Details an den Rändern erfindet die KI dann, so gut es geht, dazu.

Samsung Galaxy S24
Die Objekterkennung ist bei Kunstlicht eher so halb gut.
Proschofsky / STANDARD

Der erste Eindruck von "Generative Edit" ist durchaus positiv, das Feature funktionierte recht flott, bot aber auch weniger Möglichkeiten als die Google-Version. Zudem funktionierte die Objektauswahl bei Kunstlicht mehr schlecht als recht.

Ein weiteres KI-Feature nennt sich "Instant Slow-Mo". Dabei können beliebige Videos nachträglich mit einem Slow-Motion-Effekt versehen werden, die KI berechnet die fehlenden Zwischenstufen. Im Kurztest funktionierte das mit den Demovideos sehr gut, mit eigens erstellten weniger. Das Kunstlicht führte zu eher verschwommenen Ergebnissen. Da, wo es klappt, ist es aber fraglos ein nettes Gimmick.

Vermischtes

Zurück zur Hardware: Der Akku des S24 ist mit 4.000 mAh angegeben, jener des S24+ mit 4.900 und der des S24 Ultra mit 5.000 mAh. Das ist beim Ultra gleich viel wie im Vorjahr, bei den anderen marginal (100 bzw. 200 mAh) mehr. Mit dem richtigen Ladegerät kann mit bis zu 45 Watt geladen werden, das soll innerhalb von 30 Minuten den Akku von Null auf 65 Prozent bringen. Das gilt aber nur für S24+ und S24 Ultra, das Basismodell ist auf 25 Watt beschränkt. Drahtloses Laden gibt es mit bis zu 15 Watt, Wireless Power Share zum Teilen des Akkus mit anderen Geräten ist ebenfalls wieder mit dabei.

Für die Fingerabdruckerkennung kommt wieder ein Ultraschallsensor unter dem Bild zum Einsatz. Alle Modelle sind nach IP68 vor Staub und Wasser geschützt, die Verbindung nach außen erfolgt über einen USB-C-Anschluss, der USB 3.2 unterstützt.

Es gibt Bluetooth 5.3 und 5G-Support, dazu passend Dual-SIM-Support wahlweise mit zwei Nano-SIMs oder einer davon plus einer eSIM. Das gerade finalisierte Wi-Fi 7 ist dem Ultra-Modell vorbehalten, die anderen erhalten "nur" Wi-Fi 6E. Unterschiede macht Samsung ebenso bei der Ultra-Wideband-Unterstützung, diese ist auf S24+ und S24 Ultra beschränkt.

Der lokale Speicherplatz liegt beim S24 je nach Modell bei 128 oder 256 GB. Die anderen Ausführungen starten erst bei 256 GB, das S24 Ultra gibt es sogar mit bis zu 1 TB.

Samsung Galaxy S24
Alle drei Modelle: S24, S24 Ultra und S24+ (von links).
Proschofsky / STANDARD

Android 14 und ganz viel KI

Als Software läuft auf allen Geräten OneUI 6.1 auf Basis von Android 14. Die Samsung-Oberfläche dürfte mittlerweile gut bekannt sein, für das S24 hat das Unternehmen dieser aber eine Fülle an neuen KI-Funktionen spendiert – die "Galaxy AI".

Ein Feature namens "Live Translate" verspricht nicht weniger, als Anrufe in Echtzeit zu übersetzen – und zwar sowohl in Text als auch Sprache und noch dazu vom Start weg in 13 Sprachen inklusive Deutsch, Englisch und Französisch. Das gilt übrigens für alle der folgenden Features, bei denen Übersetzung eine Rolle spielt.

In einem kurzen Test funktionierte "Live Translate" durchaus gut, wenn auch eher gemächlich. So gilt es zunächst, manuell die beiden Sprachen, zwischen denen übersetzt werden soll, zu wählen. Im Gespräch sagt dann immer eine Person etwas und wartet auf die Übersetzung, die dann beide hören. Danach kann das Gegenüber antworten. Hat einer der beiden nicht die nötige Ruhe, kann das schnell chaotisch werden. Bei alldem vergehen immer mehrere Sekunden.

Das Ganze erinnert an ein ähnliches Feature in Google Translate, nur dass es hier direkt in der Telefonie-App integriert ist, was durchaus nützlich sein könnte. Ob das in der Praxis viel verwendet wird, muss sich hingegen erst zeigen. Zumindest sollten beide Seiten darauf vorbereitet sein, sonst wird der Einsatz der KI schnell für Verwirrung sorgen.

Assistenz

Weiter geht es mit "Chat Assist", das in der Samsung-Tastatur integriert ist und unter anderem die Tonalität eigener Texte anpassen kann. Sie also wahlweise förmlicher oder privater machen. Selbst ein Social-Media-Stil kann gewählt werden, der gleich passende Hashtags und Emojis anhängt. Letzteres war in einem kurzen Test allerdings eher begrenzt hilfreich, die gewählten Emojis wirkten ziemlich arbiträr. Ansonsten kann Chat Assist noch smarte Antworten mit Bezug auf die vorherige Diskussion vorschlagen oder die Grammatik eines Textes prüfen und gesamte Diskussionen übersetzen. Alles in allem könnten sich diese Dinge tatsächlich als nützlich erweisen.

Ebenfalls neu ist etwas, das man "Transcript Assist" nennt. Die Sprachaufzeichnungs-App von Samsung kann nun Gespräche lokal transkribieren. Das klingt sehr ähnlich wie der Google Recorder, ist es auch. Im Detail zeigen sich aber Unterschiede.

So erfolgt die Transkription hier nicht live und in Echtzeit, sie muss immer im Nachhinein manuell angestoßen werden. Dafür ist es dann möglich, dieses Transkript direkt übersetzen oder auch zusammenfassen zu lassen. Diese Summary-Funktion funktioniert übrigens mit Aufnahmen, die zwischen 20 Sekunden und drei Stunden lang sind, wie Samsung auf Nachfrage verrät.

Samsung Galaxy S24
Die S24-Reihe kann mit vielen KI-Assistenzsystemen aufwarten.
Proschofsky / STANDARD

Der Notizen-App von Samsung wurden ebenfalls einige neue KI-Tricks verpasst. So können dort nun Notizen mithilfe von KI sortiert und zusammengefasst werden. Auch bei der Vorlagenerstellung hilft die KI, zudem kann sie Titelseiten für Notizen generieren, um sie in der Übersicht besser identifizierbar zu machen.

In Samsung Internet wird es dank KI möglich, ausgewählte Texte direkt zu übersetzen oder zusammenfassen zu lassen. Wer jetzt denkt, das wiederholt sich doch alles ein bisschen, hat nicht unrecht. Die KI-Features in unterschiedlichen Apps sind immer wieder ähnlich, was sie aber nicht minder nützlich macht.

Bei der Nutzung von Android Auto kann die KI ebenfalls eingehende Nachrichten zusammenfassen und passende Antworten vorschlagen – gleich mit zum Kontext passenden Informationen wie Ankunftszeit, wenn das Gegenüber vorher danach gefragt hat. Dabei handelt es sich aber um kein Samsung-spezifisches Feature, das ist einfach eine Google-Weiterentwicklung von Android Auto. Wann dieses Feature auch für andere Geräte kommt, ist allerdings noch unklar.

Lokal oder Cloud?

Bei alldem drängt sich eine entscheidende Frage auf: Welche dieser KI-Features laufen direkt am Gerät, welche in der Cloud? Immerhin wurde gerade der Snapdragon 8 Gen 3 mit vollmundigen Versprechen in dieser Hinsicht angekündigt. Genau das hat DER STANDARD natürlich umgehend bei Samsung nachgefragt, und das Ergebnis ist ernüchternd.

Demnach laufen lediglich jene Funktionen, die mit Übersetzung zu tun haben, direkt am Gerät, alles andere nimmt den Umweg über die Cloud. Ob "Generative Edit" oder die Zusammenfassungsfunktionen, all das geht ohne Internetverbindung schlicht nicht. Das wirft natürlich umgehen die Frage auf, ob hier überhaupt eine großes Sprachmodell (LLM) / eine generative KI auf diesen Geräten läuft, immerhin gehen solche Übersetzungen auch mit einfacheren Maschinenlernmodellen.

Samsung Galaxy S24
Zusammenfassen gehört zu jenen KI-Features, die sich an vielen Stellen wiederholen.
Samsung

Der Begriff "Cloud" wirft unweigerlich die Frage auf: Welche? Die Antwort gibt es in einer gemeinsamen Presseaussendung von Samsung und Google. Die beiden Unternehmen haben eine mehrjährige Partnerschaft rund um KI-Technologien geschlossen, was in dem Fall heißt: Samsung wird zu einem Großkunden für Google in diesem Bereich.

Welcome to Gemini

So nutzen etwa all die smarten Zusammenfassungsfunktionen der S24-Reihe Googles neues Gemini Pro-Modell, laufen also in dessen Cloud. "Generative Edit" wiederum verwendet Googles Bild-KI Imagen 2, um seine Bildbearbeitungstricks umzusetzen.

Parallel dazu läuft auf der S24-Reihe aber sehr wohl selbst ein großes Sprachmodell, und zwar wieder eines von Google: Gemini Nano und damit das gleiche Modell, das seit einigen Wochen auch auf dem Pixel 8 Pro zu finden ist. Derzeit scheint das am S24 nur für die Änderung der Tonalität von Texten in Google Messages genutzt zu werden, zumindest liest sich das in den offiziellen Beschreibungen so.

Galaxy S24 Präsentation
Googles Gemini steht hinter vielen der neuen KI-Funktionen des Galaxy S24.
Proschofsky / STANDARD

Besagtes Feature ist übrigens nicht neu, es wurde vor einigen Wochen bereits unter dem Namen "Magic Compose" von Google selbst präsentiert. Der Unterschied ist aber, dass die Textstiländerung beim S24 wirklich lokal passiert, während "Magic Compose" in der Cloud läuft. Es ist davon auszugehen, dass die Offline-Variante in Zukunft auch auf anderen Geräten mit Gemini Nano angeboten wird.

Im Endeffekt drängt sich der Eindruck auf, dass es sich bei dem, was Samsung vollmundig als "Galaxy AI" verkauft, in Wirklichkeit um "Google AI" handelt. Nicht, dass das notwendigerweise ein Problem wäre, immerhin ist für die Nutzerinnen und Nutzer nur relevant, welche Features herauskommen, und ob die nützlich sind. Die mehrfache Betonung der eigenen KI-Leistungen durch Samsung wirkt in diesem Zusammenhang aber etwas befremdlich.

Für Google ist das jedenfalls ein großer Gewinn, hat man damit doch einen großen Kunden für die eigenen KI-Systeme an Land gezogen. Wie wichtig dieser Deal für beide Seiten ist, zeigte sich beim Event deutlich. So oft wie dieses Jahr fand Google in einem Unpacked-Event wohl noch nie Erwähnung. Sogar Android-Chef Hiroshi Lockheimer war gekommen, um Samsung zu unterstützen.

Galaxy S24 Präsentation
Gemeinsam in die Zukunft: Samsungs TM Roh und Googles Android-Boss Hiroshi Lockheimer.
Proschofsky / STANDARD

Wem all die Cloud-Anbindungen nicht passt, für den gibt es zumindest eine gute Nachricht: All die online laufenden KI-Features können über eine zentrale Einstellung deaktiviert werden. Etwas Sorgen bereitet etwas anderes: Bei der Nutzung der lokalen KI-Funktionen konnte dem Akku regelrecht beim Schrumpfen zugesehen werden. Ganz überraschend sollte das nicht sein, solche Funktionen sind einfach sehr akkuintensiv. Ob das ein Problem ist, kann sich allerdings erst in einem längeren Test zeigen.

Noch ein wichtiges Detail: Ein Teil der jetzt vorgestellten KI-Features soll noch im ersten Halbjahr 2024 auch für ältere Samsung-Smartphones wie die S23-Reihe oder aktuelle Folds kommen, verspricht der Hersteller.

Circle to Search

Ein weiteres KI-Feature hat Samsung allerdings noch zu bieten, und zwar eines, das tatsächlich besonders nützlich sein könnte. Dank "Circle to Search" ist es möglich, einzelne Begriffe oder Bilder am Bildschirm auszuwählen, um dann danach zu suchen. Also etwa einen Teil eines Bildes auszuwählen, um ein Gemälde oder auch eine Pflanze zu identifizieren. Das Beste daran: Das geht tatsächlich mit allen Apps, die so am Smartphone laufen. In einem kurzen Test funktionierte all das auch bestens.

Möglich wird das durch eine Kooperation mit Google, das die technischen Grundlagen dafür liefert. Insofern ist es nicht ganz verwunderlich, dass "Circle to Search" nicht ganz so exklusiv ist, wie es Samsung in seiner Kommunikation darzustellen versucht, kommt dieses Feature doch parallel auch für Googles Pixel 8 und Pixel 8 Pro. Wer mehr dazu und zu weiteren Google-Neuerungen rund um die Suche wissen will, sei auf den eigenen Artikel zu dem Thema verwiesen.

Samsung Galaxy S24
Circle to Search brilliert gerade im Zusammenspiel mit dem S-Pen des Ultra-Modells, geht aber auch mit dem Finger.
Proschofsky / STANDARD

Eine gar formidable Entwicklung

Mit Spannung durfte erwartet werden, wie Samsung auf Googles deutlich verlängerten Support beim Pixel 8 reagiert. Die Antwort fällt äußerst erfreulich aus: Samsung zieht nach und garantiert für die S24-Reihe nun ebenfalls sieben Jahre an Sicherheitsaktualisierungen sowie großen Updates. Damit liegen Samsung und Google nun beide nicht nur vor der aktuellen Apple-Realität, sie setzen sich vor allem – sehr – weit von der restlichen Android-Konkurrenz ab.

Samsung sieht diese Ausdehnung des Supports auch als Teil der eigenen Anstrengungen zur Verbesserung der Nachhaltigkeit. Dazu passend verwendet das S24 laut dem Hersteller erheblich mehr recycelte Materialien, das betrifft zahlreiche Komponenten von Lautsprechern über Gehäuse bis zum Akku. Beim Akku werden nun etwa mindestens 50 Prozent recyceltes Kobalt genutzt, versichert das Unternehmen.

Verfügbarkeit

Die neuen Smartphones können ab sofort vorbestellt werden, der offizielle Marktstart erfolgt am 31. Jänner. Wer bis zum 30. Jänner vorbestellt, bekommt jeweils den doppelten Speicherplatz, womit man sich je nach Modell zwischen 60 und 240 Euro ersparen kann. S24 und S24+ gibt es in den Farben Onyx Black, Marble Gray, Cobalt Violet und Amber Yellow, beim S24 Ultra heißen diese dann Titanium Black, Titanium Gray, Titanium Violet und Titanium Yellow.

Bleibt noch die Preisfrage: Das S24 startet bei 899 Euro (für 128 GB), das S24+ gibt es ab 1.149 Euro (256 GB), für das S24 Ultra muss man sich von mindestens 1.449 Euro trennen. Damit nimmt Samsung eine leichte Korrektur der deutlichen Preiserhöhung des Vorjahres vor. Die billigsten Varianten von S24 und S24+ sind damit nämlich jeweils 50 Euro billiger. Die Ultra-Version kostet hingegen noch einmal 50 Euro mehr als beim Vorgänger. Und um auch das noch zu erwähnen: Die teuerste Variante des S24 Ultra mit 1 TB Speicherplatz schlägt mit 1.809 Euro zu Buche.

Galaxy S24 Präsentation
Als Bonus gab es am Ende der S24-Präsentation noch einen Teaser auf ein ganz anderes Gerät: Den Galaxy Ring. Details oder einen Termin für einen Marktstart nannte Samsung aber vorerst nicht.
Proschofsky / STANDARD

Fazit

Sagen wir es geradeheraus: Die Hardwareneuerungen bei der S24-Reihe sind überschaubar, die Kamera bleibt gar in weiten Teilen unverändert. Das ändert aber nichts daran, dass der Ersteindruck trotzdem durchweg positiv auffällt. Die Designverfeinerungen sind etwa bei allen Modellen zu begrüßen.

Wo man sich bei der Hardware sichtlich von Apple inspirieren lässt, orientiert man sich bei der Software – und da vor allem den ganzen KI-Neuerungen – hingegen unübersehbar an Google, vieles wirkt fast schon direkt kopiert. Das ist auch nicht per se verkehrt oder gar verwerflich. Wie nützlich die Flut an KI-Features dann im Alltag ist, muss sich hingegen erst zeigen, ein paar der Dinge haben aber durchaus Potenzial. (Andreas Proschofsky aus San José, 17.1.2024)