Eine Google-Suche startet mit wohlüberlegten Stichwörtern: So war es lange, in den vergangenen Jahren haben Suchmaschinen aber nicht nur gelernt, besser mit natürlicher Sprache umzugehen, es sind auch neue Eingabeformen hinzugekommen. Mit Google Lens ist es etwa möglich, anhand von Bildern zu suchen. Nun nimmt Google den nächsten Schritt vor, und zwar einen, mit dem man hofft, die mobile Suche auf Smartphones zu revolutionieren.

Kreis mich ein

"Circle to Search" heißt das neue Feature, das tief in Android-Smartphones verankert wird. Bei unterstützten Geräten ist es künftig möglich, über einen Langdruck auf den Home-Button oder die Navigationszeile den neuen Modus aufzurufen. In diesem kann dann einfach mittels Finger oder auch Stift ein beliebiger Teil des Bildschirms markiert werden, um nach dort befindlichen Inhalten zu suchen. Das kann eine Textpassage ebenso sein wie ein Bild – entweder das Ganze oder auch nur ein Ausschnitt davon.

Samsung Galaxy S24
Circle to Search auf einem Galaxy S24 Ultra.
Proschofsky / STANDARD

Was das Ganze besonders interessant macht: "Circle to Search" klappt mit sämtlichen Apps auf dem Android-Smartphone. Wer will, kann damit also auch nach Sachen suchen, über die man auf Tiktok oder Instagram stolpert. Ansonsten ist vieles von dem, was die neue Funktion kann, bereits auf anderem Wege möglich, Google betont aber, dass es vor allem darum geht, die Suche natürlicher und intuitiver zu machen.

Kooperation

Für die Umsetzung dieses Features hat Google mit Samsung zusammengearbeitet. Insofern ist es nicht überraschend, dass es auf dem gerade offiziell neu vorgestellten Galaxy S24 seine Premiere gibt. Allerdings nicht (ganz) exklusiv. "Circle to Search" soll zwar passend zum Marktstart der neuen Samsung-Smartphones am 31. Jänner veröffentlicht werden, dann aber auch gleich für Googles eigene Pixel 8 und Pixel 8 Pro.

Weitere Android-Smartphones sollen zu einem späteren Zeitpunkt unterstützt werden. Einen Zeitplan verrät das Unternehmen derzeit aber nicht. Zumindest ist "Circle to Search" ganz Google-ungewohnt auf den unterstützten Geräten vom Start weg global verfügbar. Die ursprüngliche Erkennung der Inhalte erfolgt übrigens lokal am Smartphone, die Suche dann natürlich wie gewohnt online bei Google.

Am Rande: Manche werden sich noch erinnern können, dass es mit "Google Now on Tap" schon einmal eine Bildschirmsuchfunktion bei Android-Smartphones gab. Insofern ist das auch eine Rückkehr eines einst unverständlicherweise gestrichenen Features. "Circle to Search" hat allerdings den zusätzlichen Vorteil, dass es wesentlich gezielter eingesetzt werden kann.

Generative KI

Doch Google hat noch ein zweites neues Feature anzukündigen, und dieses hat ebenfalls mit visueller Suche zu tun. Schon bisher können Bildersuchen via Google Lens mit zusätzlichen Fragen angereichert werden. Neu ist, dass dabei nun eine generative KI zum Einsatz kommt, um passende Antworten zu liefern. Wer etwa eine Pflanze mit Lens fotografiert, und dann fragt, wie oft man diese gießen sollte, bekommt von der KI gleich eine ausführliche Antwort.

Das Ganze geht ab sofort über die Google-App auf Android und iOS – aber nur in den USA und auf Englisch. Ziel sei es natürlich, dieses Feature global anzubieten, betont Google im Rahmen eines Pressegesprächs im Vorfeld. Gerade in Europa sei die rechtliche Lage aber komplexer, weshalb es oft länger dauert, bis neue KI-Funktionen dort ankommen.

Google generative KI
Eine generative KI gibt bei Google Lens-Suchen mit Extrafragen künftig Antworten – zumindest im richtigen Land.
Google

In einem kurzen Test funktioniert all das tatsächlich sehr gut, gleichzeitig stellt sich die Frage, wie zuverlässig die Antworten schlussendlich sind. Immerhin ist bekannt, dass solche KI-Systeme dazu neigen, Inhalte zu erfinden, wenn sie keine eindeutige Antwort liefern können. Aus diesem Grund stellt Google unter der KI zumindest noch weiterführende Links zur Verfügung.

Auf Nachfrage sieht Google die Stärke von generativer KI in einer Suchmaschine vor allem bei jenen Anfragen, wo es keine eindeutige Antwort gibt, also nicht einfach eine Seite das richtige Ergebnis liefert.

Kombi

Die beiden neuen Features lassen sich übrigens natürlich auch kombinieren – also mit "Circle to Search" eine Bildsuche starten, um dann Zusatzfragen zu stellen und eine KI-generierte Antwort zu erhalten. Beide Funktionen basieren übrigens noch auf älteren Sprachmodellen von Google, man teste derzeit aber schon den Umstieg auf das neue "Gemini", versichert das Unternehmen. (Andreas Proschofsky, 17.1.2024)