Die Graubündner Kantonalbank in der Schweiz. Die Kreissparkasse Groß-Gerau in Deutschland. Die Raiffeisenbanken von Bad Leonfelden und Wels in Oberösterreich.

Etwas ist auffällig an den Gläubigerlisten des Signa-Konzerns. Auf ihnen sind nicht nur zahlreiche Großbanken aufgeführt, denen die Signa viel Geld schuldet – von der Erste Group über die Raiffeisen Bank International (RBI) bis zum Schweizer Institut Julius Bär. Es finden sich daneben auch zahlreiche kleine, lokale Institute. Deren Kernaufgabe ist es eigentlich, Private und Unternehmen in ihrer Region mit Krediten und Bankdienstleistungen zu versorgen – und nicht riskante Geschäfte mit einem Milliardenkonzern.

Lokale Institute

Laut einer Gläubigerliste, die die deutsche Bild-Zeitung zuerst publiziert hat, schuldet die Signa etwa der Volksbank Mittelhessen 15 Millionen Euro, der Salzburger Sparkasse 17 Millionen Euro und den genannten Raiffeisenbanken in Oberösterreich zwei Millionen (Bad Leonfelden) und elf Millionen Euro (Wels).

Wels in Oberösterreich hat eigentlich nicht viel mit dem insolventen Signa-Konzern zu tun. Wohl aber die dortige regionale Raiffeisenbank.
Wels in Oberösterreich hat eigentlich nicht viel mit dem insolventen Signa-Konzern zu tun. Wohl aber die dortige regionale Raiffeisenbank.
IMAGO/Volker Preusser

Warum diese Geschäfte? Fest steht: Häufig gibt es in den Regionen, in denen sich diese Banken befinden, keinerlei Signa-Immobilien. Spezifische Finanzierungen von Signa-Projekten in der jeweiligen Region stecken also nicht dahinter.

Die Institute berufen sich allesamt auf das Bankgeheimnis, DER STANDARD hat sich aber in der Branche umgehört. Demnach stammen die Engagements vornehmlich aus der Nullzinsphase vor dem Jahr 2022. Die Banken hatten viel Geld auf der Seite – und wenige Möglichkeiten, es lukrativ anzulegen.

Suche nach Profiten

In dieser Zeit traten hochspezialisierte Kreditvermittlungsbüros an die Institute heran, um sie zu Finanzierungen zu bewegen, die eigentlich nicht ihr Kerngebiet waren – aber eine gute Verzinsung versprachen. Häufig taten sich infolge eines solchen Offerts mehrere kleine Banken für eine Kreditvergabe zusammen – was einerseits eine hohe Kreditsumme ermöglichte und andererseits das Risiko der einzelnen Teilnehmer verringerte.

Einen dieser Fälle hat etwa die deutsche Lokalzeitung Die Rheinpfalz recherchiert. Demnach schlossen sich mehrere deutsche Sparkassen zusammen, offenbar unter Federführung der Sparkasse Rhein-Nahe unweit von Frankfurt. Jede Sparkasse trug einige Millionen bei; in Summe wurde der Signa Holding solcherart ein 100-Millionen-Euro-Kredit beschert. Die deutschen Banken stehen heute ebenso auf den Gläubigerlisten wie viele österreichische, etwa des Raiffeisensektors.

Wie viel Geld für die kleinen Banken heute wirklich verloren ist, gestaltet sich wohl von Fall zu Fall unterschiedlich: Immerhin weiß man nicht, wie viel von einem Kredit einer bestimmten Bank bereits getilgt worden ist. Außerdem hoffen die Gläubiger, am Ende der Insolvenzverfahren eine Quote von 30 Prozent zu bekommen. (Joseph Gepp, 17.1.2024)