Annie Ernaux
Die französische Nobelpreisträgerin Annie Ernaux gilt als BDS-Unterstützerin.
APA/AFP/ALAIN JOCARD

Berlin – Die französische Literaturnobelpreisträgerin Annie Ernaux unterstützt einen Aufruf zum Boykott von staatlichen Kulturveranstaltungen in Deutschland. Der Suhrkamp-Verlag bestätigte das am Dienstag und teilte mit, dass sich die 83-Jährige nicht weiter dazu äußern wolle.

Der Aufruf namens "Strike Germany" richtet sich an internationale Kulturschaffende. Hintergrund ist die deutsche Haltung im Nahostkonflikt. Unter anderem wird der Boykott von Veranstaltungen deutscher Kultureinrichtungen gefordert.

Die Ernsthaftigkeit des Anliegens wurde angezweifelt, "weil der Ton so krass, die Vorwürfe so überzogen waren, dass man auch vermuten konnte, es handle sich um eine seltsam verdrehte Parodie oder Satire", schrieb die "Frankfurter Allgemeine Zeitung", der der Suhrkamp-Verlag die Unterstützung Ernaux' ebenfalls bestätigt hatte.

Deutschland reagiert zurückhaltend

Das deutsche Staatsministerium für Kultur und Medien reagierte nach einem Bericht der "Rheinischen Post" zurückhaltend auf "Strike Germany". "Zu Boykottaufrufen in der Kultur hat die Kulturstaatsministerin mehrfach betont, dass sie davon nichts hält. Sie schätzt die Situation in der deutschen Kultur auch völlig anders ein", zitierte die Zeitung das Ministerium.

Ernaux wird eine Nähe zur BDS-Bewegung vorgeworfen. BDS steht für "Boykott, Desinvestition und Sanktionen". Dies richtet sich unter anderem gegen Waren aus Israel sowie gegen die Zusammenarbeit mit Israel in Kultur und Wissenschaft. Ernaux hatte 2018 zusammen mit anderen Kultur- und Kunstschaffenden zum Boykott der Kultursaison "Frankreich–Israel" aufgerufen und 2019 zum Boykott des Eurovision Song Contest in Tel Aviv. (APA, 17.1.2024)