Paraski Veronika und Elisabeth Aigner
Veronika und Elisabeth Aigner auf dem Dach der Mastercard-Lounge in Kitzbühel. Hinter ihnen der Hausberg, der sich dem Betrachter vor Ort wie eine Wand präsentiert.
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Bereits 2023 hat sich die stark seheingeschränkte Niederösterreicherin Veronika Aigner (20) mit ihrer Schwester Elisabeth (25) als Guide auf die Kitzbüheler Streif gewagt und eine Besichtigungsfahrt hingelegt. Heuer haben die Schwestern "eins draufgesetzt". Bevor die Paralympics-Siegerinnen 2022 und Weltmeisterinnen 2023 (jeweils im Slalom und Riesentorlauf) vor der ersten Abfahrt auf der Streif am Freitag den Zielhang in Angriff nahmen, durften sie auf Einladung ihres Helmsponsors Mastercard bereits im Vorfeld der Hahnenkammrennen über die rennfertige Piste fahren.

Gemeinsam ans Limit: Para-Skisport auf der Streif
Tauche ein in das faszinierende Projekt der Sporthilfe und Mastercard, bei dem der Kitzbüheler Ski Club (KSC) stolzer Unterstützer ist. In diesem beeindruckenden Video zeigen die österreichischen Skistars Veronika und Elisabeth Aigner, begleitet von der Ski-Le
Hahnenkamm-Rennen Kitzbühel

Vom Steilhang aus rasten sie über den Brückenschuss zur Alten Schneise, über Seidlalm und Lärchenschuss bis hin zum Hausberg. "Bei der Seidlalm wollten wir abbremsen, haben es aber nicht geschafft", erzählt Elisabeth, die vorausfährt und ihrer nur fünf bis zehn Meter hinter ihr herfahrenden Schwester über Headset Anweisungen gibt.

"Es war ziemlich eisig, wir haben locker über 100 km/h draufgehabt. Mein Puls war bei 170. Hut ab vor den Leuten, die hier mit über 130 km/h runterfahren", sagte Veronika, Österreichs Parasportlerin der Jahre 2020, 2022 und 2023. Ihr Sehvermögen liegt seit Geburt an bei nur acht Prozent. "Ich sehe im Grunde nur weiß, weil alles sehr verschwommen ist. Dafür sind meine anderen Sinne schärfer ausgeprägt."

Testpilot Raich: "War der Wahnsinn"

Um Normalsehenden zu vermitteln, wie sich die Streif für Veronika präsentiert, wurde Benni Raich (45) eingeladen, um mit einer speziell präparierten Brille hinter Elisabeth herzufahren. Dabei wurde die Sehschwäche mit einer Folie simuliert. "Mit dieser Brille da runterzufahren war der Wahnsinn. Jeder, der selbst einmal Ski gefahren ist, weiß, wie wichtig eine gute Sicht ist, und die fehlt bei Vroni komplett. Ich ziehe meinen Hut vor Vroni und Lisi, dass sie das im Renntempo hinbekommen", zeigte sich der Olympiasieger und Weltmeister beeindruckt.

Benni Raich mit Veronika Aigner Streif Kitzbühel
Benni Raich zeigte sich nach seiner Probefahrt beeindruckt.
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Nach 18 Torstangen und drei Läufen soll Raich "müde und fassungslos" gewesen sein, schildert Elisabeth. "Er hat mehr Pflugschwünge gemacht als Parallelschwünge. Ich habe mich gefühlt, als würde ich mit einem Fünfjährigen fahren. Er konnte es nicht fassen, was es für einen Unterschied macht." Auf eine Besichtigung der Strecke im Vorfeld haben die beiden waghalsigen Polizeisportlerinnen verzichtet. "Wir haben eh voriges Jahr besichtigt", sagten sie.

Gefahren sind sie mit Latten, die dem Reglement des Paraski-Weltcups entsprechen. "210er-Super-G-Skier mit 40 Meter Radius. Die werden gefahren, ob wir wollen oder nicht", sagt Elisabeth. Das Fahren mit wenig Abstand birgt insbesondere bei höheren Geschwindigkeiten zusätzliche Risiken. Stürzt der Guide, ist ein Auffahrunfall oftmals unvermeidbar. Da sie schon seit sieben Jahren gemeinsam auf den Pisten unterwegs sind, gibt es aber keine Vertrauensprobleme.

Elisabeth muss auch auf den Abstand ihrer hinterherfahrenden Schwester achten. "Wenn sie sich im Windschatten ansaugt, muss ich wegfahren." Fährt Elisabeth zu weit vorne weg, sieht Veronika nicht mal mehr die bunten Skischuhe ihrer Schwester, an denen sie sich neben den laufend durchgegebenen Anweisungen zusätzlich orientiert. (Thomas Hirner, 20.1.2024)