Japanischer Mondlander Slim
Diese künstlerische Darstellung zeigt, wie die gelandete Mondsonde auf der Oberfläche des Erdtrabanten aussehen könnte. Das Aufsetzen gelang, doch die Solarpaneele machen Probleme.
EPA/JAXA

Lange war unklar, wie es um den Mondlander Slim steht. Mit seiner Landung am vergangenen Freitag schrieb Japan Geschichte und wurde zur erst fünften Nation, der eine sanfte Landung auf dem Mond gelang. Doch aus den "20 Minuten des Horrors" (so lange dauerte der Landeflug) wurden rund zwei Stunden, in denen die Öffentlichkeit um das kleine Raumschiff ohne menschliche Besatzung bangte. So lange blieb am späten Freitagnachmittag mitteleuropäischer Zeit – in Japan war es kurz nach Mitternacht – die Bestätigung der geglückten Landung aus. In der Zwischenzeit schürten Fachleute und interessierte Laien auf Twitter Hoffnung: Offenbar wurden auf der Frequenz des Mondlanders Daten auf der Erde empfangen.

Das bestätigten die Vertreter der japanischen Weltraumorganisation Jaxa später auf einer Pressekonferenz. Und sie erklärten die Probleme: Die Solarpaneele dürften falsch ausgerichtet sein und können keine Energie produzieren. Die Batterien liefern nur noch für begrenzte Zeit Strom. Daraus zog man rasch Konsequenzen, wie die Jaxa am Montag mitteilte: Nun wurde Slims Stromversorgung abgeschaltet.

Batterie: zwölf Prozent

Die Batterie der Sonde stehe aktuell bei zwölf Prozent Ladung, man habe sie abgeklemmt und das Raumfahrzeug am Samstag abgeschaltet, informierte die Raumfahrtbehörde. Sie habe damit eine Situation vermeiden wollen, in welcher "der Neustart (der Landefähre) behindert werden könnte".

Dies verrät bereits, dass es noch Hoffnung gibt: Sollte das Sonnenlicht künftig von Westen auf den Mond treffen, gibt es "eine Möglichkeit der Energieerzeugung" über die Solarzellen. Derzeit bereite sich die Behörde auf die Wiederherstellung vor. Slim – kurz für "Smart Lander for Investigating Moon" (Intelligentes Landemodul zur Erforschung des Mondes) – hat zwei innovative Roboter an Bord, die beginnen könnten, die Oberfläche des Mondes zu erkunden, sofern die Stromversorgung gesichert ist und die Sonde so landete, dass sie sie verlassen können. Sie sollen etwa mehr über das Wasser auf dem Erdtrabanten herausfinden.

Japanischer Mondlander Slim
Beim Landen kann Slim den Boden scannen und so seinen angepeilten Landeplatz besonders präzise erreichen. Die Solarpaneele können aktuell aber keine Energie produzieren.
EPA/JAXA

Zunächst will die Jaxa die Daten analysieren, die während der Landung gesammelt worden sind. So soll etwa festgestellt werden, ob das 2,40 Meter lange und 1,70 Meter breite Raumfahrzeug es geschafft hat, in dem vorgesehenen Radius von hundert Metern im Shioli-Krater zu landen. Der Spitzname von Slim lautet "Moon Sniper", Mond-Scharfschütze, weil er zu einer enorm präzisen Landung fähig ist: Das Ziel lässt sich unter anderem per Infrarot-Scan der Mondoberfläche auf hundert Meter genau treffen. Andere Mondfahrzeuge konnten bisher lediglich im angepeilten Umkreis von mehreren Kilometern landen.

Herausforderung Gravitation

Unabhängig davon, wie genau die Sonde ihren Zielbereich einhielt, darf Japan die erstmalige geglückte Landung auf dem Mond feiern. Erst im vergangenen Sommer reihte sich Indien nach den USA, der Sowjetunion und China in die Riege jener Staaten ein, denen das schwierige Unterfangen gelang. Insbesondere bei Missionen ohne Crew ist es schwierig, auf die Distanz alle Parameter abzuschätzen und mit vorprogrammierter Software den Crash auf die Mondoberfläche zu verhindern. Weil der Mond im Vergleich zur Erde quasi keine Atmosphäre hat, kann der Aufprall rasch unsanft ausfallen; Missionen von der europäischen Weltraumorganisation Esa sowie aus Israel scheiterten ebenfalls bereits bei diesem Versuch.

Sogar eine Präzisionslandung auf einem Asteroiden war für die japanische Jaxa einfacher und gelang in den Jahren 2005 und 2018 mit den Hayabusa-Missionen. Der Vorteil: Bei Asteroiden kann man die Gravitation vernachlässigen, also die Anziehungskraft des kosmischen Objekts. Der Erdmond hingegen ist so groß, dass er nahende Flugkörper an sich zieht. Können sie nicht optimal abbremsen, sorgen sie für einen weiteren der zahlreichen Impaktspuren auf dem Mond. (sic, APA, 22.1.2024)