Kohlmeise sitzt im Winter auf einem Ast, englisch great tit
Bei der jährlichen Zählung der Wintervögel löste die Kohlmeise den Haussperling als "Titelverteidiger" ab.
IMAGO/Bernd Feil/MiS

Die enorm hohen Sichtungszahlen ließen es vorab erahnen, mittlerweile ist es offiziell: Die Kohlmeise wurde bei der österreichischen "Stunde der Wintervögel" 2024 am mit Abstand häufigsten gesichtet. Das jährliche Zählprojekt fand Anfang Jänner zum 15. Mal statt und ist das größtes Citizen-Science-Projekt des Landes. Offensichtlich konnte es weiter wachsen: Mit 27.821 gab es so viele Teilnehmerinnen und Teilnehmer wie nie zuvor. Und sie beobachteten im Vergleich zum Vorjahr deutlich mehr Vögel, wie die Vogelschutzorganisation Birdlife berichtet – wobei der Langzeittrend negativ ausfällt. Im Siedlungsraum halten sich also immer weniger Vögel auf.

Im Jubiläumsjahr nahmen um 13,4 Prozent mehr Naturbegeisterte an der Aktion teil als im Vorjahr. 677.186 Vögel – plus 45 Prozent – wurden gesichtet. Seit der ersten Zählung 2010 haben nunmehr insgesamt 180.937 Teilnehmende 4.399.481 Wintervögel gemeldet, berichtete Birdlife-Geschäftsführer Gábor Wichmann. Die nächste "Stunde der Wintervögel" findet von 4. bis 6. Jänner 2025 statt. Es gilt zu dokumentieren, wie viele Tiere einer Spezies innerhalb von einer Stunde maximal zur gleichen Zeit im Garten, Park oder Landstrich zu sehen waren.

weiblicher Haussperling
Der Haussperling, hier ein Weibchen, zählt weiterhin zu den meistbeobachteten Wintervögeln.
Johannes Hohenegger

Die Kohlmeise war Österreichs häufigster Siedlungsvogel, sie wurde mit durchschnittlichen 5,3 Individuen pro Garten in 89,4 Prozent der Gärten gesichtet. Der Vorjahressieger Haussperling ("Hausspatz") und der Feldsperling ("Feldspatz") landeten auf den Plätzen zwei und drei. Seit Beginn der Zählungen sind diese drei Arten die häufigsten Vögel im winterlichen Siedlungsraum. Die Amsel flatterte auf Platz vier, sie war im Vergleich zum Jahr davor in allen Bundesländern um ein Viertel häufiger anzutreffen.

Gärten sind weniger naturnah

Im Schnitt besuchten an den Zähltagen (5. bis 7. Jänner 2024) rund 32 Vögel die heimischen Gärten. Das waren deutlich mehr als im Jahr zuvor, als sich mit 26 Vögeln pro Garten so wenige wie noch nie im Siedlungsraum aufhielten. Der Langzeittrend (2010 bis 2024) zeigt laut Birdlife jedoch eine kontinuierliche Abnahme: Waren in den ersten sechs Jahren noch mehr als 40 Vögel pro Garten zu beobachten, ging es ab 2016 nahezu stetig bergab. Einfluss darauf haben die Witterung und das Nahrungsangebot etwa durch Waldbäume sowie Lebensraumverschlechterungen für Vögel in den Siedlungen durch zunehmend naturfern gestaltete Gärten, den Verlust alter Baumbestände und Bodenversiegelung.

Seidenschwanz
Öfter als sonst sind in Osteuropa derzeit die Seidenschwänze zu sehen, die sich sonst bevorzugt in Sibirien und Skandinavien aufhalten.
Bernhard Paces

Ein weiterer Faktor, der die Zahl beobachteter Vögel beeinflusst, ist das Wetter. Ist es nicht allzu kalt und noch dazu schneefrei, werden üblicherweise weniger Vögel im Siedlungsraum beobachtet. Vereinfacht gesagt fehlt ihnen dann eher der Anreiz, sich (womöglich für diesen Zweck bereitgelegtes) Futter aus Gärten zu holen.

Zu den wenigen Vogelarten, die im Lauf der Jahre einen leicht positiven Trend aufweisen, zählt der Stieglitz. Er überwintert mittlerweile verbreitet auch in heimischen Siedlungsräumen und kommt dann gerne zu Futterstellen.

Gimpel im Schnee
Gimpelmännchen stechen durch ihre orangeroten Federn hervor.
Rainer Windhager / naturfotografien.at

Auf der zugehörigen Website lassen sich die Statistiken nach Bundesland abrufen. Im Burgenland und in der Steiermark wurden etwa mehr Vögel als im österreichischen Durchschnitt beobachtet. In Kärnten sichteten die Teilnehmerinnen und Teilnehmer so viele Gimpel wie noch nie, auch in anderen Bundesländern ließ er sich öfter blicken. In Wien war die Aaskrähe besonders häufig zu sehen und landete erneut auf dem zweiten Platz – hinter Landessiegerin Kohlmeise (englisch "great tit"), der hier ein eigener Beitrag gewidmet wurde. (APA, red, 22.1.2024)

Kohlmeise, englisch: great tit
Eine Kohlmeise lässt sich Platz eins schmecken.
imago stock&people/blickwinkel