Resonanzen
Der französische Dirigent Christophe Rousset eröffnete die "Resonanzen" mit barocken Schauwerten und dazugehöriger Musik.
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Prachtkostüme, Prunkszenen und ein Großaufgebot an Premium-Stimmen: Die Opern am Hof Ludwig XIV. können bis heute als Glanzbeispiel für generöses Kultursponsoring gelten. Allein die Schauwerte am Beginn von Jean-Baptiste Lullys Atys dürften das Publikum aus den Schnallenschuhen gekippt haben. Nicht nur Gott Chronos und Gefolge beehren das Vorspiel; mit dabei auch Göttin Flora mit Nymphen-Tross, eine Theatermuse samt acht antiken Helden und die geflügelte Iris mit einem Regenbogen. Keine Spur von diesem Gepränge freilich im Konzerthaus: Die Resonanzen, Festival für Alte Musik, haben mit Lullys Tragédie en musique begonnen – naturgemäß ohne ein Ausstattungsbudget zu verprassen.

Dafür stachen andere Eigentümlichkeiten der Rarität ins Auge. Bemerkenswert die Librettodüsternis rund um eine Liebe mit blutigem Ende: Weil ihr Hohepriester Attis eine andere liebt, straft ihn die Göttin Kybele drakonisch. Dass das Werk als Tummelplatz schillernder Orchesterfarben gilt, ließ sich indes kaum nachvollziehen. Dirigent Christophe Rousset hielt seine Talens Lyriques zu einer Spielart an, die auf vitale Lautstärkenverläufe und Ausdrucksintensität verzichtete.

Weder für Aug’ noch Ohr eine Pracht, machte der Abend nur wegen einer Nettospielzeit von drei Stunden Eindruck ... Den einhelligen Schlussapplaus hatten sich zumindest die Vokalkräfte verdient: vor allem der inbrünstige Reinoud Van Mechelen (Attis) und Judith van Wanroij als grollende Gottheit. (irrge, 23.1.2024)