Noch steht in der Landesgalerie Burgenland ein mehrere Meter hohes Gerüst. Laserstriche an den Wänden helfen den Arbeitern, die Bilder auszurichten. Eigentlich schaut, bis auf den großen Arbeitstisch voller Werkzeuge mitten im Raum, schon alles so aus, als könnte die Ausstellung "Fertilized" in zwei, drei Stunden eröffnen. "Wir sind fast fertig", stimmt John Petschinger zu und sinniert sogar darüber, ob es sich nicht ausgehen könnte, dass er vor der Eröffnung am 26. Jänner vielleicht sogar noch einen freien Tag hat.

Der Künstler vor einem großen schwarzen Gemälde.
John Petschinger in der Landesgalerie Burgenland, bei den Aufbauarbeiten seiner Ausstellung "Fertilized".
Guido Gluschitsch

John Petschinger wohnt im Burgenland und in Wien. Er kommt aus einer Hoteliersfamilie in Bad Tatzmannsdorf, in der das Atelier schon lange dazugehört. "Mein Opa hat gemalt, meine Mutter hat gemalt", erzählt er. Seine Mutter malte nicht zuletzt auch oft noch eine Blume unter seine Hausübung, damals, in der Volksschule. "Wenn man etwas dazugezeichnet hat, hat man oft noch einen Pluspunkt bekommen, auch wenn man zum Beispiel gar nicht so schön geschrieben hat", erinnert sich Petschinger. Die Blume, oder vielmehr die Blüte mit ihren sechs Blättern, ist später zu seinem Markenzeichen geworden.

Der Künstler vor einem Wolkenfoto.
Erstmals stellt Petschinger die Wolkenbilder aus, die ihm als Grundlage für die Farbtafeln dienen.
Guido Gluschitsch

Abgesehen davon sind die Bilder, die er in Eisenstadt ausstellt und die im vergangenen Jahr entstanden sind, farblich monoton. Entweder in einer mehr oder weniger knalligen Farbe wie bei den "Color Panels" – wobei dezent ist keine der Farben – oder in Schwarz wie bei den "Black Paintings". Drei riesige, durchgängig schwarze Bilder hängen nebeneinander an der hinteren Wand der Galerie. Zwei der drei Gemälde ziert die einfache Blüte. Darauf angesprochen, dass man nicht überall gleich als Künstler anerkannt wird, wenn man es schafft, eine Leinwand schwarz anzumalen, sagt der heute 29-Jährige: "Ich habe mich nie dafür interessiert, ob diese Arbeiten jemandem gefallen. Ich habe das für mich gemacht. Ich hatte Angst davor, schwarze Bilder zu malen, sie nur zu grundieren." Dieser Angst hat er sich gestellt. In seiner ganzen Kunst erkennt er etwas Banales, erzählt er, während er durch die fast fertige Ausstellung geht. "Noch banaler ist es, schwarze Bilder vor einem schwarzen Hintergrund aufzuhängen", sagt er und zeigt auf die gegenüberliegende Wand.

Der Künstler vor drei Gemälden.
Die Farbtafeln in Grün und Pink nehmen zwei Wände ein.
Guido Gluschitsch

Doch ganz so einfach ist die Sache mit der Banalität dann doch nicht. Das fällt vor allem bei seinen Farbtafeln, den "Color Paintings", auf. Was auf den ersten Blick wie schludrig aufgetragene Farbe mit einer Blüte wirkt, ist viel komplexer. Wolkenbilder auf Metallplatten bilden die Grundlage, auf der Petschinger zu arbeiten beginnt – mit Farbe und Kunstharz. Schicht für Schicht erarbeitet er sich so die Bilder, die am Ende etwas Dreidimensionales haben und nicht hinter Glas ausgestellt werden. Erstmals zeigt Petschinger auch die Wolkenbilder, welche als Basis dienen. Eines heißt etwa "Days We Got Our Eyes Lasered". Er hat es nach einer Augenoperation aufgenommen, am Tag, als er das erste Mal wieder die Augen aufmachen durfte. Dass das Fokussieren damals noch nicht so gut funktioniert hat, fließt nun in seine Bilder ein.

Fehlende Informationen

"Die Fotografien haben das Verhältnis 4:3, die Ausschnitte, die ich für die Bilder verwende, das Verhältnis 4:5", erklärt er. Ersteres entspricht dem Mittelformat einer Kamera, Letzteres der Darstellung von Bildern in Social-Media-Kanälen. Der Umstand, dass die Ausschnitte nie das ganze Bild zeigen und es wegen der fehlenden Information schon auch zur einen oder anderen Verwirrung kommen kann, ist Petschinger nicht nur bewusst, sondern willkommen.

Schwarze Bilder auf einer schwarzen Wand.
Schwarze Bilder auf einer schwarzen Wand.
Guido Gluschitsch

Als Miniatur hat er die Ausstellung bereits zuvor daheim aufgebaut und dabei bemerkt, dass er zwei weitere Bilder braucht, um zwei Wände entsprechend bespielen zu können. Rund 18.000 Euro kostet eines der großen Bilder, etwa 5.000 Euro ein kleines. Petschinger kann seit Jahren von seiner Kunst leben und gibt zu, reich zu sein, an Zeit, wie er sagt, die er so gestalten kann, wie er gerne möchte. Möglich, dass ihm das nur gelingt, weil er seiner Zeit voraus ist. Diesen Eindruck mag man gewinnen, wenn er nebenbei erwähnt, dass nicht nur jetzt, wenige Tage vor der Eröffnung der Ausstellung "Fertilized" in Eisenstadt, schon alles fertig ist, sondern seine kommende Ausstellung, ab Mai in Wien, ebenfalls bereits fertig konzipiert ist. (Guido Gluschitsch, 23.1.2024)