Der vermessene Arbeitskräftemangel in Österreich hat sich in den vergangenen Monaten wieder etwas entschärft. Aktuell sind rund 90.000 Stellen beim AMS als offen gemeldet. Am Höhepunkt, nach der Pandemie, waren es 120.000 freie Stellen. Die schwächere Konjunktur hat dazu geführt, dass Unternehmen wieder zurückhaltender dabei geworden sind, Personal anzustellen. Wenn sich die Ökonomen nicht geirrt haben, dürfte die Rezession allerdings zu Ende sein und die Konjunktur wieder anziehen. Gut möglich also, dass dann wieder mehr über den Mangel geredet wird.

Genau deshalb haben das Arbeitsministerium und das AMS eine kleine Initiative präsentiert, um Menschen dazu zu bringen, mehr Arbeitsstunden zu leisten. Der zuständige Arbeitsminister Martin Kocher (ÖVP) und die AMS-Vorständin Petra Draxl haben die Maßnahme am Dienstag präsentiert.

Video: Neues Kombilohnmodell soll höhere Arbeitszeit attraktiver machen.
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Das AMS fördert mit einem Kombilohn schon jetzt Menschen, die länger als ein halbes Jahr arbeitslos waren oder über 50 sind und länger als drei Monate keine neue Stelle finden. Bisher sieht die Regel vor, dass wer dann eine Stelle antritt und mindestens 20 Stunden in der Woche arbeitet, beim AMS beantragen kann, den Nettolohn aufzustocken. Dabei zahlt das AMS den Betroffenen einen Zuschlag aus, um so das Einkommen auf jenen Level zu bringen, der 130 Prozent des zustehenden Arbeitslosengeldes beziehungsweise der Notstandshilfe entspricht. Beispiel: Wer 1.000 Euro Anspruch auf Arbeitslosengeld hat, einen 20-Stunden-Job annimmt und dabei 900 Euro verdient, bekommt also 400 Euro vom AMS dazu, macht 1.300 Euro insgesamt. Damit steigt der Betrag auf 130 Prozent des Arbeitslosengeldes.

ÖVP-Arbeits- und -Wirtschaftsminister Martin Kocher hofft, dass durch mehr Arbeitsstunden der Arbeitskräftemangel gelindert wird.
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Künftig gilt, dass im Regelfall das AMS nur noch fördert, wenn eine Beschäftigung von mindestens 30 Stunden in der Woche aufgenommen wird. Aber: Dafür erhalten die Beschäftigten einen höheren Zuschlag, nämlich bis zu 55 Prozent. Wer im oben genannten Beispiel 30 Stunden arbeitet, bekäme 1.350 Euro Lohn, das ist gleich lukrativ, wie 20 Stunden zu jobben und die Kombilohnhilfe zu beantragen. Durch den höheren Bonus kann das Einkommen mit der Unterstützung künftig auf bis zu 1.550 Euro steigen.

Für Menschen mit Behinderung gibt es ebenfalls eine Neuerung, für sie entfällt künftig die Verpflichtung, ein halbes Jahr auf Jobsuche sein zu müssen. Sie können also ab dem ersten Tag um die Beihilfe ansuchen. Wer Betreuungspflichten hat, kann weiter das alte Modell in Anspruch nehmen und sich ab 20 Wochenstunden aufstocken lassen. Im vergangenen Jahr gab es etwa 5.700 Neubewilligungen auf Kombilohn-Beihilfe. Künftig kann der Zuschuss bis zu drei Jahre lang ausbezahlt werden, das Geld geht dabei direkt an die Arbeitnehmer. (András Szigetvari, 23.1.2024)