Michael J. Fox auf dem Red Carpet einer Veranstaltung
Hollywoodstar Michael J. Fox hat seine Parkinson-Erkrankung schon vor Jahren öffentlich gemacht, sie hat sich bei ihm sehr früh manifestiert. Auch in Österreich sind zigtausende von der Krankheit betroffen.
AP

Parkinson empfinden viele als Krankheit alter Menschen, die dann in erster Linie zittern. Tatsächlich sind Betroffene bei der Erstdiagnose im Schnitt 62 Jahre alt, also oft noch im Erwerbsalter. Und immerhin zehn Prozent der Betroffenen sind bei Ausbruch unter 50. Parkinson ist die neurodegenerative Erkrankung mit dem höchsten Anstieg an Betroffenen weltweit, sie kommt außerdem nach Demenz am häufigsten vor. Weltweit sind rund zehn Millionen Menschen davon betroffen, in Österreich 20.000 bis 30.000.

Das große Problem: Für Parkinson gibt es, wie auch für andere neurodegenerative Erkrankungen, keinen Heilung. Es mindert zwar die Lebenserwartung kaum – statistisch gesehen nur um drei Monate –, aber die Begleiterscheinungen der Krankheit wie Schlafprobleme, Muskelsteifigkeit oder auch Depressionen können die Lebensqualität massiv einschränken. Wesentlich zur Besserung der Probleme beziehungsweise zur Verlangsamung des Verlaufs tragen Sport und Bewegung bei. Und es gibt natürlich auch Medikamente, die hier unterstützen.

Der "Goldstandard" in der medikamentösen Behandlung ist der Wirkstoff Levodopa, eine Dopamin-Vorstufe in Tablettenform. Und nun steht seit kurzem eine neue Verabreichungsform zur Verfügung, die bei fortgeschrittener Erkrankung bessere Lebensqualität verspricht. Und zwar über ein tragbares Infusionsgerät, das Levodopa subkutan, in das Unterhautfettgewebe, abgibt, berichtete die Medizinerin Stephanie Hirschbichler, Leiterin der Bewegungsstörungsambulanz am Universitätsklinikum St. Pölten, bei einer Pressekonferenz in Wien.

Nicht mehr operativ

Bei der Erkrankung kommt es aus bisher unbekannter Ursache zur Bildung von sogenannten Lewy-Körperchen aus fehlgefaltetem körpereigenem Eiweiß, das führt zu einer zunehmenden Neurodegeneration. Davon betroffen sind dopaminerge Neuronen, die den auch für Bewegung notwendigen Botenstoff Dopamin produzieren. Bereits im frühen Stadium kommt es aufgrund daraus resultierenden Mangels zur Verlangsamung der Bewegung, Steifheit der Muskulatur und Zittern (Tremor). Dagegen wird seit mittlerweile fünf Jahrzehnten die orale Gabe der Dopamin-Vorstufe Levodopa eingesetzt, erläuterte Hirschbichler.

Mit dem Fortschreiten der Krankheit kommt es jedoch bei oraler Einnahme zunehmend zu anormal hohen und niedrigen Dopamin-Konzentrationen, die zu ausbleibender Wirkung und Nebenwirkungen führen können. Spätestens dann sollte laut Hirschbichler an gerätegestützte Therapien gedacht werden. Bisher haben diese aber meist einen operativen Eingriff notwendig gemacht, weil etwa eine Magensonde gesetzt wurde. Nun gebe es mit der subkutanen Infusionstherapie eine minimalinvasive Alternative. Studienergebnisse zeigen eine Verbesserung der Lebensqualität. Trotzdem kommt es aber weiter zu leichten bis mittelschweren Nebenwirkungen, die teils auch bei oraler Levodopa-Einnahme auftreten, wird relativiert.

Hilfe mit Selbsthilfe

Immerhin dürfte die Behandlung der Parkinson-Betroffenen soweit gut aufgestellt sein, 88 Prozent von ihnen fühlen sich in Österreich "gut" oder "eher gut" behandelt, berichtete Gerlinde Baldauf vom Pharmakonzern Abbvie aus einer Umfrage vom Sommer 2022. Allerdings geben 39 Prozent auch an, nicht mit ihrer Erkrankung zurechtzukommen. 76 Prozent brauchen außerdem im Alltag Hilfe, beispielsweise von Angehörigen. Die orale Therapie ist bei 93 Prozent der Betroffenen bekannt, aber nur 55 Prozent kennen andere Medikamentengaben und begleitende Therapien wie Physio- und Logotherapie. Das ist eine "Lücke, die es zu schließen gilt", sagte Baldauf, die bei Abbvie in Österreich für Patientenangelegenheiten zuständig ist.

Austausch mit anderen Betroffenen sei den Patienten besonders wichtig, betont Baldauf. Das hatte in der Corona-Pandemie schlechter funktioniert. Auch die Neurologin Michaela Steffelbauer, Präsidentin der Parkinson-Selbsthilfe Oberösterreich, verwies darauf. Hier könnten Selbsthilfegruppen wertvoll sein. Dort gebe es neben dem wichtigen Austausch etwa gemeinsames Turnen, Singen und Basteln sowie Wandern oder Ausflüge. Auch Sportarten können gemeinsam neu entdeckt werden. Und all das hilft, die Lebensqualität zu steigern. (APA, kru, 23.1.2024)