Ski Après Schulskikurs Satire Kolumne Mittel-Alter
Einmal, in zartester Jugend, hetzt man als Teilnehmer des Schulskikurses die Streif hinunter: Im Bild ist es ein Berufener wie Marco Odermatt.
IMAGO/IPA Sport/ABACA

Der Monat Jänner setzt auch solche Österreicher, die nicht Richard Lugner heißen, gehörigem Stress aus. Lange bevor der Wiener Opernball mit dem Einzug von Priscilla Presley standesgemäß anhebt, ist bereits Streif-Wochenende. Aller Augen richten sich besorgt nach Kitz­bühel. Es gilt, festzustellen, ob die Biervorräte dem Ansturm der Flachlandtouristen standhalten werden. Kaum wagt man, abzuschätzen, was eher platzt, die Haut der Weißwürste oder die Trachtenmieder in Rosis Stuben.

"Normalos" frequentieren daher sicherheitshalber den "NÖ-Heurigen im Kitzhof". Dort geben sich auch solche Menschen die Kante, die es sonst am gehörigen Feinschliff fehlen lassen. In den Reformjahren der Ära Kreisky wurde nicht nur der Gedanke der Volksfitness hochgehalten („Fitmarsch“). Die Teilnahme am Schulskikurs war obligatorisch.

Die Latten, die man ausgehändigt bekam, maßen mehr als zwei Meter. Die Latzhosen waren aus atmungspassivem Kunststoff. Ihrer sich zum Zwecke der Erleichterung zu entledigen, bedurfte es der ­Geschicklichkeit eines Houdini. Der Geruch, der jedem Ankömmling in einem der alpinen Jugendheime in die Nase stieg, war atembenehmend. In ihm wetteiferten Skiwachs, Sonnencreme, Angebranntes und Erbrochenes um die Vorherrschaft.

Gähnender Abgrund

Unvergesslich der Augenblick, als ich, ein molliger, kleiner Babyboomer, mit angeschnallten Skiern das erste Mal im Starthaus der Streif-Abfahrt in Kitzbühel stand. Vor mir gähnte ein Abgrund, der, mit Rücksicht auf den Abfall der Piste, an einen Höllensturz denken ließ.

Wenn die Redensart, jemand mache sich vor Angst in die Hosen, jemals am Platze war, dann damals. Ich glitt wie von Sinnen vor Furcht zu Tale. Der Feinschliff der Kanten muss mir das Leben ge­rettet haben. Bald schon schien die Geruchswolke in unserem ­Jugendheim um eine weitere ­Zutat bereichert. (Ronald Pohl, 24.1.2024)