Der Krieg in der Ukraine wird nicht nur mit Infanterie, Panzern und Raketen ausgetragen, sondern auch im Cyberspace. Und während die ukrainische Sommeroffensive hinter den Erwartungen zurückblieb, gelang nun auf diesem Schlachtfeld ein großer Schlag gegen das russische Militär. Die Hackergruppe "Blackjack", der Verbindungen zum ukrainischen Geheimdienst GUR nachgesagt werden, hat diesem einen Datenbestand von 1,2 Terabyte übergeben. Der Inhalt soll ausgesprochen brisant sein.

Pläne von über 500 Militäranlagen

Laut Business Insider und verschiedenen ukrainischen Medien betraf der Cyberangriff ein russisches Staatsunternehmen, das für die Überwachung und Organisation aller staatlichen Bauaufträge zuständig ist. Enthalten waren demnach wichtige Informationen über bereits fertiggestellte, in Konstruktion, Erneuerung oder Planung befindliche Militäranlagen. Von mehr als 500 solchen Anlagen in Russland und besetzten ukrainischen Gebieten sollen nun detaillierte Pläne vorliegen. Hinzu kommen Daten über Armeehauptquartiere, Kasernen, Luftverteidigungsanlagen und Waffenlagerstätten sowie verschiedene technische Unterlagen.

Ein Waffenlager in Westrussland. Der ukrainische Geheimdienst soll nun über detaillierte Pläne von über 500 Militärstandorten des russischen Heers kennen.
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Neben dem Datenabgriff soll "Blackjack" außerdem die Daten von sieben Servern gelöscht und die Computer von über 150 Mitarbeitern der Staatsfirma verschlüsselt haben, ohne dass für diese Sicherungen verfügbar wären. Der Angriff habe folglich russische Bauprojekte vorübergehend "paralysiert" und solle auch künftige Projekte verzögern.

Die Cyberattacke könnte die "Rache" für den massiven russischen Hackerangriff auf den ukrainischen Mobilfunk- und Internetprovider Kyivstar im Dezember gewesen sein. Selbige hatte "Blackjack" angekündigt, nachdem man Anfang des Jahres in die Systeme des Moskauer Providers M9 hatte eindringen können. Russischen Hackern war es hingegen vor kurzem gelungen, sich Zugriff auf Überwachungskameras in Kiew zu verschaffen, was zur Auswahl und Auskundschaftung von Zielen für Raketen- und Drohnenattacken genutzt worden sein soll.

"Blackjack hat den Jackpot geholt", erklärte der GUR in einer Stellungnahme auf Telegram. Die erbeuteten Daten tragen laut Geheimdienst erheblich zur Stärkung der ukrainischen Verteidigung bei. (red, 25.1.2024)