Elīna Garanča
Die Mezzosopranistin und zweifache Mutter, Elīna Garanča, mischt nur noch in handverlesenen Premieren mit.
Andrea Humer

Wien – Natürlich wäre mehr Mühsal in ihrem Leben möglich. Elīna Garanča könnte irgendwo auf der Welt eine Opernpremiere einstudieren – etwa unter der Leitung einer Regiekraft mit zweifelhaftem Konzept. Und das in wochenlanger Arbeit fernab ihrer Familie.

Nachvollziehbar, dass sich ihre Begeisterung dafür mittlerweile in Grenzen hält: Die weltbeste Mezzosopranistin und zweifache Mutter mischt nur noch in handverlesenen Premieren mit, gönnt sich heute gern das eine oder andere entspannte Recital – wie am Dienstag im Wiener Konzerthaus. Unter dem Titel The Best of Elina Garanča gab es Arien und Ohrwürmer aus dem Kernrepertoire der Lettin, kehlenfreundlich dirigiert von Gatte Karel Mark Chichon und mit Instrumental-Füllseln gestreckt, um der Edelstimme Pausen zu schaffen. Eine Konzert gewordene Wohlfühlzone.

Sinnliches Luxustimbre

Vielleicht jedoch etwas zu komfortabel gestaltet in der ersten Hälfte: Wenn sich Garanča durch französische Arien arbeitet, liegt ein Hauch Routine in der Luft. Kein Zweifel zwar weiterhin: Sie ist nicht zuletzt dafür auf die Welt gekommen, Camille Saint-Saëns’ Mon cœur s’souvre a ta voix zu singen. Ihrem Überhit fehlt diesmal aber die lockende Sirenenmagie. Was auch mit der Begleitung zu tun hat: Das Wiener Kammerorchester lässt es hie und da an Finessen vermissen und gesangsfreie Feelgood-Nummern (wie Offenbachs Cancan) dröhnen.

Im zweiten Teil aber der Sprung auf Weltniveau: Ausgerechnet eine Zarzuela-Arie (Romanza de Socorro, Ruperto Chapí y Lorente) lässt Garanč as Opernkräfte in vollem Maße erwachen. Mit einem Mal vermittelt sich ihre Bühnenpräsenz samt der Sinnlichkeit ihres Luxustimbres. Francesco Paolo Tostis Non t’amo più absorbiert dann alle Konzentration im Saal: Garanča verleiht der Liedprotagonistin zugleich abgrundtiefe Traurigkeit und Heldenkraft. Letztlich vier Zugaben samt Carmen-Habanera, Luftbussi und launigen Dankesworten (für die Ernennung zum Konzerthaus-Ehrenmitglied) – und natürlich Standing Ovations im Saal. (Christoph Irrgeher, 24.1.2024)