Gerti Drassl spielt im Film
Gerti Drassl verkörpert im Film "Persona Non Grata" eine Ex-Skirennläuferin, die - den im STANDARD publik gewordenen Erfahrungen Nicola Werdeniggs folgend - Machtmissbrauch im Sport offenlegt.
IMAGO/Manfred Siebinger

Margarete Affenzeller

Es hat sich nie eingebürgert, Gerti Drassl bei ihrem amtlichen Namen Gertrud zu nennen. Die Südtiroler Schauspielerin, nahe Bozen geboren, heißt seit jeher Gerti. Diese volksnahe Kurzform ist nur eines der Merkmale, die die 45-Jährige besonders geerdet erscheinen lassen. Sie zählt ihrer fokussierten, aber unkomplizierten Art wegen zu den beliebtesten Darstellerinnen hierzulande in Film, Fernsehen und Theater.

"Dialekt ist meine Muttersprache", sagt sie auch. Davon profitiert der in den Kinos nun anlaufende Film Persona Non Grata, in dem sie die Titelrolle einer Ex-Skirennläuferin spielt. Erzählt wird darin fiktionalisiert über die von Nicola Werdenigg im STANDARD publikgemachten Missbrauchsstrukturen im österreichischen Skisport. Die Dreharbeiten fanden in Drassls Südtiroler Heimat statt, gesprochen wird im Tiroler Dialekt.

Frauen vom Land nehmen im Figurenspektrum Drassls einen wichtigen Platz ein – siehe Märzengrund, Das Wunder von Kärnten oder Wald. Sie kann aber sowohl kräftezehrende Existenzen als auch komische Sturköpfe spielen und dank einer im Ballett geschulten spannungsgeladenen Körperlichkeit beglaubigen. Selbiges tat Drassl auch über mehrere Staffeln hinweg als konservative, ungebremste Döblinger Hausfrau in der ORF-Erfolgsserie Vorstadtweiber.

"Mutterschiff" Theater

Dabei bezeichnet Gerti Drassl das Theater als ihr "Mutterschiff". Die am Max-Reinhardt-Seminar in Wien ausgebildete Schauspielerin war viele Jahre Ensemblemitglied im Theater in der Josefstadt, wo sie sich zuletzt der Horváth’schen Finsternis aussetzte. Drassl war aber nie eine Pickenbleiberin und hat an Bühnen in ganz Österreich gespielt, auch beim Sommertheater.

Seit 2017 arbeitet Drassl freiberuflich. So lassen sich für die gefragte Mimin die Termine von Theater- und Filmarbeiten am einfachsten unter einen Hut bringen.

Beides ist Drassl wichtig. Derzeit steht die Mutter einer Tochter im Teenageralter auf der Bühne des Wiener Volkstheaters, in einer comichaften Inszenierung des Wien-Romans Die Inkommensurablen von Raphaela Edelbauer. Auch für die kleine Bühne ist sich Drassl, die hin und wieder ebenso auf Südtiroler Bühnen zu sehen ist, nicht zu schade und tourte mit dem Stück Heldenplätze für das Volkstheater durch die Wiener Stadtbezirke. (Margarete Affenzeller, 25.1.2024)