Blick auf eine Freiflächen-PV-Anlage mit Windrädern im Hintergrund.
Die Zustimmung zu Freiflächen-PV und Windrädern nahe dem Wohnort ist zum Teil stark gesunken.
Andreas Tischler / Vienna Press

Der Preisauftrieb, der in Österreich im europäischen Vergleich mit einer Jahresinflation von 7,8 Prozent zuletzt besonders hoch war, entpuppt sich immer mehr als Bremsklotz für den Klimaschutz: Die Zustimmungswerte für erneuerbare Energieprojekte sinken, ein Verbot von Gas- und Ölheizungen stößt zumindest kurz- bis mittelfristig betrachtet mehrheitlich auf Ablehnung, Elektroautos interessieren noch weniger als ohnehin schon, die Bereitschaft zum Ausstieg aus fossilen Energieträgern sinkt generell. Das ist das Ergebnis einer gemeinsamen Studie, die vom Institut für Strategisches Management der Wirtschaftsuniversität Wien (WU), Deloitte Österreich und Wien Energie gemacht wurde.

Der Klimawandel wird von der Mehrheit der Bevölkerung zwar nach wie vor als das zentrale Problem gesehen, mit dem wir es in den kommenden zwei Jahrzehnten zu tun haben werden; es zeichnet sich aber laut der Umfrage, die der Studie zugrunde liegt, eine zunehmend kritische Haltung ab – insbesondere gegenüber Energieprojekten in der Nähe des eigenen Wohnorts. Weil die Umfrage mit mehr oder weniger denselben Fragestellungen bereits seit 2015 gemacht wird, zeigen sich die Veränderungen in der Stimmung der Bevölkerung besonders deutlich.

"Besorgniserregende Ergebnisse"

Lag die Zustimmung für Windkraft in der Nähe des eigenen Wohnorts 2017 mit 74 Prozent am höchsten, ist der Wert im Vorjahr mit 63 Prozent in etwa wieder dort, wo er im ersten Corona-Jahr 2020 lag (62 Prozent). Die Zustimmung für Freiflächen-Photovoltaik (PV), die im Vorjahr noch bei 89 Prozent lag, ist 2023 auf 83 Prozent gesunken. Damit ist die Zustimmung für PV zwar höher als für alle anderen erneuerbaren Technologien, dennoch ist es der niedrigste Wert seit 2015, dem Beginn der Erhebung. Zurückgegangen ist die Zustimmung auch für Kleinwasserkraft, von 2022 auf 2023 um fünf Prozentpunkte auf 74 Prozent. Nina Hampl (WU) und Gerhard Marterbauer (Deloitte) sprachen von besorgniserregenden Ergebnissen, die mehr und bessere Kommunikation seitens der Regierung nach sich ziehen sollten.

Die Befragung der repräsentativ ausgewählten mehr als 1.000 Österreicher und Österreicherinnen zwischen 18 und 70 Jahren fand Ende Oktober / Anfang November 2023 statt. Während 2020 die Pandemie alles andere überlagert hat, war und sind es jetzt die Teuerung und das subjektive Gefühl bei vielen, dass sie sparen müssen, auch beim Klimaschutz. So ist für mehr als ein Drittel der Befragten die aktuelle Teuerung der Grund für keine oder eine späte Investition beispielsweise in eine PV-Anlage. Auch die Bereitschaft von Besitzern oder Besitzerinnen eines Eigenheims, die bereits eine PV-Anlage haben oder eine planen, zusätzlich in einen Stromspeicher zu investieren, sinkt deutlich. Demgegenüber bleibt der Anteil von fossilen Energieträgern wie Erdgas und Heizöl in der Wärmeversorgung konstant hoch.

Zu ehrgeizige Zielsetzungen

Vielen erscheinen die gesteckten Ziele zu ehrgeizig: Während 2022 noch 66 Prozent der Österreicher und Österreicherinnen dafür waren, dass der Gesamtstromverbrauch bis 2030 zu 100 Prozent mittels erneuerbarer Energiequellen gedeckt werden soll, sind es aktuell nur mehr 55 Prozent. Geplante Verbote stoßen ebenfalls auf vermehrten Widerstand. Lediglich ein Drittel der Befragten spricht sich beispielsweise für ein generelles Verbot von Ölheizungen ab 2035 bzw. Gasheizungen ab 2040 aus. Die Bevölkerung sei immer weniger dazu bereit, für die Energiewende persönliche Veränderungen hinzunehmen, sagte Nina Hampel von der WU. Zwei Drittel seien der Meinung, dass mehr auf Anreize statt auf Verbote gesetzt werden sollte.

Energiesparen bleibt im Trend

Energiesparen bleibt aber weiter im Trend, zeigt die Umfrage. Fast die Hälfte (47 Prozent) setzt in diesem Zusammenhang auf eine Verhaltensänderung – von einer Senkung der Raum- bis zur Senkung der Warmwassertemperatur; der Großteil will daran auch in den kommenden zwölf Monaten festhalten.

Nicht nur die Energiewende, auch die Mobilitätswende verläuft hierzulande schleppend. Das Kaufinteresse an Elektroautos hat nach jahrelanger Stagnation sogar abgenommen. Insbesondere bei den unter 40-Jährigen ist das Interesse gesunken. Marterbauer von Deloitte weist auf den Kostenfaktor hin, der noch zu abschreckend wirke. Neben den hohen Anschaffungskosten gaben Befragte in den Interviews auch die nach wie vor zu geringe Reichweite als Hinderungsgrund an, sich ein Elektroauto zuzulegen. (Günther Strobl, 25.1.2024)