Martin Filipp, Vorsitzender von Pioneers of Game Development Austria
Martin Filipp, Vorsitzender von Pioneers of Game Development Austria: "Es ist eine sichere und zukunftsweisende Branche. Die Verdienstmöglichkeiten sind überdurchschnittlich gut."
Martin Filipp

Auf internationaler Ebene reiht sich derzeit eine Hiobsbotschaft an die andere, diverse Unternehmen aus der Gamingbranche geben Kündigungen im großen Stil bekannt: zuletzt etwa Microsoft, wo vor allem beim frisch zugekauften Activision-Blizzard etliche Menschen ihren Arbeitsplatz räumen müssen, während der Aktienkurs neue Rekorde verzeichnet. Doch Wien ist anders, wie aus dem aktuellen Wiener Kreativwirtschaftsbericht hervorgeht, der von der KMU Forschung Austria im Auftrag der Wirtschaftskammer (WK) Wien erstellt wurde.

Demnach zählt ein Fünftel der Wiener Unternehmen (knapp 19.000) zur Kreativwirtschaft, diese Unternehmen beschäftigen rund 71.300 Personen und erzielen einen Umsatz von 12,7 Milliarden Euro. Und die meisten Beschäftigten (knapp 23.000) hat hier der Sektor Software und Games, rund 3.700 Unternehmen erzielen in diesem Bereich einen Umsatz von 5,3 Milliarden Euro.

An zweiter Stelle liegt die Werbebranche mit 13.100 Beschäftigten ebenfalls in rund 3.700 Unternehmen bei 2,8 Milliarden Euro Umsatz. In den rund 1.900 Betrieben des Sektors Buch und Verlagswesen arbeiten über 10.000 Beschäftigte und erzielen 1,8 Milliarden Euro Umsatz.

KMU Forschung Austria / Statistik Austria

Junge, gebildete Menschen

Martin Heimhilcher, Obmann der Sparte Information und Consulting der WK Wien, sieht das Potenzial: "Die dort tätigen Betriebe konnten sogar während der Hochzeit der Corona-Pandemie ein Wachstum verzeichnen. Sie profitierten davon, dass sich die Menschen zu Hause stärker mit IKT, Software und Gaming beschäftigten", wird er in einer Presseaussendung zitiert. So nahm zwischen 2020 und 2022 die Zahl der Beschäftigten hier sogar um 18 Prozent zu.

Einen Vergleich zur internationalen Lage kann auch Martin Filipp, Vorsitzender von Pioneers of Game Development Austria und Chief Operation Officer von Mipumi Games, ziehen: "Wir haben eine sehr hohe Akademikerquote und einen sehr niedrigen Altersschnitt. Zwei Drittel der Mitarbeiter sind jünger als 34 Jahre", sagt er.

International sieht der Unternehmer die heimische Gamingindustrie sehr gut positioniert. "Der Heimmarkt ist zu klein, wir haben eine Exportquote von 85 Prozent", sagt Filipp. Der Hauptanteil des Umsatzes wird auf digitalen Plattformen generiert. Diese Plattformen agieren weltweit – von Nordamerika bis Südostasien –, wodurch auch kleine Studios aus Österreich ein internationales Publikum erreichen können.

Gehälter und Ausbildung

In Wien gibt es 38 Spieleentwicklungsfirmen. "Es ist eine sichere und zukunftsweisende Branche. Die Verdienstmöglichkeiten sind überdurchschnittlich gut", sagt Filipp. Es gibt zudem eine enge Zusammenarbeit mit Ausbildungsstätten in Wien, Graz, Hagenberg und Salzburg. An der TU Wien werden zum Beispiel Game Design und Game Production im Rahmen eines Studiums gelehrt.

Diese Kooperationen mit den Bildungsinstitutionen sind auch nötig, denn zuletzt wurde festgestellt, dass es in Wien an rund 5.800 IT-Fachkräften mangelt. Die WK Wien strebt daher zusätzlich die Gründung einer neuen HTL mit digitalem Schwerpunkt an, damit mehr Fachkräfte in der Stadt ausgebildet werden können. (stm, 26.1.2024)