(Arbeiterwohnung in Wien. Herr und Frau Arbeiter beim Abendessen. Frau Arbeiter blättert nebenbei in der "Kronen Zeitung".)

FRAU ARBEITER (zu ihrem Mann, auf einen Artikel weisend): Interessant. Der Jeannée meint, man sollt’ möglichst bald die Nationalratswahlen machen, nicht erst im Herbst. Was tätest du wählen in dem Fall? Rot wie immer?

HERR ARBEITER: Auf keinen Fall. Mit dem Gusenbauer sind die Roten für mich gestorben. Der Einzige, was mich momentan anspricht, is’ der Kickl. Österreich befestigen, Stopp von dem EU-Wahnsinn, Schluss mit dem Klima, da bin ich ganz bei ihm.

FRAU ARBEITER (nickt): Das Problem is’ halt, dass die Regierungen nie lang halten, wenn die Blauen dabei sind.

HERR ARBEITER: Das kann schon sein. Aber auch in ein paar Monaten kann man viel verändern.

(Pause. Sie essen.)

FPÖ Kickl Neujahrstreffen
FPÖ-Chef Herbert Kickl während des Neujahrstreffens der FPÖ Anfang Jänner.
Foto: APA/ERWIN SCHERIAU

FRAU ARBEITER: Ich würd’ ihn wahrscheinlich eh auch wählen. Aber weniger wegen seinem Programm, mehr weil er mir leid tut.

HERR ARBEITER: Der Kickl? Wieso tut er dir leid?

FRAU ARBEITER: Weil er so klein ist. Alle machen sich lustig. Brauchst nur einmal Willkommen Österreich schauen.

HERR ARBEITER: Bitt’ dich, Willkommen Österreich wird ihn nicht mehr kratzen, sobald er Kanzler is’. Außerdem, so klein is’ er auch wieder nicht. Der Hitler war auch nicht größer.

FRAU ARBEITER: Schon. Aber bei dem hat man’s nicht gemerkt. Weil die meisten anderen Menschen auch nicht größer waren. Aber heutzutage, wo die Jungen alle einen Meter neunzig werden, is’ das anders. Und das is’ natürlich ein Nachteil für ihn. Oder kannst du dir vorstellen, dass in Österreich die Leut’ später einmal, wenn er schon lang wieder weg is’ als Kanzler, sagen werden: Was unser Land jetzt brauchen tät’, is’ ein kleiner Kickl?

HERR ARBEITER (nach kurzem Überlegen): Stimmt. Eher nicht.

(Vorhang)

(Antonio Fian, 27.1.2024)