Viele wollen die Haare so wie Schauspieler Timothée Chalamet, hier während der Golden Globes.
APA/AFP/MICHAEL TRAN

In dieser Woche soll es wieder einmal ums Haar gehen. Genauer um den halblangen, verwuschelten Kopf eines Schauspielers, der zuletzt einen Chocolatier gab. "Einmal Timothée, bitte", wird beim Friseur nämlich immer öfter gewünscht. Das sagt zumindest der Brite Tobias Bell, der sich in den sozialen Netzwerken als "That Hair Guy" einen Namen gemacht hat. Er sollte es wissen. Bell wuschelt der Generation Z durchs Haar und verpasst ihren Vertretern, wenn nicht gerade Jim Morrison als Stilvorlage herhalten muss, reihenweise Chalamets. Das Image des lockigen Schopfes? "F*ckboi meets Babygirl", analysiert das Onlineportal "Bustle" ziemlich geradeaus.

Das ist doch wirklich nichts Neues, werden jetzt einige einwenden. Das stimmt wohl. Die Popularität der auf die Schultern fallenden durchgestuften Frisur hat sich bereits vor fünf Jahren abgezeichnet. Schon damals feierte das Männermagazin "GQ" Timothée Chalamets "perfekte Langhaarfrisur" und gab Tipps zum Nachschneiden. Und bereits damals machten auf Tiktok die E-Boys mit ihren Wuschelköpfen Schlagzeilen. Bei den vermeintlich introvertierten Softies der Internetwelt handelte es sich zwar um ein elitäres, weißes Phänomen, aber gleichzeitig auch um einen Gegenentwurf zu den Gym-Boys.

Was den aufgepumpten Fitnessjüngern die Muskeln, war den anderen das volle, in die Stirn fallende Haar. So gab es bereits damals Haar-Tutorials, in denen Tiktok-Stars wie Darrell Jones vormachten, wie sich das glatte Schnittlauchhaar mithilfe eines Lockenstabs in weiche Wellen verwandeln lässt. Dass der Typus dieser vermeintlich hilfsbedürftigen Social-Media-Boys Vorläufer hatte? Eh klar.

Wer schon in den Neunziger- und frühen Nullerjahren ins Kino gegangen ist, wird sich an ziemlich viel, meist hinter die Ohren geschobenes Haar erinnern. An James Van Der Beek in "Dawson's Creek", an Johnny Depp in "Irgendwo in Iowa" oder Heath Ledger in "10 Dinge, die ich an dir hasse". Ihnen fielen die Strähnen damals mindestens genauso lässig wie den Chalamet-Doppelgängern in die Stirn.

10 Things I Hate About You (The Taming of the Shrew) Heath Ledger - Julia Stiles - Trailer 1999 - 4K
Shakespeare Network

Wieso der "Out of Bed Look" gerade jetzt so gut ankommt, kann nur vermutet werden. Ob es darum geht, Geschlechterstereotype zu unterlaufen? Unangepasstheit oder Jugendlichkeit zu demonstrieren? Oder sind die Frisuren auf halbmast nur eine Nachwehe der Corona-Jahre? Eines ist sicher: Auf Tiktok und Instagram kommt volles Haar besser als Geheimratsecken. Im besten Fall ist also mal wieder Social Media schuld. (Anne Feldkamp, 29.1.2024)