Felix Baumgartner
Felix Baumgartner sprang am 14. Oktober 2012 mit einem Fallschirm aus 39.000 Meter Höhe. Seitdem fiel er mit fragwürdigen Äußerungen auf, jetzt droht ihm eine Klage.
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Wien – Extremsportler Felix Baumgartner könnte dem Wiener Kindeshospiz Momo unfreiwillig zu einer Spendenflut verhelfen. Bekannt wurde Baumgartner 2012 mit dem Stratosphärensprung im Dienste von Red Bull, jetzt macht er wieder von sich reden – nicht zum ersten Mal seit seinem Fallschirmsprung. Baumgartner schrieb am Sonntag auf Facebook, wo er 1,1 Millionen Fans hat: "Da musst du schon ein fester Trottel sein, wenn du fünf Mal (!) geimpft bist, immer wieder Corona kriegst und dann noch die Impfung verteidigst. Bravo Florian Klenk FELIX #corona #impfung #impfpflicht #florianklenk #pharmaHure #falter."

Baumgartner bezog sich auf einen Tweet von "Falter"-Chefredakteur Florian Klenk, der auf X, vormals Twitter, bereits am 1. Dezember 2023 geschrieben hatte, dass er zum zweiten Mal Corona durchmache. Und: "Auch weil ich fünf Mal geimpft bin, verläuft es moderat, aber dennoch ist es anstrengend. Glaubt den Ärzten und @johannes_rauch und nicht den Scharlatanen. Mit oder ohne Feinripp."

Baumgartner-Fans teilen Posting

Rund zwei Monate später hat auch Baumgartner den Tweet entdeckt – "im Weltall ist er schneller als im Internet", so Klenk – und in sein Facebook-Posting integriert. Seine Fans haben es bis Montagvormittag 158-mal geteilt. Klenk will sowohl Baumgartner als auch jene, die seine Aussagen weiterverbreiten, zur Kasse bitten, indem sie innerhalb von 48 Stunden 500 Euro an das Wiener Kinderhospiz Momo spenden. Ansonsten würden sie eine Klage bekommen, teilte Klenk auf Facebook mit. "Wer das Posting teilt, wonach ich eine 'Pharmahure' und ein 'fester Trottel' sei, der verbreitet diese üble Nachrede und Beleidigung und macht sich medienrechtlich entschädigungspflichtig, strafbar und zivilrechtlich belangbar. Deshalb kriegt gerade jeder, der das Posting teilt, von mir einen Vergleichsvorschlag: 500 Euro an Momo, das mobile Kinderhospiz, binnen 48 Stunden."

Im Gespräch mit dem STANDARD sagt Klenk, dass es ihm auch darum gehe, ein Exempel zu statuieren und den Leuten klarzumachen, dass sie für das Weiterverbreiten ehrenrühriger Aussagen haftbar seien. Der eine oder andere habe sich bereits entschuldigt und das Posting mit Bedauern zurückgezogen.

40 bis 50 Aufforderungen zum Spenden

Er habe bis jetzt zwischen 40 und 50 Personen kontaktiert, die das Posting auf Facebook geteilt haben. Denn er könne es sich nicht gefallen lassen, dass er als "Pharmahure" bezeichnet werde, weil das suggeriere, dass er von der Pharmabranche gekauft worden sei, so Klenk. Die Maßnahme sieht er als eine Art Sensibilisierung in Sachen Medienrecht und der Frage, dass das Internet kein rechtsfreier Raum sei.

Der "Falter"-Chefredakteur rechnet nicht damit, dass Baumgartner zu den Spendern gehören wird. "Es wird wohl zu einer Klage kommen." Baumgartners Kontaktadresse ist in Liechtenstein, seinen Wohnsitz hat der gebürtige Salzburger bereits vor vielen Jahren in die Schweiz verlagert. Dass er das aus steuerlichen Gründen gemacht habe, dementierte er. Baumgartner wird aktuell noch in der Disziplin "BASE Jumping" als Athlet von Red Bull geführt.

Baumgartner wiederholt "Pharmahure"

Bei Baumgartner selbst stehen die Zeichen jedenfalls nicht auf Spendenbereitschaft. Er teilt auf Facebook noch einmal aus: "Ist das nicht süss? Der (Corona-)kranke Herr Klenk (der sich gerne auf Twitter in jede Rauferei stürzt) droht uns mit einer Klage, und damit's nicht so aussieht, als ob er sich persönlich bereichern will, fordert er jeden, der mein Post geteilt hat, zuerst zum Spenden an ein Kinder-Hospiz auf." Und: "Ganz ehrlich, davor fürchte ich mich genauso wenig wie vor Corona."

Baumgartner setzt fort: "Lieber Herr Klenk, Ihrer Spendenaufforderung werde ich ebenso wenig nachkommen wie dem Aufruf zur Corona-Impfung. Ich möchte Ihnen aber trotzdem entgegenkommen und Ihre nächsten fünf Corona-Impfungen bezahlen. Den Booster schmeiß ich noch als Entschuldigung obendrauf. Schönen Sonntag FELIX #corona #florianklenk #sparschwein #dünnhäutig #nebenwirkung #alterfalter #impfung #pharmahure #bobo"

Baumgartner ist nicht zum ersten Mal verhaltensauffällig. So wünschte er sich bereits im Jahr 2012 eine "gemäßigte Diktatur" statt einer parlamentarischen Demokratie. Er schlug Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orbán für den Friedensnobelpreis vor. Auf Facebook wettert er gerne gegen Flüchtlinge. So schrieb er nach dem Vorfall in Steyregg rund um einen Feuerwehreinsatz mit minderjährigen Asylwerbern vom "Scheiß-Gesindel", das umgehend abgeschoben werden solle. Justizministerin Alma Zadić bezichtigte er des Amtsmissbrauchs, und Umweltministerin Leonore Gewessler (beide Grüne) sei der "Sautrampel der Woche". Und das waren nur Auszüge aus ein paar Postings der letzten Wochen. (Oliver Mark, 29.1.2024)