Den "Verschütteten" erfolgreich gefunden: Bergrettungshund bei einer Übung im Salzburger Skigebiet Zauchensee.
Foto: Bergrettung Salzburg

Es begann mit einem kleinen Dackel. Moritzli, der Hund eines Holzfällers, fand 1939 im Schweizer Andermatt einen von einer Lawine Verschütteten. Der Mann wurde lebend geborgen. Rasch war die Fähigkeit von Hunden erkannt, Menschen auch unter Schneemassen aufzuspüren. In Salzburg beispielsweise begann man 1947 mit dem Aufbau einer kleinen Suchhundestaffel. Als der Hund Zorn im Katastrophenwinter 1950/51 im Tiroler Trins fünf Stunden nach dem Abgang einer Lawine einen Verunglückten lebend aufspürte, wurden die Lawinenhunde endgültig zur festen Institution.

Heute sind österreichweit rund 260 Hundeteams – also ein Vierbeiner mit je einem zweibeinigen Bergretter oder einer Bergretterin – im Einsatz. Pro Jahr komme man auf rund 300 Einsätze, sagt der Leiter der Lawinenhundestaffel der Österreichischen Bergrettung, Reinhard Hirschmugl, im STANDARD-Gespräch. Im Winter stehe das Thema Lawinen im Vordergrund. Im Sommer seien es vor allem Sucheinsätze wegen vermisster Personen im alpinen Gelände, berichtet der steirische Bergrettungsmann Hirschmugl.

Während der klassische Lawinensuchhund schon seit längerem im Einsatz ist, würden im Sommer seit einigen Jahren auch spezielle Mantrailerteams ausgebildet. Dabei sucht der Hund nach einem individuellen Geruch eines Menschen. Diesen nehme er beispielsweise bei einem auf einem Wanderparkplatz geparkten Auto auf und folge der Spur ins Gelände.

Rassenvielfalt

Wer heute zu einer Übung der Bergrettungshundestaffel komme, wähnt sich fast auf einer Hundeausstellung. Waren in den vergangenen Jahrzehnten überwiegend Schäferhunde im Einsatz, so herrscht heute auf dem Übungsgelände eine echte Rassenvielfalt: Neben Schäferhunden finden sich hier Border Collies, Australian Shepherds und die verschiedensten Jagdhunderassen. Vor allem der Deutsche Schäferhund war aufgrund der Überzüchtung und der daraus resultierenden gesundheitlichen Probleme etwas in Verruf geraten, erzählen altgediente Hunderführer.

Wie im gesamten Bergrettungswesen sind übrigens auch bei den Hundestaffeln fast nur Männer aktiv; von den rund 1.500 Bergrettungsleuten in Salzburg beispielsweise sind nur sechs Prozent Frauen, ähnlich auch die Quote bei den Hundeteams. Alle Bergrettungsmänner und -frauen absolvieren ihre Trainings sowie ihre Einsätze ehrenamtlich.

Spielerisches Lernen

Und noch etwas fällt auch dem Laien bei Übungen der Hundestaffeln sofort auf: Statt barscher Kommandos wirkt alles wie ein Spiel. Die vierbeinigen Retter werden nicht auf Unterordnung trainiert. "Generell ist es gut, wenn Hunde einen ausgeprägten Spieltrieb haben, den wir für die Sucharbeit nützen", sagt der Salzburger Ausbildungsleiter Christian Binggl.

In der Ausbildung stehe das "soziale Wesen Hund" im Mittelpunkt, es gehe um Lob und Spiel. Schon Welpen werden spielerisch von ihren zukünftigen Hundeführern auf ihre Aufgaben vorbereitet. Die Welpen nehme man auch gleich zu Übungen mit. "Im Rudel mit den anderen Tieren lernt der Junghund automatisch und ohne Anweisung sehr viel", erklärt Binggl.

Alles nur ein Spiel: Bergrettungshund bei einer Übung im Salzburger Skigebiet Zauchensee.
Foto: Bergrettung Salzburg

Die Ausfallquote sei übrigens gering, ergänzt Reinhard Hirschmugl. Der Leiter der österreichischen Hundestaffeln schätzt, dass nur rund zehn Prozent jener Hunde, die mit der Ausbildung beginnen, letztlich als nicht geeignet das Training abbrechen.

Hightech-Alarmierung

Dass die vierbeinigen Retter mitsamt ihren zweibeinigen Kollegen per Hubschrauber auf einem Lawinenkegel abgesetzt werden, ist längst gängige Praxis. Die Hunde sind das Hubschrauberfliegen gewohnt, und so wird gewährleistet, dass sie als Erste am Einsatzort sind und keine fremden Gerüche die Suche stören. Dabei steht die Schnelligkeit im Vordergrund: Nach 15 Minuten unter einem Schneebrett sinkt die Überlebenswahrscheinlichkeit ziemlich rasch.

Neben dem Hubschrauber ist für den Kampf gegen die Zeit vor allem die Alarmierungskette von zentraler Bedeutung. War man einst noch auf Telefonketten und später auf Pager angewiesen, ist man heute im digitalen Hightech-Zeitalter angekommen. Auch der Transport der Hundeteams geht ausgesprochen rasch vor sich: Der alarmierte Hubschrauber holt Hund und Hundeführer direkt an einem Pick-up-Platz an dessen Wohnort ab und fliegt sie zum Einsatzort. 2013 konnte so im Zederhauser Riedingtal ein Verschütteter lebend geborgen werden. (Thomas Neuhold, 30.1.2014)