Das KaDeWe
Das KaDeWe in Berlin ist eine Institution.

Es ist einer der Leuchttürme des ausgehenden 20. Jahrhunderts, die den Wandel der Zeit überstanden haben: das KaDeWe in Berlin, das zur gleichnamigen deutschen Luxuskaufhausgruppe gehört. Nun gerät auch diese im Zuge der Signa-Insolvenz ins Wanken. Die Gruppe, zu der auch das halbfertige Lamarr-Kaufhaus in der Mariahilfer Straße gehört, hat einen Insolvenzantrag gestellt. Das Amtsgericht Berlin-Charlottenburg habe dem Antrag bereits stattgegeben und den Rechtsanwalt Christian Graf Brockdorff zum vorläufigen Sachwalter bestellt, teilte das Unternehmen am Montag mit. Die KaDeWe-Gruppe wolle nun in dem Verfahren in Eigenverwaltung ihre Zukunft sichern, die Warenhäuser blieben geöffnet.

Schmuckstück, das sich gut entwickle

René Benko hatte die KaDeWe-Gruppe, zu der neben dem in Bau befindlichen Wiener Edelkaufhaus Lamarr das KaDeWe in Berlin, das Oberpollinger in München sowie das Alsterhaus in Hamburg gehören, Ende 2012 gekauft. Im März vorigen Jahres hat die Signa einen Anteil an die thailändische Central Group verkauft. Derzeit gehört die KaDeWe-Gruppe zu 49,9 Prozent der Signa, 50,1 Prozent sind im Eigentum der Central Group.

Wirtschaftlich gehe es dem ­KaDeWe in Berlin gut, betont der Handelsverband Berlin-Brandenburg. "Das KaDeWe läuft super", sagte Verbandshauptgeschäftsführer Nils Busch-Petersen im RBB24-Inforadio. "Und die Insolvenz (...) bedeutet eher das Bemühen, sich aus Vertragsbeziehungen zu lösen, die toxisch sind." Busch-Petersen spricht von einer "Preziose", einem Schmuckstück, das sich gut entwickelt habe. "Da wird es sicherlich nicht nur einen Interessenten geben." Das Unternehmen beziffert die Umsätze der Gruppe mit zuletzt 728 Millionen Euro, ein Plus von rund 24 Prozent im Vergleich zum Vor-Corona-Geschäftsjahr 2018/2019. Die Gruppe beschäftigt eigenen Angaben zufolge etwa 900 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im KaDeWe in Berlin. Dazu kommen etwa 200 Beschäftigte im Alsterhaus, etwa 300 Beschäftigte im Oberpollinger und weitere rund 300 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Berliner Unternehmenszentrale.

Erdrückende Mieten

Ein Problem seien die hohen Mieten, bestätigt das Unternehmen deutsche Medienberichte. Laut Handelsblatt beläuft sich die Jahresmiete im Oberpollinger auf 20 Prozent des Umsatzes, im ­Alsterhaus auf 17 Prozent und im KaDeWe auf 13 Prozent. Auf dem Markt üblich seien Mieten von bis zu zwölf Prozent. Die Immobilien der drei Warenhäuser gehören ebenfalls Gesellschaften der Signa-Gruppe. Die "exorbitant hohen Mieten" für die Warenhausimmobilien machten "ein nachhaltig ertragreiches Wirtschaften nahezu unmöglich", heißt es aus der ­KaDeWe-Gruppe. Nun will man den Befreiungsschlag versuchen: "Ich bin sehr zuversichtlich, dass es gemeinsam mit der Geschäftsführung gelingen wird, die Gruppe erfolgreich fortzuführen", sagte Sachwalter Brockdorff.

Von einer Insolvenz bei der ­KaDeWe-Gruppe ist naturgemäß auch das Lamarr-Kaufhaus in Wien-Neubau betroffen. Ein Baustopp wurde bisher offiziell nicht verkündet. Die Wiener Projektgesellschaft hat noch nicht Insolvenz angemeldet. Interesse hat am ­Wochenende Spar-Vorstandschef Hans Reisch in einem Interview mit den Salzburger Nachrichten bekundet. Um das Lamarr, "also damals den Leiner in der Mariahilfer Straße, haben wir uns schon vor dem Verkauf an René Benko sehr bemüht, sind aber nicht zum Zug gekommen. Das wäre nach wie vor ein Asset, an dem wir interessiert wären", sagte Reisch. Konkret sei jedoch noch nichts, man warte ab. (Regina Bruckner, 29.01.2024)