Das Bild zeigt einen Gehirnchip von Neuralink
Erstmals konnte der Gehirnchip von Neuralink einem Menschen eingesetzt werden.
Neuralink

Die Pläne von Elon Musk, ins menschliche Gehirn einzugreifen, haben einen entscheidenden Fortschritt erzielt. Sein Start-up Neuralink konnte einem Menschen erstmals einen Chip ins Gehirn setzen. Der Tech-Milliardär kündigte bei dieser Gelegenheit auch gleich das erste Ziel an, das mit dieser Computerschnittstelle erreicht werden soll: Eine Anwendung namens "Telepathy" soll es dem Nutzer ermöglichen, Telefon und Computer allein durch Gedanken zu steuern.

Die ersten Ergebnisse dieser Operation sind Musk zufolge bereits vielversprechend, da erste Ergebnisse eine vielversprechende Erkennung von Neuronenspitzen zeigen würden, und auch der Patient erhole sich gut von dem Eingriff.

Die Genehmigung der US-Arzneimittelbehörde FDA im Mai des Vorjahrs war ein entscheidender Meilenstein für Neuralink, nachdem das Unternehmen zunächst massive Schwierigkeiten gehabt hatte, die notwendige Zulassung zu erhalten. Generell geriet Neuralink immer wieder mit Problemen in die Schlagzeilen, unter anderem deshalb, weil dem Unternehmen vorgeworfen wurde, dutzende Rhesusaffen für die Entwicklung des Gehirnchips gequält und getötet zu haben. Erst vor wenigen Tagen wurde das Start-up wieder beschuldigt, gegen die Vorschriften für den Transport von Gefahrengut verstoßen zu haben, wie "Gizmodo" berichtete.

Schnittstelle für Handy und Computer

Die Idee hinter der digitalen Schnittstelle zum menschlichen Gehirn klingt einfach: Das Chipimplantat soll es ermöglichen, Computer und andere Geräte bloß durch Gedanken zu steuern. Das Gerät mit einem Durchmesser von etwas mehr als zwei Zentimetern wird direkt im menschlichen Schädel positioniert. Über Leitungen, die dünner sind als ein Haar, wird es direkt mit den Nervenzellen des Gehirns verbunden, um neurologische Signale aufzeichnen und senden zu können.

Neuralink
Die Leitungen, die das Gehirn mit dem Chip verbinden, sind dünner als ein Haar.
Reuters

Musk kündigte an, dass das erste Produkt von Neuralink "Telepathy" genannt wird und es den Nutzern ermöglichen wird, ihr Telefon oder ihren Computer und damit nahezu jedes Gerät allein durch Denken zu steuern. Die ersten Nutzerinnen und Nutzer werden Menschen sein, die aufgrund von neurologischen Einschränkungen ihre Gliedmaßen nicht mehr bewegen können. Musk erwähnte in diesem Zusammenhang den verstorbenen britischen Wissenschafter Stephen Hawking, der an amyotropher Lateralsklerose litt, und stellte sich vor, wie Hawking durch Neuralink schneller hätte kommunizieren können.

Großes Potenzial, große Konkurrenz

Obwohl sich Musk durch sein Engagement mit Neuralink ein hohes Maß an Aufmerksamkeit verschafft, steht er im Wettbewerb mit zahlreichen anderen Unternehmen, die ähnliche Technologien entwickeln. Einige dieser Konkurrenten wie Blackrock Neurotech haben bereits seit Jahrzehnten Erfahrung auf diesem Gebiet und haben ihr erstes BCI (Brain-Computer-Interface) bereits 2004 implantiert. Precision Neuroscience, gegründet von einem Mitbegründer von Neuralink, zielt ebenfalls darauf ab, Menschen mit Einschränkungen zu helfen, und sein Implantat, das einem sehr dünnen Stück Band ähnelt, das auf der Oberfläche des Gehirns sitzt, soll durch einen bedeutend einfacheren Eingriff implantiert werden können. Bereits existierende Geräte haben ebenfalls Ergebnisse geliefert. In zwei kürzlich durchgeführten wissenschaftlichen Studien in den USA wurden Implantate verwendet, um die Gehirnaktivität zu überwachen, wenn eine Person versuchte zu sprechen. Diese Daten konnten dann entschlüsselt werden, um den Betroffenen bei der Kommunikation zu helfen.

Dies unterstreicht das enorme Potenzial und die Reichweite der Technologie, die Neuralink und ähnliche Unternehmen vorantreiben, und verspricht einen bedeutenden Fortschritt in der Verbindung von Mensch und Maschine. Vorerst mit dem Ziel, das Leben von Menschen mit neurologischen Beeinträchtigungen zu verbessern. Wann sich das auch auf Anwender ausweiten könnte, die keine Vorerkrankungen haben, steht noch nicht fest. Tatsächlich träumte Musk vor Jahren schon davon, dass die Menschheit eine Art Chip-Tuning benötigen werde, um in ferner Zukunft mit den Fähigkeiten künstlicher Superintelligenz mithalten zu können. (red, 30.1.2024)