Spätestens seit dem Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive kommen Walerij Saluschnyj (Bild) und Wolodymyr Selenskyj nicht mehr gut miteinander aus.
Spätestens seit dem Scheitern der ukrainischen Gegenoffensive kommen Walerij Saluschnyj (Bild) und Wolodymyr Selenskyj nicht mehr gut miteinander aus.
AP/Ukrainian Presidential Press Office

Kiew – Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj will einem Zeitungsbericht zufolge den Oberbefehlshaber der ukrainischen Armee austauschen. Selenskyj habe Walerij Saluschnyj am Montag eine andere Aufgabe angeboten, doch der General habe abgelehnt, berichtet die "Financial Times" unter Berufung auf vier mit der Angelegenheit vertraute Personen.

Selenskyj habe Saluschnyj daraufhin klargemacht, dass er, ungeachtet dessen, ob er die angebotene Stelle annehme oder nicht, seinen Posten als Oberbefehlshaber räumen müsse, schreibt die "Financial Times". Ein Sprecher Selenskyjs sowie das Verteidigungsministerium verneinten die Berichte. Auch die Quellen, auf die sich die Zeitung beruft, können keinen genauen Zeitplan für die Absetzung nennen.

Die Beziehung zwischen Selenskyj und Saluschnyj ist seit längerem angespannt. Nachdem die ukrainische Gegenoffensive gescheitert war, sprach Saluschnyj davon, dass der Krieg in einer "Pattsituation" angelangt sei. Das Präsidentenbüro pfiff den Militär daraufhin zurück. Eine Abberufung Saluschnyjs dürfte nach Einschätzung von Beobachtern für Unmut in der Armee und der Zivilbevölkerung sorgen, da der Oberbefehlshaber viele Unterstützer hinter sich weiß.

Wieder Tote im Norden und Osten der Ukraine

Bei russischem Beschuss in verschiedenen Regionen der Ukraine kamen nach ukrainischen Angaben vom Dienstag mehrere Menschen ums Leben. Im Norden der Ukraine seien in zwei Dörfern der Region Sumy nahe der russischen Grenze vier Menschen getötet worden, teilte die örtliche Verwaltung der Region Sumy in der Nacht auf Dienstag mit. Im ostukrainischen Awdijiwka, nahe der Frontlinie, starb nach Angaben des staatlichen Radiosenders Suspilne eine Frau.

Sie war am Nachmittag bei einem Beschuss schwer verletzt worden. Beamte in der Region Sumy berichteten von täglichen Angriffen der russischen Streitkräfte. Der Generalstab der ukrainischen Streitkräfte teilte mit, dass die ukrainischen Streitkräfte in den vergangenen 24 Stunden 13 russische Angriffe in und um Awdijiwka abgewehrt hätten.

Die Ukraine meldete, Russland habe insgesamt mit 35 Drohnen und zwei Lenkraketen angegriffen, die vor allem auf Energie- und Militäranlagen in der Nähe der Front und in anderen Regionen gerichtet gewesen seien, wie die Luftwaffe mitteilte. Die Luftabwehr habe 15 Drohnen zerstört.

Ukrainische Drohnenangriffe auf Krim

Die russische Luftabwehr erklärte ihrerseits, in der Nacht auf Dienstag ukrainische Drohnenangriffe auf die 2014 von Russland annektierte Halbinsel Krim und vier weitere Regionen abgewehrt worden. 21 ukrainische Drohnen seien insgesamt abgeschossen worden, teilte das Verteidigungsministerium in Moskau mit. Betroffen waren neben der Krim den Angaben zufolge auch die Regionen Belgorod, Brjansk, Kaluga und Tula. Allein über der Schwarzmeerhalbinsel Krim seien elf Drohnen abgefangen worden. Über Schäden oder Verletzte gab es keine Angaben.

Unabhängig überprüfbar waren diese Angaben nicht. In vielen Fällen erweist sich hinterher, dass der ukrainische Beschuss doch Schäden angerichtet hat, über die offiziell nicht berichtet wird. Für die russische Armee ist die Krim Aufmarschgebiet im Angriffskrieg gegen die Ukraine. Über die Halbinsel läuft der Nachschub an Soldaten, Waffen und Munition. Deshalb bemüht sich die Ukraine, russische Militärziele auf der Krim zu zerstören. Der ukrainische Präsident strebt eine Rückeroberung der Halbinsel an. (APA, Reuters, red, 30.1.2024)