Taylor Swift
Universal Music begründet den Schritt damit, Künstlerinnen wie Taylor Swift unter anderem vor KI zu schützen.
AFP/MICHAEL TRAN

Tiktok erlaubt Nutzerinnen und Nutzern, ihre Videos mit Songs zu unterlegen, und geht dafür Lizenzvereinbarungen mit der Musikbranche ein. Doch der weltgrößte Musikkonzern Universal Music hat nun begonnen, im Streit um Lizenzgebühren Songs seiner Künstler aus Tiktok abzuziehen. Seit Donnerstag wird daher unter anderem Musik von Taylor Swift und Drake bei Suchanfragen nicht mehr angezeigt.

"Ersetzen von Künstlern durch KI"

Universal Music hat diese Woche Verhandlungen über eine Verlängerung der bisherigen Vereinbarung für gescheitert erklärt. Sie lief damit am Mittwoch aus. Tiktok habe den Musikern und Songautoren nur "einen Bruchteil" der auf ähnlichen Onlineplattformen üblichen Vergütung geboten, argumentierte Universal Music in einem offenen Brief. Außerdem lasse Tiktok in großem Stil mithilfe künstlicher Intelligenz erstellte Musik auf die Plattform – und wolle vertraglichen Freiraum dafür. Damit treibe der Dienst faktisch "das Ersetzen von Künstlern durch KI" voran.

Tiktok konterte, Universal Music habe "die eigene Gier über die Interessen seiner Künstler und Songautoren gestellt". Der Musikkonzern bleibe damit einer Plattform mit "deutlich mehr als einer Milliarde Nutzer" fern, auf der Musik beworben und entdeckt werde. Universal Music handle damit nicht im Interesse der Musiker und Fans.

Verärgerte Userinnen

Sehr viele Videos auf der Plattform haben musikalische Begleitung, Tiktok hat zahlreiche der populärsten Musiker der Welt unter Vertrag. Universal Music räumte ein, dass der Schritt Konsequenzen für die eigenen Musiker haben werde. Man habe jedoch die Verantwortung, für faire Konditionen für sie zu kämpfen.

Wenig überraschend sind die Nutzerinnen und Nutzer verärgert über diese Entwicklung. "In einigen meiner beliebtesten Videos spreche ich über Taylor Swift und habe ihre Musik im Hintergrund laufen", wird etwa Savannah Delullo, eine Influencerin mit Fokus auf das Wortratespiel Wordle, in einem Artikel des Fachmediums "Wired" zitiert. "Dass sie nun ohne Ton sind, ist sehr schade, nachdem wir sehr viel Arbeit hineingesteckt haben." In einem Artikel von "Fast Company" beklagt eine Userin hingegen, dass das Video ihres Hochzeitstanzes nun ohne Ton ist, weil ihr Mann sich für einen Song der Band Abba entschieden hatte.

Delullo hält es für möglich, dass Ersteller von Videos auf andere Versionen der Songs zurückgreifen oder mit Möglichkeiten experimentieren könnten, urheberrechtlich geschütztes Material gänzlich zu vermeiden. Madeline Macrae, eine weitere Influencerin, sieht hingegen auch mögliche positive Effekte: Immerhin seien viele Fans nicht einverstanden damit, dass die Werke ihrer Idole in 60-Sekunden-Memes zweckentfremdet werden.

Was jetzt zu tun ist

Beklagt wird auch, dass von Tiktok keine Erklärung vorliege, dass diese Maßnahme ergriffen werde, was das für die Userinnen und User bedeute und welche Schritte sie nun setzen können. Lediglich die Nutzer der E-Commerce-Plattform Tiktok Shop dürften eine E-Mail erhalten haben.

Im Grunde ist der Workaround für die Influencerinnen nun in vielen Fällen einfach: Enthält das Video nur Musik, die gelöscht wurde, so wird der Song durch einen anderen aus dem Tiktok-Katalog ersetzt. Komplizierter wird es, wenn in einem Video Musik und Gesprochenes aufeinandertreffen. In diesem Fall müssen die beiden Elemente auf zwei Tonspuren aufgeteilt werden. Dies geschieht über einen sogenannten Spleeter, wie er etwa in der kostenlosen Musikproduktionssoftware Bandlab erhältlich ist.

Plattform aus China

Tiktok ist die einzige auch im Westen erfolgreiche Onlineplattform, die nicht aus den USA stammt. Der Dienst gehört zum aus China stammenden Bytedance-Konzern. Die Firma betont aber stets, man sehe sich nicht als Tochter eines chinesischen Unternehmens. Bytedance sei zu 60 Prozent im Besitz westlicher Investoren. Der Firmensitz liege auf den Cayman-Inseln in der Karibik. Kritiker kontern, dass die chinesischen Gründer bei einem Anteil von 20 Prozent die Kontrolle dank höherer Stimmrechte hielten und Bytedance eine große Zentrale in Peking habe. (APA, dpa, red, 2.2.2024)