Nayib Bukele 
Der "Economist" bezeichnete Bukele als Lateinamerikas ersten "Millennial-Diktator".
AFP/STHANLY ESTRADA

Nayib Bukele gewinnt mit hoher Wahrscheinlichkeit eine Wahl, für die er gar nicht hätte antreten dürfen. El Salvadors Präsidenten ist es verboten, zwei Amtszeiten hintereinander zu absolvieren. Mit rechtsstaatlichen Prinzipien hält es Bukele aber nicht so genau. Er ließ sich kurzerhand beurlauben und umging so das Gesetz. Nun ist er nicht nur der jüngste Staatschef des Landes, sondern auch der erste wiedergewählte seit mehr als 80 Jahren.

Bukele pflegt ein Anti-Establishment-Image, das die Bevölkerung El Salvadors bejubelt. Zu offiziellen Terminen trägt er eine umgedrehte Baseballkappe, Jeans und Lederjacke. "Ich bin offiziell der coolste Präsident der Welt", schrieb der 42-Jährige mit einem Faible für Bitcoin selbstgefällig nach seinem ersten Amtsantritt 2019 auf X (damals noch Twitter). Kurz zuvor hatte er das soziale Netzwerk genutzt, um 400 Beamte zu feuern.

"Millennial-Diktator"

Auch den Wahlkampf verlegte Bukele ins Internet. Die Anzahl seiner Tiktok-Follower übersteigt die Einwohnerzahl El Salvadors von rund 6,5 Millionen. Gelernt haben dürfte er die Kunst der Selbstvermarktung in der Werbeagentur seines Vaters, wo seine berufliche Laufbahn begann. Bukeles politischer Werdegang umfasst die Mitgliedschaft sowohl in einer linken Guerillagruppe als auch in einem rechten Bündnis, bevor er schließlich seine eigene Partei "Neue Ideen" gründete. Stolz behauptet Bukele von sich selbst, weder links noch rechts zu stehen.

Wie weit der Populist für Wählerstimmen geht, bewies er im Jahr 2020. Um Druck auf die Gesetzgebung auszuüben, schickte er schwer bewaffnete Soldaten ins Parlamentsgebäude. "Ich denke, jetzt ist klar, wer die Situation unter Kontrolle hat", kommentierte Bukele sein Vorgehen. Als er das Gebäude verließ, empfing ihn eine begeisterte Menschenmenge. Aber vor allem sein schonungsloser Kampf gegen die Bandenkriminalität macht den Präsidenten extrem populär. Unter Bukele sank die Mordrate im Land um mehr als 90 Prozent.

Doch der Preis dafür ist hoch. Bukele führte Massenverhaftungen durch, die er medienwirksam inszenierte. Bilder von halbnackten Inhaftierten, die durch ein Gefängnis getrieben werden, gingen um die Welt. Menschenrechtsorganisationen kritisierten Bukele dafür scharf. Der "Economist" bezeichnete ihn als Lateinamerikas ersten "Millennial-Diktator". El Salvadors Bevölkerung gab ihm den Spitznamen "Trumpito". Zu Deutsch: der kleine Trump. (Helene Dallinger, 5.2.2024)