(Schlafzimmer. In einem Doppelbett ein Ehepaar um die sechzig. Beide lesen, er in einer Zeitschrift, sie in einem Taschenbuch. Nach längerem Schweigen:)

Karl Nehammer
Bundeskanzler Karl Nehammer präsentiert den großen Österreichplan der ÖVP.
IMAGO/Harald Dostal

ER (mit Blick zu seiner Frau, neugierig): Was liest du da?

SIE (ohne vom Buch aufzublicken): "Ich und Er" heißt’s.

ER: Sagt mir nichts. Spannend?

SIE: Schon. Handelt von einem Mann, der hat einen riesengroßen Dings, du weißt schon, viel zu groß eigentlich für ihn. Unter dem leidet er sehr, weil der gibt keine Ruh’, ständig bringt er ihn in ungute Situationen.

ER: Ah, doch, das kommt mir bekannt vor. "Es gibt denjenigen, der steht für Zerstörung", sagt er einmal über ihn, oder so ähnlich, nicht?

SIE: So ähnlich. Jedenfalls führt sich der immer ärger auf und wird immer unverschämter. Er möcht’ ihn gern loswerden, aber das geht natürlich nicht, weil er is’ ja ein Teil von ihm.

ER: Genau. Und gegen Ende ruft er dann verzweifelt aus: "Es wird die Entscheidung sein zwischen ihm und mir!"

SIE: Möglich. Ich bin erst bei der Hälfte.

ER: Jaja, jetzt weiß ich’s wieder. Hab ich ja grad erst selber gelesen vor ein paar Tagen. Allerdings in der Zeitung.

SIE (lässt das Buch sinken und blickt zu ihrem Mann): In der Zeitung?

ER: Ja. Ich staune, dass es das nach so kurzer Zeit schon als Buch gibt.

SIE (irritiert): Was?

ER: Na, die Rede vom Nehammer.

(Vorhang) (Antonio Fian, 2.2.2024)