Der Weg zur Leitkultur ist mit guten Vorsätzen und üblen Ergebnissen gepflastert. Er führt gewissermaßen in die Hölle.

Ein guter Vorsatz 2024 ist offenbar, das bereits zum Erbrechen Wiedergekäute erneut hochzuwürgen, um das Land mit dem Gewölle, auch Speiballen genannt, aufzupäppeln. Leitkultur, felix Austria, Konservative auf Abwegen: Das hatten wir doch schon mal. Integrationsministerin Susanne Raab ist jetzt dazu berufen, die Abwärtsspirale weiterzudrehen.

Integrations- und Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP)
Integrations- und Frauenministerin Susanne Raab (ÖVP) entwickelt mit Expertinnen und Experten die Leitkultur.
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Leiden an der Leitkultur

Das Land leidet an Leitkultur-Jo-Jo-Effekt: Jede der so angeleierten Diskussionen zu Kultur oder Integration führt verlässlich mehrere Kurven hinab in immer tiefere Gewässer, die gleichzeitig erstaunlich seicht anmuten.

Ministerin Raab entwickelt jetzt die Leitkultur. Mit Experten. Aber auch: mit dem Volk. Angesichts der Erfahrungswerte mit früheren Expertenrunden verheißt das nichts Gutes. Das können eigentlich nur Arbeitskreise, geleitet von Felix Baumgartner, Andreas Gabalier und René Benko sein, und es kann nur etwas wie das Kaufhaus Österreich dabei rauskommen, in dem ein Lama mit Steirerhut und Skiern als Österreichs neue Identität umherstolziert.

Qualtingers Antiheldenepos

Böse Zungen behaupten zwar, dass alles über die österreichische Leitkultur mit einem einzigen Werk gesagt sei: mit Helmut Qualtingers Antiheldenepos Der Herr Karl. Der andere Karl, der Kanzlerkarl, ist aber offensichtlich anderer Meinung. Oder er hat Quasis Karl einfach nie gelesen. (Julya Rabinowich, 5.2.2024)