Guides führen durch die Stationen der Ausstellung.
Guides führen durch die Stationen der Ausstellung.
Gerd Schneider

Wie sieht der Alltag von gehörlosen Menschen aus? Wie nehmen sie Musik wahr? Oder wie gehen sie mit Ausnahmesituationen um? Fragen wie diese bekommen hörende Besucherinnen und Besucher in der interaktiven Ausstellung Hands Up beantwortet. Gäste tragen dazu spezielle Kopfhörer, damit sie nichts mehr hören, während gehörlose Guides sie über das Thema informieren. An interaktiven Stationen vermitteln sie ihren Alltag, weisen auf Barrieren und mögliche Lösungen hin, erzählt Marietta Adlbrecht. Sie ist seit 2022 Geschäftsführerin der Betreiberfirma Equalizent Schulungs- und Beratungs GmbH. Über eine Vibrationsplatte sind dann etwa unterschiedliche Musikrichtungen zu spüren, den Song Hands up gibt es als Gebärdenkaraoke. Die Guides teilen während der Führungen auch persönliche Eindrücke. So erzählen sie etwa, wie es ist, als gehörlose Person mit dem Lift stecken zu bleiben.

Gehörlose Guides

Andreea Cuparescu ist eine von ihnen. Seit 2022 arbeitet sie als Guide. Am meisten interessiere die Besuchenden immer das Thema Gebärdensprache, sagt sie. Die Österreichische Gebärdensprache wurde 2005 in der österreichischen Verfassung anerkannt. Der Kontakt mit den Guides werde als bereichernd empfunden, erzählt Cuparescu. Im Alltag erlebt die gehörlose Frau, "wie wenig hörende Menschen über die Welt von Gehörlosen wissen". Ein Problem im täglichen Leben sei die Kommunikation. Menschen würden sich auf der Straße oft gleich umdrehen, wenn sie merken, dass sie gehörlos ist.

Ende 2023 wurde die Ausstellung, die zum ersten Mal 2018 eröffnete, in den zweiten Bezirk übersiedelt und wiedereröffnet. Das Konzept der Sensibilisierung sei gleich geblieben – im Zentrum stehen die gehörlosen Guides, sagt Adlbrecht. Mit der Wiedereröffnung wurde die Ausstellung aber um Spezialthemen und interaktive Elemente erweitert, etwa Fingeralphabet-Übungen oder QR-Codes für Gebärden. Auf 200 Quadratmetern erhalten die Gäste nun einen Einblick in das Leben der 450.000 Menschen, die in Österreich mit einer Hörbehinderung leben. Für Albrecht ein "wichtiges Format, um hörende Menschen für das Thema Gehörlosigkeit und Gebärdensprache zu sensibilisieren und im Alltag Barrieren und Berührungsängste abzubauen". (rroi, 5.2.2024)