Das am Stadttheater Gmunden montierte Plakat
Das am Stadttheater Gmunden montierte Plakat "Die Schrecken des Krieges" des Künstlers Gottfried Helnwein mit einem Mädchen in SS-Uniform sorgt für Aufregung.
(c) Rudi Gigler

Sofern eine öffentliche Debatte das Ziel war, haben die Salzkammergut-Festwochen Gmunden in Kooperation mit Künstler Gottfried Helnwein ihre Mission erfüllt. Die großformatigen Sujets, die seit vergangener Woche im Rahmen des Kulturhauptstadtjahrs 2024 die Fassaden des Rathauses und des Stadttheaters zieren, polarisieren: vor allem in der Bevölkerung, weniger in der Stadtpolitik, die nach Tagen anhaltender Kritik die "Mahnmale" als "Zeichen gegen Gewalt, Krieg, Aggression und perfide Instrumentalisierung" in einer Stellungnahme verteidigte.

Die größte Aufregung bescherten die Motive zweier sich küssender Mädchen (Erinnerung) am Rathaus und die Darstellung eines blutverschmierten Kindes (Das Lächeln) am eingerüsteten Stadttheater. Gewaltverherrlichend sei das und spreche zudem pädophile Sehnsüchte an, so die Vorwürfe. Ein Anlass, diese Themen mit Kindern und Jugendlichen zu besprechen, konterte Kulturreferent Andreas Hecht.

Kontext ist ausschlaggebend

Für Irritation sorgte weiters das Sujet eines Mädchens in einer SS-Uniform, genauer der eines SS-Oberscharführers. Das (öffentliche) Tragen einer solchen Uniform hätte bekanntlich eine Anzeige wegen Wiederbetätigung zur Folge. Aber auch die simple Zurschaustellung, Darstellung oder Verbreitung von Abzeichen, Uniformen oder Uniformteilen einer verbotenen Organisation ist gesetzlich untersagt.

Das Helnwein-Plakat mit dem Titel
Das Helnwein-Plakat mit dem Titel "Das Lächeln" irritiert in Gmunden ebenso.
(c) Rudi Gigler

Ausgenommen davon sind Druckwerke, bildliche Darstellungen, Aufführungen von Bühnen- und Filmwerken sowie Ausstellungen, sofern "nicht das Ideengut einer verbotenen Organisation gutgeheißen oder propagiert wird", wie es im Abzeichengesetz heißt. Der Kontext ist folglich ausschlaggebend. Bei einem Kunstprojekt im öffentlichen Raum mag kein juristisches Thema vorliegen, jedoch sollte das Motiv hinterfragt werden, erklärt das Mauthausen Komitee Österreich (MKÖ) auf Anfrage. "Denn der inhaltliche Kontext ist", laut MKÖ-Vorstandsmitglied Robert Eiter, "für den unbefangenen Beobachter nicht erkennbar".

Nicht selbsterklärend

Helnwein überlässt die Interpretation seiner Motive den Betrachtern, wie er in Interviews mehrmals betonte. Selbsterklärend ist das am Stadttheater montierte Werk Die Schrecken des Krieges allerdings nicht. "Was will uns Helnwein mit der SS-Uniform sagen? Nimmt er in Kauf, die Symbolik eines Regimes von Massenmördern zu bagatellisieren?", fragt sich auch das MKÖ.

Die Organisatoren geben sich auf Nachfrage zugeknöpft und verweisen auf die Presseaussendung, in der das Motiv gar kein Thema ist. "Für eine beliebige Verwendung, die abstumpft, darf kein Platz sein", zumal "angesichts jüngst bekannt gewordener Pläne zur Deportation von Millionen Menschen" sei Klarheit "im künstlerischen Umgang mit brauner Symbolik mehr als wünschenswert", betont Eiter. (Olga Kronsteiner, 6.2.2024)