Der Chef der oberösterreichischen Sozialdemokraten, Michael Lindner. 
Hatte wahrlich keine Freude mit der nächtlichen DJ-Causa: der Chef der SPÖ Oberösterreich, Michael Lindner.
IMAGO/Harald Dostal

Es sei einfach blöd hergegangen, sagt Peter Binder in der Krone über seinen nächtlichen Auftritt am Wochenende in einem Linzer Innenstadtlokal. Binder ist Dritter Landtagspräsident in Oberösterreich und Sozialdemokrat. Seine Freizeit verbringt der 50-Jährige laut seiner Facebook-Seite außerdem gerne immer wieder am DJ-Pult. So auch am vergangenen Samstagabend. Das Publikum war ab einer gewissen Uhrzeit aber doch etwas anders als sonst.

In dem besagten Lokal, das einem Linzer SPÖ-Gemeinderat gehört, fand nämlich der offizielle Ausklang des sogenannten Burschenbundballs statt. Das Zusammentreffen "waffenstudentischer Verbindungen" bezeichnete das Mauthausen-Komitee vor ein paar Jahren einmal als "Tummelplatz der Rechtsextremen". 50 bis 60 Burschenschafter sollen zu später Stunde zu einer Geburtstagsparty in dem Lokal dazugestoßen sein. Der ehemalige Linzer Vizebürgermeister und EU-Abgeordnete Franz Obermayr (FPÖ) soll bei der After-Show-Location im Vorfeld angefragt haben. "Wir hätten viel genauer schauen müssen, wer da wirklich kommt", sagte Binder dem Boulevardblatt. Die Party ging trotzdem weiter. Mit Binder am DJ-Pult.

Bei den oberösterreichischen Genossen sorgte die Causa für Aufregung. DER STANDARD berichtete. Der rote Chef im Bundesland, Michael Lindner, lud Binder zum roten Rapport ein. Für Binder setzte es nun eine Verwarnung.

"Trennlinie verabsäumt"

"Ich habe an diesem Tag eine falsche Entscheidung getroffen, für die ich um Verzeihung bitte", sagte Binder in einer gemeinsamen Aussendung mit seinem Parteichef. Der SPÖ-Politiker räumt ein, es verabsäumt zu haben, eine Trennlinie zu den Teilnehmern des Burschenbundballs zu ziehen. "Als Demokrat und Antifaschist wäre das meine historische Pflicht gewesen."

Binder möchte nicht nur an der nächsten Demonstration gegen den Ball teilnehmen, sondern stehe auch als DJ zur Verfügung und werde einen "namhaften" Betrag an das Bündnis gegen rechts spenden.

Der rote Vorsitzende Lindner sprach seinem Genossen ins Gewissen, dass "Unwissenheit nicht vor Konsequenz schützt", deshalb habe er ein sehr offenes und klärendes Gespräch mit Binder darüber geführt, dass es in der Partei "keinen Platz für rechtsextreme oder deutschnationale Kontakte und deren Gedankengut gibt".

Nachdem ÖVP und Grüne schon am Montag von einer "Doppelmoral" und einem "ziemlich absurden Bild" der SPÖ sprachen, erhielt Binder am Dienstag Rückendeckung vom politisch entgegengesetzten Lager. In einem offenen Brief kommentiert der Präsident des Burschenbundballs, der frühere freiheitliche EU-Abgeordnete Franz Obermayr-Schreiber, die Aufregung mit "Geht's eigentlich noch". Sollte man sich nicht "darüber freuen, dass Menschen mit mutmaßlich unterschiedlichen politischen Einstellungen miteinander tanzen, Musik hören und ein Glas trinken", sieht er darin ein Gegenstück zur derzeit "zunehmenden Spaltung unserer Gesellschaft". Die in Oberösterreich im Landtag vertretene MFG meinte: "Wie zu Corona-Zeiten: SPÖ und Co fordern Gesinnungs-Apartheid in der Gastronomie." (Jan Michael Marchart, APA, 6.2.2024)