1.660 Meter Seehöhe, zehn exklusive Suiten, eine großzügige Spalandschaft, Butlerservice sowieso: Das Chalet N im Vorarlberger Oberlech, das nach René Benkos Ehefrau Nathalie benannt ist, spielt alle Stückeln. Nun jedoch kommt ein heikler Verdacht auf: Es könnte sich nur pro forma um ein Hotel handeln – in Wahrheit, so die Vermutung, sei es die private Luxusherberge von Signa-Gründer Benko und seinen Gästen.

Anlass für die Debatte: die Corona-Hilfen. Wer sie bezieht, ist in Österreich in der Transparenzdatenbank erfasst. Jede und jeder kann die Informationen einsehen. Das Chalet N hat, wie berichtet, in den Jahren von 2020 bis 2023 rund 1,2 Millionen Euro erhalten. Sie flossen offiziell an die Signa Luxury GmbH, bis vor kurzem eine Tochter der Signa Holding. Falls das Anwesen allerdings nur privat genutzt wird, könnten die Gelder ungerechtfertigterweise bezogen worden sein.

Die Lage ist gut, die finanzielle Situation eher angespannt
Chalet N: Die Lage ist gut, die finanzielle Situation eher angespannt.
Mathis Fotografie; Dietmar Mathi

Inzwischen hat sich jedenfalls viel getan bei der vormaligen Signa Luxury GmbH. Nur zwei Tage vor der Insolvenzeröffnung der Signa Holding, am 27. November, wurde das Unternehmen verkauft. Von einer Tochterfirma der Signa Holding wanderte es zur Firma Muxel Berggasthof Schlössle GmbH, die sich wiederum über mehrere Ecken im Besitz der Laura-Stiftung befindet, die Benko persönlich zugerechnet wird.

Kurz danach änderte die vormalige Signa-Tochter ihren Namen. Mitte Dezember wurde aus der "Signa Luxury GmbH" die "LS Luxury Collection GmbH".

Verletzung der Offenlegungspflichten

Aus dem Firmenbuch erschließt sich, dass es auch diese Betreibergesellschaft des Chalet N mit Bilanzlegungsvorschriften nicht besonders ernst genommen hat – so wie der gesamte Signa-Konzern. Laut "Kronen Zeitung" musste das Konglomerat zwischen 2019 und 2023 in Summe mehr als eine Million Euro an Strafen wegen Verletzung der Offenlegungspflichten bezahlen.

Was die Chalet-N-Gesellschaft betrifft, wurden zwischen August 2017 und Oktober 2023 keinerlei Jahresabschlüsse hinterlegt – dafür kamen am 3. Oktober 2023 gleich alle fehlenden Jahresabschlüsse zusammen ins Firmenbuch. In ihnen zeigt sich, dass sich im Gegensatz zur geografischen Lage die wirtschaftliche des mutmaßlichen Hotels eher trist darstellt.

Angespannte Lage

Das Eigenkapital der vormaligen Signa Luxury lag per Oktober 2022 mit 18,5 Millionen im Minus. Im Jahr davor waren es bereits minus 17 Millionen gewesen. Pleite im Sinn des Insolvenzrechts war das Unternehmen deshalb aber nicht – denn die Muttergesellschaft, damals die Signa Holding, hatte eine sogenannte Patronatserklärung abgegeben, sich also bereiterklärt, den Verlust abzudecken. Eine derartige Haftungserklärung hatte es auch bereits in den Jahren 2020 und 2021 gegeben. Und: Im Mai 2023, also knapp ein Jahr später, hat die Signa Holding 9,9 Millionen Euro zugeschossen. Es handelte sich nicht um einen Kredit, sondern um eine nicht rückzahlbare Unterstützungszahlung.

Die Bilanz 2023 gibt es im Firmenbuch noch nicht. Dementsprechend kennt man die Antwort auf eine entscheidende Frage nicht: Haftet die neue Eigentümerin – die Muxel Berggasthof Schlössle GmbH – ebenso für das Chalet N wie die Vorbesitzerin Signa Holding? Wenn nicht, könnte es eng werden. (Renate Graber, Joseph Gepp, 7.2.2024)