Wasserdampf steigt im orangefarbenen Morgenlicht auf zwischen historischen Schiffen
Der Hafen der norwegischen Hauptstadt Oslo Anfang Jänner. Zu dem Zeitpunkt hatte es dort minus 22 Grad, doch durch den Klimawandel werden extrem kalte Tage in Nordeuropa immer seltener.
AFP/OLIVIER MORIN

Der Winter in Europa ist bisher relativ warm, im Jänner kletterten die Temperaturen in weiten Teilen des Kontinents höher als sonst zu dieser Jahreszeit. Das zeigt der neue Monatsbericht des EU-Klimawandeldiensts Copernicus. Global setzt sich der Trend der "heißesten Monate seit Beginn der Aufzeichnungen" fort, der seit acht Monaten anhält: Auch der gerade zu Ende gegangene Jänner reiht sich da ein – es ist der wärmste Jänner, seitdem es verlässliche Temperaturmessungen aus aller Welt gibt. Auf der Oberfläche der Erde war es durchschnittlich 13,14 Grad Celsius warm. Damit wurde der Jänner 2020 um 0,12 Grad übertroffen. Im Vergleich zum vorindustriellen Zeitalter (dem geschätzten Durchschnitt der Jahre 1850 bis 1990) war es um 1,66 Grad wärmer.

Abbildung der Erde mit rötlich bzw. bläulich markierten Zonen
Der Farbcode zeigt, in welchen Weltregionen es im Jänner über- oder unterdurchschnittlich warm war.
Copernicus Climate Change Service/ECMWF

Damit wurde nicht nur ein monatlicher Temperaturrekord gebrochen, sagt Samantha Burgess, Vizedirektorin des Copernicus-Klimawandeldienstes: "In den vergangenen zwölf Monaten war es laufend um mindestens 1,5 Grad wärmer als im vorindustriellen Referenzzeitraum."

Europa erwärmt sich

In Zentraleuropa sowie im Süden des Kontinents war es wärmer als im Durchschnitt für den Monat Jänner, in Skandinavien hingegen war es kälter als sonst. Europa ist durch das kontinentale Klima stärker von der Erderhitzung betroffen und wird im Durchschnitt schneller wärmer als der Rest der Welt.

Weltweit waren im vergangenen Monat vor allem Regionen im Osten Kanadas, im Nahen Osten und Zentralasien sowie in Nordwestafrika von überdurchschnittlich hohen Temperaturen betroffen. Neben Skandinavien war es auch in Ostsibirien und Teilen Nordamerikas kälter als im Durchschnittsjänner.

Gewichtige Gründe für diesen anhaltenden Trend sind nicht nur der Treibhauseffekt, der durch hohe industrielle Emissionen die Erde erhitzt, sondern akut auch das Klimaphänomen El Niño. Es tritt alle paar Jahre auf und geht normalerweise mit höheren globalen Temperaturen einher. Zwar zeigen die Messungen, dass sich El Niño im Äquatorialbereich des Pazifiks allmählich abschwächt, doch blieben die Lufttemperaturen über den Meeren generell "auf einem ungewöhnlich hohen Niveau", heißt es in einer Copernicus-Aussendung.

Extremwerte der Ozeane

Frappierend sind auch die extrem hohen Ozeantemperaturen, die neue Höchstwerte für diese Jahreszeit erreicht haben. In den oberen Bereichen der Meere wurden im globalen Durchschnitt etwa 21 Grad Celsius gemessen. Auch hier setzt sich ein Trend fort, der im Frühjahr 2023 begonnen hat und Fachleute in diesem Ausmaß schockierte. Die Situation des Meereises ist durchwachsen: Während in der Antarktis viel weniger Meereis gesichtet wurde als sonst im Jänner, gibt es in der Arktis und im Grönlandmeer durchschnittlich bis überdurchschnittlich viel Eis. In Japan wurden sogar Orcas im Eis eingeschlossen – ob sie tatsächlich überlebt haben wie erhofft, ist nicht ganz klar.

Grafik zeigt Kurven der Meerestemperatur über die Monate im Jahresverlauf
Die Meeresoberflächentemperaturen (Polarregionen ausgeschlossen) waren seit 1979 noch nie so hoch wie jetzt.
Copernicus Climate Change Service/ECMWF

Neue Extremwerte werden in Zeiten der Klimakrise und der wärmer werdenden Welt immer wieder vorkommen. In den USA wird etwa überlegt, die Hurrikanskala auszuweiten, weil es vermehrt zu Wirbelstürmen mit Windgeschwindigkeiten von mehr als 250 Kilometer pro Stunde kommt. Der Februar beginnt in Österreich nicht nur windig, sondern auch mild, was die Temperaturen angeht. Im Osten des Landes zeigen die Thermometer derweil bis zu 18 Grad an. (sic, 8.2.2024)