Oksana Lyniv will nicht mit Teodor Currentzis in Verbindung gebracht werden.
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Der neue Intendant der Wiener Festwochen, Milo Rau, will mit speziellen Projekten Debatten auslösen. Gut an sich. Nun ist er unfreiwillig selbst mitten in eine geraten. Unlängst kündigte Rau emphatisch zwei Konzerte an, deren Friedensbotschaft gänzlich unterschiedliche "Botschafter" symbolisch vereinen sollen. Man staunte: Die ukrainische Dirigentin Oksana Lyniv würde Jevhen Stankovychs Requiem Babyn Yar umsetzen, der zurzeit auch in Russland tätige und zum Ukrainekrieg schweigende Teodor Currentzis Benjamin Brittens War Requiem. Der Anschein eines gemeinsamen Projektes wurde bewusst geweckt.

Zunächst behauptete Rau, Lyniv und Currentzis seien zum Projekt bereit, auch wenn es zwischen ihnen Distanz gäbe. Das Gegenteil war der Fall, nun brennt der Hut. Lyniv will sich zurückziehen, wenn der Anschein erweckt werde, sie mache mit Currentzis im Sinne einer Friedenssymbolik gemeinsame Sache. Über eine Kopplung der Projekte habe man sie nicht informiert, sagte sie zum Online-Portal Crescendo.

Keine Zusammenarbeit

Milo Rau versucht die Projekte nun zu retten: Er bedauere den Eindruck einer inhaltlichen Zusammenarbeit dadurch, dass beide Konzerte frühzeitiger und gemeinsam in den Verkauf gingen. Leider erst wenige Wochen vor Beginn des Vorverkaufs sei Lynivs Wunsch deutlich geworden, beide Projekte nicht als "Zusammenarbeit" oder "Doppelrequiem" zu bewerben.

Requiem "Babyn Yar"

Für Milo Rau stelle das Requiem Babyn Yar in jedem Fall eine zentrale Position im Festwochenprogramm dar, an der er festhalten wolle. Wie es weitergeht mit Curretzis aber weitergeht, wird gegenwärtig ergrübelt. "Momentan arbeiten wir mit allen Partnern intensiv an der Durchführung, vor allem auch im Austausch mit Oksana Lyniv und ihrer Agentur", heißt es seitens der Wiener Festwochen.

Nun, es gäbe russische Stardirigenten wie den Musikchef der bayerischen Staatsoper Vladimir Jurowski oder den Chef der Berliner Philharmoniker Kirill Petrenko. Im Gegensatz zu Currentzis haben sie den Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine scharf verurteilt.

Eine Entscheidung, wie es mit dem Projekt weitergeht, soll in etwa bis Montag fallen, sagt Rau. Die ukrainische Dirgentin nicht rechtzeitig informiert zu haben, in welchem Zusammenhang man ihr Projekt stellt, bleibt jedoch eine eher peinliche Panne. Ob diese nun eine nützliche Debatte auslöst oder nicht. (Ljubiša Tošić, 7.2.2024)