"Wir dürfen hier Platz nehmen in der Geschichte. Und das ist ein riesengroßes Geschenk. Die Burg Hohenberg stammt aus dem 13. Jahrhundert, und in etwa zeitgleich ist zu Füßen der Burg die gleichnamige Dorfgemeinde entstanden. Die Fundamente unseres Hauses datieren auf das 13. Jahrhundert zurück.

"Die Bausubstanz war intakt, aber im Bereich Heizung, Sanitär und Elektro mussten wir alle Leitungen neu verlegen", erzählen Nikolaus und Elisabeth Topic-Matutin.
Lisi Specht

Wobei: Streng genommen handelt es sich ja nicht um ein Gebäude, sondern um mehrere Häuser, die im Laufe der Zeit miteinander verschmolzen wurden: Tür auf, Tür zu, Stiegen rauf, Stiegen runter, ein Sprung in der Geschoßhöhe, ein weiteres Gewölbe, und noch ein Gewölbe, und so weiter.

Wir haben hier im ersten Stock Platz genommen. Die Sessel stammen zwar aus dem 18. Jahrhundert, wurden also viel, viel später gebaut als das Haus, sie kommen aller Wahrscheinlichkeit nach aus Venetien, dennoch haben wir uns bemüht, mit dem alten Mobiliar an die Geschichte des Hauses anzuknüpfen und ihm auf diese Weise Respekt zu erweisen. Nicht immer sind die Fauteuils die bequemsten, denn auch in ergonomischer Hinsicht haben sich Möbelbau und Handwerk weiterentwickelt, aber es ist ein tolles, beeindruckendes Gefühl, in einem Möbelstück Platz zu nehmen, das rund 250 Jahre alt ist – wissend, dass wir weder die ersten noch die letzten darin Sitzenden sind.

Lisi Specht

Alles hat eine Vergangenheit – und hoffentlich auch eine Zukunft. Das ist das, was wir im Laufe der Zeit gelernt haben.

Bei diesem Haus haben wir es uns zur Aufgabe gemacht, das historische Erbe zu übernehmen, zu pflegen, zu reparieren, zu bewahren und es mit modernen Elementen zu verbinden. In der Werkstatt machen wir das auch – bloß halt mit alten Druckmaschinen und historischen Werkzeugen, widmen uns also dem kulturellen Erbe der Druckgrafik, dem Tiefdruck und der Lithografie. Es ist schön, zu sehen, dass vor allem auch im Zeitalter der Digitalisierung die alten analogen Medien wieder an Bedeutung und Wertschätzung dazugewinnen.

Gefunden haben wir das Haus 2014 übers Internet. Wir haben davor in Salzburg gewohnt, wo wir beruflich tätig waren und schon seit 1989 eine Galerie hatten. Wir haben nach einem Haus auf dem Land gesucht, und eigentlich wollten wir uns rund um Wien ansiedeln, doch dann sind wir auf dieses Haus hier gestoßen, mit einem Dudelsack spielenden Bären über dem Portal, einfach großartig! Wir hatten uns schon in der Anzeige auf Anhieb in das Haus verliebt, ohne überhaupt zu wissen, wo Hohenberg liegt.

Lisi Specht

Hohenberg ist öffentlich gut angebunden, in einer guten Stunde ist man mit dem Zug in Wien. Schon bei der Besichtigung war klar: Das wird eine große, umfassende Baustelle! Die Bausubstanz war zwar weitestgehend intakt, aber im Bereich Heizung, Sanitär und Elektro mussten wir alle Leitungen neu verlegen – und das im strengsten Denkmalschutz, in permanentem Austausch mit dem niederösterreichischen Landeskonservator. Wir haben uns darauf fokussiert, das Haus denkmalgerecht und mit den damaligen Materialien und Handwerksmethoden zu sanieren. Insgesamt hat der Umbau ein Dreivierteljahr gedauert.

Unser Highlight ist der Bücherturm, den wir im Hof errichtet haben. Das ist ein moderner Zubau in reiner Holzbauweise, drei Stockwerke hoch, voll mit massiven Bücherregalen, einzig und allein unserer Bibliothek und dem Lesen gewidmet. Das Regalsystem, die Fensteröffnungen, die Lichtreflexionen oben an der polierten Kupferdecke, der Blick hinaus in die verschneite Landschaft, während wir in einem Buch blättern – einfach großartig!

Ein moderner Holzzubau im Hof enthält die Bibliothek des Paares.
Lisi Specht

Wir sind zwar schon alt, aber wir hoffen natürlich, dass wir noch ein bisschen älter werden. Wir haben das Haus so umgebaut, dass wir es auch in noch höherem Alter bewohnen können, zum Beispiel mit einem Lift.

Was wir uns für die Zukunft wünschen? Noch ein schönes Leben mit Gesundheit und vielen, vielen Büchern, die wir uns noch erschließen wollen – und natürlich Erfolg für unsere Arbeit zur Förderung der Druckgrafik." (Wojciech Czaja, 12.2.2024)