Ob mit Tesla oder dem auf X zusammengestrichenen Twitter: An Elon Musk gibt kaum ein Vorbeikommen. Dass er einmal in einem militärischen Konflikt eine Rolle spielen wird, hätte der aus Südafrika stammende Unternehmer aber wohl selbst nicht erwartet. Und doch ist genau das nach dem Einmarsch russischer Truppen in die Ukraine passiert. Das von Musks Weltraumfirma betriebene Satelliteninternet Starlink entwickelte sich zu einem wichtigen Tool für die Kommunikation des ukrainischen Militärs.

Russland greift zu

Ein Tool, das aber nun offenbar auch von der Gegenseite eingesetzt wird. Das ukrainische Militär bestätigt nun entsprechende Berichte, die seit Tagen auf Militärblogs kursieren. Als Beleg für diese Behauptung veröffentlichte das Militär eine abgefangene Audiokonversationen zwischen zwei russischen Soldaten, die sich über die Verwendung von Starlink austauschen. Der Clip wurde über einen Kanal der ukrainischen Streitkräfte beim Messenger Telegram veröffentlicht.

Ein Starlink-Logo ist auf einem Smartphone zu sehen, im Hintergrund eine Karte der Ukraine.
Starlink spielt im Ukraine-Krieg seit Anfang an eine Rolle
IMAGO/STR

Bereits zuvor waren Screenshots aus einer Aufnahme einer ukrainischen Drohne öffentlich geworden. Darauf angeblich zu sehen: Eine russische Stellung während eines Angriffs darauf. Interessant ist dabei vor allem eine Satellitenantenne, die tatsächlich exakt wie entsprechende Hardware von Starlink aussieht.

Neue Sorgen

Bei den ukrainischen Streitkräften sorgt das offenbar für gehörige Verunsicherung, sah man doch den Einsatz von Starlink als einen wichtigen Trumpf gegen das sonst zunehmend überlegene russische Militär. "Wenn sie hunderte davon (Starlink-Terminals, Anm.) haben, dann wird es für uns schwer zu überleben", formuliert es eine ukrainische Quelle gegenüber Defense One.

Von Seiten SpaceX heißt es, dass man keinerlei Geschäfte mit der russischen Regierung oder deren Militär mache. Das wäre angesichts der aufrechten Sanktionen allerdings auch illegal. Dass es mehrere russische Händler gibt, die behaupten, Starlink-Hardware zu verkaufen, hält man schlicht für Betrug. Wahrscheinlicher ist da schon eine andere Option: Dass sich das Militär über Dritte die Starlink-Hardware aus anderen Ländern besorgt hat. Das ist für SpaceX natürlich nur schwer zu verhindern.

Sperre?

Gleichzeitig betont das Unternehmen, dass man gegen jegliche Nutzung des eigenen Netzes vorgehen werde, die gegen Sanktionen verstoße, und darunter fällt der Einsatz durch das russische Militär. Bemerke man so eine Nutzung, würden die entsprechenden Terminals von außen deaktiviert, heißt es.

Die Frage ist allerdings, wie zuverlässig so eine Zuordnung überhaupt passieren kann. Das russische Militär hat allerlei Möglichkeiten, die eigenen Aktivitäten zu verschleiern, etwa die GPS-Informationen zu fälschen, damit es so aussieht, als wäre das Gerät in einem von der Ukraine kontrollierten Gebiet.

Vorgeschichte

Der Einsatz von Starlink durch das ukrainische Militär hatte immer wieder für Debatten gesorgt. Hatte Musk zunächst öffentlich seine Unterstützung für die Ukraine betont, und Starlink gerade einmal drei Tage nach Ausbruch des Kriegs extra für das Land aktiviert sowie passende Terminals geliefert, folgte zunehmend Zögerlichkeit durch den Tesla-Chef sowie eine Debatte darüber, wer die Kosten für den Betrieb zahlen soll.

Das ukrainische Militär betonte immer wieder, dass die Starlink-Nutzung ein wichtiger Vorteil sei, da man über das Satelliteninternet eine stabile Kommunikationsinfrastruktur habe, die nicht durch Russland gestört werden könne. Insofern betont eine ukrainische Quelle denn auch gegenüber Defense One, dass es eigentlich vor allem verblüffend sei, dass Russland nicht schon früher auf die Idee gekommen ist, sich Starlink-Terminals selbst aus dem Ausland zu besorgen. (apo, 11.2.2024)