Ein Deepfake-Anruf des amerikanischen Präsidenten mahnte Wähler, nicht zur Vorwahl in New Hampshire zu gehen.
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Schon einen Monat im Voraus mussten sich die Demokraten in New Hampshire mit den Gefahren künstlicher Intelligenz für die Demokratie auseinandersetzen. Etwa 5.000 potenzielle Wähler bekamen einen Anruf, in dem ein vermeintlicher Präsident Joe Biden sie aufforderte, nicht zu den Vorwahlen zu gehen. Diese sogenannten Robocalls wurden mit einer täuschend echten, durch Deepfake-Technologie hergestellten Stimme des US-Präsidenten durchgeführt.

Der falsche Präsident erklärte im Telefonat mit registrierten Demokraten Folgendes: "Es ist wichtig, dass Sie Ihre Stimme für die Novemberwahl aufbewahren. Wir werden Ihre Hilfe benötigen, um Demokraten auf allen Ebenen zu wählen." Der Gang zur Wahlurne in New Hampshire würde den Republikanern dabei helfen, Donald Trump ein zweites Mal die Präsidentschaftswahl gewinnen zu lassen. Suggeriert wird, dass die Wähler ihre Stimme nur einmal abgeben könnten, also entweder bei der Vorwahl oder bei der Bundeswahl. "Ihre Stimme macht im November einen Unterschied, nicht an diesem Dienstag", so der Fake-Biden.

Offizielle Signatur des Weißen Hauses

Jetzt also steht die amerikanische Regierung vor einem gewaltigen Problem. Wie sollen US-Amerikanerinnen und -Amerikaner eine offizielle Aussendung des Weißen Hauses von einem Produkt einer generativen KI unterscheiden können? Bidens Berater für künstliche Intelligenz, Ben Buchanan, weiß dazu mehr.

Buchanan, der seinen Lehrstuhl an der renommierten Georgetown University für diese Beratungstätigkeit ruhend stellte, erzählte "Business Insider" von den Plänen der Regierung Biden:" Es handelt sich um einen langen Prozess, aber im Grunde gesehen versuchen wir unsere eigene Kommunikation kryptografisch zu verifizieren, damit jeder, der ein Video vom Präsidenten auf whitehouse.gov sieht, weiß, dass es sich um ein echtes Video handelt. Eine Signatur innerhalb des Videos soll die Echtheit bestätigen." Der Forscher, der sich an seiner Universität mit den Verbindungen zwischen künstlicher Intelligenz und der Kunst der Staatsführung beschäftigte, unterstreicht den Ernst der Lage:" In dieser Situation erkennen wir ein Potenzial für großen Schaden. Wir versuchen dem zuvorzukommen."

Technische Hürden für Kennzeichnung

Zu den technischen Voraussetzungen für diese Signatur oder eine andere Lösung des Problems machte Buchanan keine weiteren Angaben. Wie auch der Social-Media-Konzern Meta, der vor ein paar Tagen selbst angekündigt hat, KI-generierte Inhalte künftig kennzeichnen zu wollen, stehen die Experten der amerikanischen Regierung vor einer großen Herausforderung. Meta will dieses Unterfangen mithilfe von verschiedenen unsichtbaren Markierungen, Metadaten und sichtbaren Hinweisen bewerkstelligen.

Schon jetzt wird Bildmaterial, dass mit Metas eigener Meta AI hergestellt wurde, gekennzeichnet. Der Präsident von Meta, Nick Clegg, beschreibt den Prozess in einem Blogpost so: "Wenn fotorealistische Bilder mit unserer Meta-AI-Funktion erstellt werden, unternehmen wir mehrere Schritte, um sicherzustellen, dass die Beteiligung von KI erkennbar ist. Dazu gehören sichtbare Marker, die auf den Bildern zu sehen sind, sowie unsichtbare Wasserzeichen und Metadaten, die in die Bilddateien eingebettet sind." (red. 13.2.2024)