Kann Liebe einen Abstand von 48 Bonitätspunkten überbrücken?
Neon Money Club

Die Welt der Dating-Apps, die mit verschiedensten Gimmicks die Userbase formen wollen, ist um einen neuen Kandidaten reicher. Nachdem Raya ein gewisses Level an Prominenz von einem verlangte und Farmersonly sich nur seiner namensgebenden Zielgruppe widmet, muss man bei Score mindestens eine Kreditwürdigkeit von 675 Punkten vorweisen können. Finanzielle Probleme sind immerhin auf Platz drei der Scheidungsgründe amerikanischer Ehen.

Das undurchsichtige amerikanische Kreditvergabe-System fußt auf mehreren Punkte-Skalen, mit denen die eigene Kreditwürdigkeit in der Regel von 300 bis 850 Punkten bewertet wird. Die App verlangt also einen "score" von mindestens 675 Punkten bei einem der großen Kreditbüros. FICO zum Beispiel stuft diese Punktezahl als gut, aber noch nicht außergewöhnlich ein.

Investment in "vibes and experiences"

Die Idee, die Dating-Klientel nach hoher Bonität durchzusieben, hatte eine Gruppe namens Neon Money Club. Was der Neon Money Club eigentlich ist und was dessen Ziel ist, ist unklar. Angeblich handelt es sich dabei um eine Community, um "Wachstum bei ihren Mitgliedern zu generieren". Mit Bedacht wählen sie aus, in was sie ihre Zeit, ihr Geld und ihre Energie investieren. Sie kaufen nicht nur Dinge, sondern "Vibes" und "Erlebnisse". Aha. Bei genauerem Blick geben sie zu, trotz der hippen Sprache ein von der Wertpapier- und Börsenhandelsaufsichtsbehörde registrierter Anbieter von Finanzberatungstätigkeiten zu sein.

Wieso versucht ein etwas zu cool geratener Finanzberater-Klub jetzt also in den übersättigten Markt der Dating-Apps einzusteigen? Der CEO und Mitbegründer des Neon Money Clubs, Luke Bailey, sagte Folgendes dazu: "Wir müssen das Gespräch in Bereiche führen, in denen Finanzen traditionell nicht besprochen werden." Er fügte hinzu, dass herkömmliche Methoden zur Steigerung des finanziellen Bewusstseins veraltet seien. "Bevor man die Menschen aufklären kann, muss man ihre Aufmerksamkeit erregen. Mit Score bringen wir das Gespräch ins Dating", so der CEO.

Demografische Hürden

Während der amerikanische Otto Normalverbraucher eine Bonitätsrate von 715 Punkten hat, sind afroamerikanische und hispanische Bürgerinnen und Bürger statistisch gesehen am häufigsten von niedrigen Bonitätsraten betroffen. Statistiken wie diese lassen kritische Stimmen befürchten, dass die App den Klassenunterschied innerhalb der schwarzen Bevölkerung zusätzlich befeuern könnte. Die Idee zur App kommt nämlich von der letztjährigen Afro-Tech-Konferenz. Sie ist der größte Zusammenschluss schwarzer Investoren und Start-ups in ganz Amerika. Weiters sagt das Tech-Unternehmen stolz, dass sie die erste von Afroamerikanern angebotene Kreditkarte in ihr Sortiment aufnehmen konnte. Die Amex-Karte konvertiert Kreditkartenpunkte in Bargeld, das wiederum in Aktien investiert werden soll.

"Die App wird nur für eine begrenzte Zeit verfügbar sein (ungefähr 90 Tage), und interessierte Benutzer müssen sich bewerben, um Zugang zu erhalten. Beim Anmelden führt Neon Money Club eine sanfte Bonitätsprüfung durch, die sich nicht auf ihre Bonitätsberichte auswirken wird, und die Punktzahl wird nicht in der App angezeigt", erklärte Bailey auf die Frage zu den Funktionen der App. Sollte diese Bewerbung erfolgreich sein, können die Userinnen und User nun frei von weiteren Begrenzungen wie gewohnt drauflosswipen. (red, 13.2.2024)