Wie wichtig Umweltschutz ist, um den nächsten Generationen einen lebenswerten Planeten zu hinterlassen, ist inzwischen bekannt. Dennoch fällt uns klimafreundliches Verhalten im Alltag oft schwer.

Die Verhaltensökonomie hat eine Methode hervorgebracht, die Menschen sanft in eine gewisse Richtung lenken soll, und zwar ohne Zwang oder Verbote. Sie heißt "Nudging", was auf Deutsch so viel bedeutet wie "Anstupsen". Ein Beispiel für Nudging wäre, dass in einem Gebäude Fußabdrücke aufgemalt werden, die anstatt zum Aufzug zur Treppe führen – damit Menschen eher zu Fuß gehen. Ein anderes, dass Kompensationszahlungen bei Flugbuchungen automatisch vorausgewählt sind. "Diese kleinen Interventionen haben einen relativ starken Effekt", sagt der Verhaltensökonom Matthias Sutter.

Für den Klimaschutz

Nudging lässt uns also die Wahl, macht jedoch das vermeintlich bessere Verhalten wahrscheinlicher. Lässt es sich auch für den Klimaschutz einsetzen?

Dem ist Sutter gemeinsam mit Kollegen in einer Studie nachgegangen. "Der Ausgangspunkt dafür war die Beobachtung, dass die Energie, die wir beim Duschen verwenden, einen relativ großen Anteil unseres täglichen Energieverbrauchs ausmacht." Zahlen aus Deutschland würden zeigen, dass es bis zu zehn Prozent sind. Was die Forschenden gemacht haben: Sie haben in den Duschen von Studierendenheimen Smart Meter, also intelligente Messgeräte, eingebaut. "Wir wollten herausfinden, ob wir durch eine Nudging-Intervention den Wasser- und damit den Energieverbrauch reduzieren können."

Matthias Sutter führte gemeinsam mit einem Team eine Studie zum Wasserverbrauch durch. Hier ist Nudging eine Möglichkeit, um das Bewusstsein zu steigern.
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Die eine Gruppe von Studierenden konnte ihren Wasserverbrauch in Echtzeit beobachten. Was sich zeigte: Durch die Anzeige verringerte sich ihr Wasserverbrauch um rund zwanzig Prozent. Das sind acht Liter pro Duscheinheit.

Informationen bringen weniger

Einer Kontrollgruppe teilten die Forscher wöchentlich mit, wie viel Wasser und wie viel Energie sie beim Duschen verbraucht haben. Außerdem informierten sie sie darüber, wie viele Bäume gepflanzt werden müssten, um diesen Energieverbrauch zu kompensieren.

Die Information allein habe keine Verhaltensänderung bewirkt, sagt Sutter. "Anders ist das, wenn man aber in der Dusche steht und die Zahl der verbrauchten Liter direkt sieht." Die Wirkung des Nudgings durch die Messgeräte habe sich auch in anderen Studien nachweisen lassen.

Ebenfalls interessant: Die größten Einsparungen passierten offenbar bei jenen Testpersonen, die zuvor am meisten Wasser verbraucht hatten. Das genau sie ihr Verhalten am stärksten änderten, ist für Sutter eine "gute Botschaft".

Unterschiedliche Methoden

Manchmal reicht Nudging jedoch auch nicht aus und es braucht andere Maßnahmen. In Namibia untersuchte Sutter mit einem Team, wie Preissteigerungen im Vergleich zu Nudging-Interventionen wirken. "Was wir herausfinden konnten, ist, dass beides wirkt, aber unterschiedlich."

Wieder ging es darum, wie sich der Wasserverbrauch der Menschen reduzieren lässt. Auf Preissteigerungen, sagt Sutter, hätten die Probandinnen und Probanden nicht sofort, sondern verzögert reagiert. Auf Nudges relativ schnell, allerdings habe die Wirkung nicht langfristig angehalten. Studien in Amerika hätten Ähnliches gezeigt – nämlich, dass Menschen ein Smiley auf ihrer niedrigen Stromrechnung kurzfristig motiviert. Aber eben nur kurzfristig. Aus diesem Grund müssten verschiedene Methoden miteinander kombiniert werden, sagt Sutter.

Sein Resümee: "Ich glaube nicht, dass wir mit Nudging den Planeten retten werden. Dafür müssen wir andere Wege finden. Aber wenn es einen kleinen Beitrag leistet, ist es doch auch gut." (Podcast: Lisa Breit, 16.2.2023)