Gottfried Helnwein vor seiner Triptychon-Darstellung im Altarraum des Stephansdoms.
Gottfried Helnwein vor seiner Triptychon-Darstellung im Altarraum des Stephansdoms.
APA/HANS KLAUS TECHT

Drei Bilder von Gottfried Helnwein sind in der Fasten- und Osterzeit im Wiener Stephansdom zu sehen. Der in Wien geborene und nach eigener Aussage stark katholisch geprägte Künstler stellte am Dienstag gemeinsam mit Dompfarrer Toni Faber seine drei großformatigen Darstellungen in Form eines Triptychons im Altarraum des Doms vor. Helnwein verarbeitete in seinem Werk die zentralen, christlichen Glaubensaussagen von Jesu Tod, seiner Auferstehung und Geistaussendung zu Pfingsten.

Dompfarrer Faber nannte die Tatsache, dass der als "Schockmaler" geltende Helnwein die Reihe von Kunstinstallationen für die österliche Bußzeit und den Osterfestkreis im Stephansdom fortsetzt, "ein Projekt, das schon lange in meinem Herzen gewachsen ist". Die Tradition des Fastentuches als Verhüllung der Altarbilder wird seit einigen Jahren in St. Stephan von zeitgenössischen Künstlern und Künstlerinnen über den ganzen Osterfestkreis ausgedehnt. Helnweins Gemälde, auf Leinwand gesprüht, werden mit einer Lichtinstallation kombiniert und sollen bis zur Langen Nacht der Kirchen am 7. Juni zu sehen sein. Der erste Teil des Triptychons wird der Öffentlichkeit am Dienstagabend im Dom präsentiert. Das zweite Werk kann ab Karsamstag, das dritte kurz vor Pfingsten begutachtet werden.

Bewunderung für Kirchenkunst, Absage an "Wokeness" 

Helnwein wies im Stephansdom darauf hin, dass er sich "zutiefst verwurzelt in der österreichischen Kulturgeschichte" sieht und von der Bedeutung der katholischen Kirche für die Kunst und Kultur des Abendlandes beeindruckt ist. Er selbst sei als Jungscharführer und Jesuitenschüler katholisch sozialisiert worden und empfinde mit zunehmendem Alter immer mehr Bewunderung für die kirchlich beauftragte Kunst.

In der Geschichte über das Christentums werde oft angesichts der Verbrechen im Namen Gottes auf die zweite Seite vergessen, "nämlich auch die Förderung der Künste, der Philosophie und der abendländischen Kultur", sagte Helnwein. "Wenn man sich die Geschichte der Bilder in der katholischen Kirche anschaut: Das war jedes Mal zeitgenössische Kunst, aufregend, radikal." Viele der Werke - Helnwein verwies etwa auf Hieronymus Bosch - würden heute einen Shitstorm erzeugen, "weil wir im Zeitalter des 'Woke' vieles nicht mehr aushalten". Anders als etwa Calvinisten oder Puritaner habe sich die katholische Kirche mutig für die Kunst geöffnet.

Auf die Feststellung Fabers, Helnweins Arbeiten würden oft schockieren "und uns aufrütteln", betonte dieser: "Die bedeutenden Kunstwerke, die im Auftrag der katholischen Kirche entstanden sind, haben zu ihrer Zeit immer für Aufregung und Skandale gesorgt." Die Fresken der Sixtinischen Kapelle zum Beispiel seien ein absoluter Schock gewesen, "weil sie nicht der bekannten Ikonografie entsprochen haben". Ein Papst habe diese Entfernen lassen wollen: "Dazu kam es aber nicht, weil ihn der Schlag getroffen hat. Was man als Gottesbeweis betrachten könnte."

Er selbst halte Religion für überaus wichtig für den Menschen, so Helnwein, und er begegne verschiedenen Glaubensüberzeugungen mit Respekt. Auch ein Atheist wie Napoleon oder der homosexuelle und kommunistische Filmemacher Pier Paolo Pasolini hätten die Bedeutung von Kirche und Glauben anerkannt. Und ohne Kunst wäre Religion nicht zu vermitteln. (APA, red, 13.02.2024)