Elektroauto an einer Ladestation in Düsseldorf.
Der Umstieg vom Verbrenner auf das Elektroauto verläuft schleppend. Wenn einmal auf ein E-Auto gesetzt wird, bleibt es aber oft dabei.
IMAGO/Michael Gstettenbauer

Der weltweite E-Auto-Markt kam nach starken Verkaufszahlen 2023 mancherorts mit stotterndem Motor im neuen Jahr an. Hersteller in den USA fordern eine Drosselung des Tempos beim Umstieg auf E-Autos, und auch im Autoland Deutschland stieg der Anteil der elektrisch betriebenen Fahrzeuge zuletzt langsamer als erhofft. Motivation dürfte eine aktuelle europaweite Umfrage im Auftrag des Unternehmensberaters Horváth liefern. Der repräsentativen Umfrage zufolge können sich 89 Prozent der E-Auto-Besitzer vorstellen, auch beim nächsten Kauf auf ein solches zu setzen.

2.003 kaufwillige Personen aus zwölf europäischen Staaten wurden dafür vom Pariser Marktforscher Potloc per Online-Umfrage zu ihren Kaufintentionen befragt. Nach einer ersten Umfragewelle im April erfolgte eine zweite im September 2023. Der Grund für den knappen Zeitabstand? "Da sieht man recht schön, wie auch Effekte von Steuern in die eine oder andere Richtung reinschlagen", sagt Christoph Kopp, Associate Partner und Automotive-Experte bei Horváth. Der geringe Zeitraum ermöglicht also, Entwicklungen auch isolierter zu betrachten.

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Finanzielle Anreize wirken

Ein Beispiel dafür ist Italien. Dort hinken die Neuzulassungen der Elektroautos noch nach, im Vergleich zum früheren Befragungszeitpunkt (rund 23 Prozent im April 2023) zeigen sich aber wesentlich mehr Befragte gewillt, künftig auf ein E-Auto zu setzen. Der Hintergrund: neu angekündigte Subventionen für die Stromer.

Einen deutlichen Zuwachs gab es auch in Großbritannien, von knapp unter 20 Prozent Zustimmung auf über 40 Prozent. Auch hier dürfte eine steuerliche Besserstellung der E-Autos die Weichen gestellt haben. In die entgegengesetzte Richtung ging es dafür in den Niederlanden, wo Subventionen gesenkt und Steuern auf Elektroautos erhöht wurden. "Solange der Staat diese Technologie noch fördert, ist das schon eine sehr klare Anschubhilfe", sagt Kopp – gibt aber zu bedenken: "Früher oder später muss es auch ohne gehen."

In Deutschland und Österreich hat sich indes nur wenig bewegt. In beiden Ländern gab es einen geringfügigen Anstieg, die Akzeptanz verharrt aber auf vergleichsweise niedrigem Niveau – in Deutschland liegt das nicht zuletzt an der Kürzung der E-Auto-Förderung.

Wie hoch die Akzeptanz und damit Kaufwahrscheinlichkeit ist, lässt sich zu einem Teil allerdings wohl allein schon durch die Zahl der Neuzulassungen erklären. Dort, wo bereits jetzt viele E-Autos zugelassen werden, ist auch die Zustimmung hoch, erneut auf ein solches zu setzen.

Ein Erklärungsansatz, auf den auch Kopp verweist: "In den Märkten, wo die Elektromobilität schon historisch wesentlich weiter ist, sind auch die Werte entsprechend anders." Es sei eben auch eine Frage der Umstellung. "Wenn sich alle einmal daran gewöhnt haben und die E-Mobilität zur Normalität geworden ist, dann wird es zum Selbstläufer."

Verbrenner-Besitzer weniger umstiegsfreundlich

Kopps These lässt sich auch mit weiteren Umfrageergebnissen stützen: Besitzer von Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zeigen sich noch skeptisch, was die Anschaffung eines E-Autos anbelangt. Jene, die bereits eines besitzen, sind hingegen großteils gewillt, auch künftig eines zu erwerben. Hybridfahrer liegen dabei in der Mitte. "Je näher der Autofahrer bereits am Elektroauto dran ist, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass er wieder eines nimmt", fasst es Automobilexperte Kopp zusammen.

Und dennoch: Auch Besitzer von Verbrennern zeigen sich nicht gänzlich ablehnend. Immerhin 38 Prozent können sich vorstellen, beim nächsten Kauf auf einen Stromer zu setzen. Ein wesentlicher Grund dürfte sein, dass eben nicht nur der derzeitige Besitz eine Rolle spielt. Demnach sieht sich knapp ein Viertel der Befragten aufgrund hoher Spritkosten dazu verleitet, auf ein E-Auto zu setzen – ein Fünftel führt als möglichen Umstiegsgrund die ökologische Nachhaltigkeit an. Auf der anderen Seite sind es allen voran hohe Kosten (21 Prozent), ein mangelhaftes Angebot (15 Prozent) sowie Reichweitenbedenken (13 Prozent), die von einem E-Auto-Kauf abzuhalten scheinen.

"Nachhaltigkeit ist nur ein Argument. Für die meisten Leute muss es sich auch rechnen", fasst Kopp die Ergebnisse zusammen. Doch genau bei diesen zwei Faktoren weichen die Einschätzungen der Befragten deutlich voneinander ab.

Mehrheit hält Verbrenner für nachhaltiger

So halten knapp 60 Prozent der Befragten Verbrenner für die – über den gesamten Lebenszyklus gerechnet – nachhaltigste Antriebsart, vollelektrische Fahrzeuge liegen mit 22 Prozent hinter Benzinern und mit Diesel angetriebenen Autos nur an dritter Stelle.

Und auch bei den Gesamtkosten spiegeln die Umfrageergebnisse nicht unbedingt die tatsächlichen Verhältnisse wider. 65 Prozent halten demnach Verbrenner für die kostengünstigste Option, E-Autos hingegen nur ein Fünftel der Befragten.

Anschaffungskosten schrecken von Kauf ab

Eine Umfrage allein ist zwar nicht der Weisheit letzter Schluss, zudem sind die Stichproben pro Land überschaubar. Dennoch bestätigt sie Erkenntnisse, die auch in größer angelegte Untersuchungen mit europaweit mehr als zehntausend Befragten zum Vorschein kamen. So zeigte eine kürzlich veröffentlichte Umfrage des US-Marktforschers Escalent: Die Anschaffungskosten der E-Autos sind das größte Hemmnis, ebenfalls wichtig ist die Reichweite. Und auch was das nächste Auto anbelangt, sind die befragten E-Auto-Besitzer mehrheitlich (74 Prozent) gewillt, auch künftig auf ein elektrisch betriebenes zu setzen.

Auch wenn der Anteil der E-Auto-Besitzer noch gering ist und viele der Käufe auf Firmen zurückgehen: Für Hersteller wie Autohändler sind die Erkenntnisse keine schlechten Nachrichten. Denn sie wissen, wo es anzusetzen gilt. Und wenn einmal jemand überzeugt ist und das Neue zur Gewohnheit wird, bleibt es meistens auch dabei. (Nicolas Dworak, 21.2.2024)