Kolumne Mittel-Alter Satire SPÖ
Wartet darauf, dass bei den Nationalratswahlen "die Freiheitlichen Erster werden": Hans Peter Doskozil, noch nicht recht im Kampfmodus angekommener Landesvater des Burgenlands.
APA/HANS KLAUS TECHT

Die mild tönende Stimme des burgenländischen Landesvaters hallte vor kurzem wie Donnerschall in den Ohren aller Kickl-Skeptiker – und schreckte sogar die schlummerfreudigen Angehörigen der Bundes-SPÖ aus ihrer wohlverdienten Winterruhe. Er gehe davon aus, ließ Hans Peter Doskozil wissen, dass er, Hans Peter Doskozil, eine Wahl erleben werde, in der "die Freiheitlichen Erster werden".

Nun bedarf jedes Land, nicht nur der Seewinkel, solcher Politiker, die sich ihren wohlerworbenen Realismus von keinerlei Siegeszuversicht zunichtemachen lassen. Gewinnt die SPÖ – ganz entgegen den burgenländischen Erwartungen – dennoch die Wahlen, kann Doskozil immer noch anmerken, er sei eines Besseren belehrt worden.

Umgekehrt kann es immer noch schlimmer kommen. Austria-Wien-Verteidiger Anton Pfeffer wurde zur Halbzeit eines Länderspiels gegen Spanien (0:4) einmal gefragt, wie die Sache ausgehen werde: "Hoch werd‘ mas nimmer gwinna!", knirschte das violette Urgestein. Dass der Mann über gesunden Realitätssinn verfügte, wurde durch das Endergebnis von 0:9 höchst eindrucksvoll bewiesen.

Schlappes Fähnchen

Als kleiner, dicker Babyboomer besuchte ich für mein Leben gern Spiele des SK Rapid. Und tatsächlich, in den Reformjahren der Ära Kreisky war der Hütteldorfer Kultverein („Rekordmeister“) beinah ebenso erfolglos wie heute! Gegen jede Vernunft hoffte man vor jedem Wiener Derby auf ein Wunder. Als ich eines trüben Sonntags kleinlaut in die Tram am Prater kroch, hatten wir Grünweißen soeben wieder 1:5 verloren. Schlapp ließ ich mein Fähnchen hängen, als ein (pardon:) violetter Rotzlöffel hinzutrat und den Stängel meines Wimpels hohnlachend zerbrach.

Obwohl von lauter lila Riesen umstanden, baute ich mich vor dem zugegeben kleinwüchsigen Übeltäter auf und schubste ihn: Was er sich einbilde…! Ein Wunder geschah. Anstatt über mich herzufallen, grinsten die Umstehenden und nickten einander sogar wohlwollend zu. Mag sein, dass ein Wahlwerber namens Hans Peter Doskozil heuer ebenso viel Löwenmut aufwenden muss. Er braucht bloß sanft zu schnurren. (Ronald Pohl, 14.2.2024)