Einen guten Domainnamen zu finden, ist gar nicht so einfach. Sind doch viele davon bereits in den Frühjahren des Webs vergeben worden. Also versuchen manche ihr Glück bei den Top-Level-Domains für einzelne Länder, die sich dann im besten Fall gut in den gewünschten Namen integrieren lassen. Warum das nicht immer eine sonderlich gute Idee ist, zeigt nur ein aktueller Fall.

Mit queeren Themen – im Bild eine Pride-Parade im indischen Mumbai – können die Taliban so ganz und gar nichts anfangen.
AP/Rajanish Kakade

Aus und vorbei

Die Taliban haben die Domain queer.af löschen lassen, das berichtet Erin Sheperd, Softwareentwicklerin und Administratorin der zugehörigen Mastodon-Instanz. Der Name queer.af ist dabei scherzhaft gemeint, lässt er sich doch als "queer as fuck" ("verdammt queer") lesen. Zuständig für die Domain ist aber die afghanische Regierung, und diese wird nun einmal seit 2021 von den fundamentalistischen Taliban gestellt.

Dass es überhaupt so lange gedauert hat, bis die Sperre erfolgt ist, liegt daran, dass die Verwaltung der Top-Level-Domain des Landes wohl nicht ganz oben auf der Prioritätenliste der Taliban stand. Diese lag jahrelang brach. Als sie Ende 2023 wieder aufgenommen wurde, befürchtete man bei queer.af schon, dass es bald zu Ende gehen könnte.

queer.af Abschied
Das Ende von queer.af.
Screenshot: STANDARD

Eine Vorahnung

Entsprechend hatten die Verantwortlichen bereits vor einigen Wochen die Schließung ihrer Mastodon-Instanz für Mitte April angekündigt, und alle User zu einem Auszug aufgefordert. Das auch mit dem Wissen, dass sonst die fundamentalistische Gruppe künftig die Domaingebühren erhalten würde. Diesem Termin sind die Taliban nun aber zuvorgekommen. Dabei scheint queer.af auch nicht die einzige betroffene Domain zu sein. So sind auch andere über den Dienstleister Gandi.net registrierte Domains wie inet.af verschwunden.

Hintergrund

Die Mastodon-Instanz queer.af wurde im Jahr 2018 ins Leben gerufen. Die Nutzungszahlen waren dabei überschaubar, zuletzt waren nur mehr rund 70 Accounts registriert. Bei Mastodon als Teil des Fediverse ist aber natürlich auch das Konzept, viele kleine Instanzen zu verbinden. Bis zur Schließung wurden rund 130.000 Beiträge via queer.af publiziert. (apo, 14.2.2024)