Digitalisierungs-Staatssekretär Florian Tursky (ÖVP)
Anfang Februar haben sich Susanne Kraus-Winkler und Florian Tursky (Bild) für eine Klarnamenpflicht bei Online-Bewertungen ausgesprochen.
APA/Halada

Die ÖVP-Staatssekretäre Florian Tursky und Susanne Kraus-Winkler beharren ungeachtet der Absage durch den grünen Koalitionspartner auf der Online-Klarnamenpflicht. Tourismusstaatssekretärin Kraus-Winkler sah auf EU-Ebene etwa mit Deutschland bereits Verbündete an Bord. Digitalisierungsstaatssekretär Tursky stellte bei einem Pressetermin am Freitag auch einen nationalen Alleingang in den Raum. Beim Aktionsplan Digitalisierung im Tourismus orteten indes beide Fortschritte.

Bei der geforderten Klarnamenpflicht sei eine gemeinsame europäische Vorgehensweise wünschenswert, so Tursky in Innsbruck. "Ich gehe davon aus, dass von allen europäischen Verbänden hier Druck auf die Kommission kommen wird", sagte Kraus-Winkler. Rechtliche Basis, die geforderte Klarnamenpflicht dann auch durchzusetzen, solle der Digital Services Act (DSA) der EU sein. Aktuell seien davon jedoch nur "sehr große" Plattformen erfasst. Tursky betonte, dass auch kleine Plattformen in die Pflicht genommen werden sollen. "Diesen Vorschlag habe ich bereits an die EU-Kommission weitergegeben", so der Staatssekretär.

Kein "Nickname-Verbot"

Anfang Februar hatten sich Kraus-Winkler und Tursky bereits für eine Klarnamenpflicht bei Online-Bewertungen ausgesprochen und auf geschäftsschädigende Fake-Bewertungen hingewiesen. Beide betonten jedoch am Freitag, dass es dabei nicht um ein "Nickname-Verbot" gehen solle. Vielmehr solle man weiterhin unter einem Pseudonym bewerten können - jedoch solle die wahre Identität der Nutzer bei der Plattform hinterlegt werden müssen. Tursky, der im April bei der Innsbrucker Gemeinderatswahl als Bürgermeisterkandidat antreten und anschließend in die Stadtpolitik wechseln wird, stellte bei Zögern auf EU-Ebene auch einen nationalen Beschluss Österreichs in den Raum.

Tursky und Kraus-Winkler nützten die Pressekonferenz indes, um den Wert von Daten im Tourismus sowie Fortschritte im lancierten Aktionsplan Digitalisierung vorzustellen. Daten seien "die neue Währung und das neue Gold im Tourismus", betonte Tursky. Diese würden künftig über Wettbewerbsfähigkeit entscheiden. Grundsätzlich gehe es darum, wie anonymisierte Daten genutzt werden könnten. Kraus-Winkler sprach in diesem Zusammenhang von "Datenräumen" als "Tinder für Daten", wo sich entsprechende Datenpunkte treffen, zu einer Lösung verschmelzen und dann wieder auseinandergehen würden.

Bisher seien in vier Bereichen Fortschritte erzielt worden, so die Staatssekretärin. So werde die Tourismusakzeptanz in der Bevölkerung künftig von der Statistik Austria regelmäßig gemessen. Für Tourismusdestinationen habe man Wege gesucht, bereits verfügbare Daten für diese verwertbar aufzubereiten. Auch was Tourismusbetriebe und Gästeverhalten betreffe, seien Fortschritte erzielt worden. Beispiele für letzteres seien mit anonymisierten Zahlungs- und Mobilfunkdaten entwickelte Prognosemodelle. Solche würden in weiterer Folge Entzerrungsmaßnahmen wie Verkehrssteuerung ermöglichen, erklärte Kraus-Winkler.

"Tourism Data Space"

Aktuell werde rund um den "Tourism Data Space" an einer Vielzahl von entsprechenden Lösungen gearbeitet, führte der Digitalisierungsverantwortliche der Österreich Werbung, Oliver Csendes, aus. Neben der Analyse von Daten und Prognosemodellen sei dabei etwa auch Künstliche Intelligenz (KI) ein Thema, wie beispielsweise bei dem Chatbot-Beratungstool Österreich Concierge. Auch setze man auf Augmented Reality, um das Erlebnis von Touristen zu verbessern. Ein entsprechendes Projekt gehe etwa im Frühjahr in Bad Ischl an den Start. Auch ein virtueller Rundgang durch den zukünftigen Urlaubsort werde für Touristen immer mehr zum Thema.

Was die bei der Präsentation des Aktionsplans vor eineinhalb Jahren angesprochene mangelnde Digitale Kompetenz und angekündigte "Kompetenzoffensive" betrifft, verwies Tursky auf Nachfrage auf bereits 850 im Vorjahr durchgeführte Workshops. Weitere seien geplant, ein Teil davon speziell im Tourismus. Auch eine standardisierte Skala zur Einschätzung der digitalen Kompetenz im Bewerbungsprozess soll kommen, teilte der ÖVP-Politiker mit. Im Bereich digitale Kompetenz sei schon noch "ein Weg zu gehen", räumte Kraus-Winkler ein. Man versuche jedoch, strategisch an die Sache heranzugehen.

Beim ebenfalls angekündigten digitalen Gästeblatt befinde man sich weiter "in der Umsetzung", so Tursky auf Nachfrage. Alle Bundesländer seien an Bord, auch eine Machbarkeitsstudie wurde durchgeführt. Nun warte man auf die Umsetzung der EU-Kurzzeitvermietungsverordnung bzw. ein auf dieser Basis erstellten Beherbergungsregister. Aufgrund einer Übergangsfrist sei eine Umsetzung des digitalen Gästeblattes aber auch bei einer sehr raschen Annahme im Parlament erst in zwei Jahren möglich, erläuterte Kraus-Winkler. (APA, 16.2.2024)