(Großer runder Tisch in einem österreichischen Wirtshaus. In seiner Mitte ein gusseiserner Aschenbecher mit dem Schriftzug "Stammtisch". Um den Tisch acht Männer und drei Frauen im Alter von dreißig bis fünfundsiebzig. Alle halten Handys, über deren Displays sie wischen oder auf denen sie tippen. Immer wieder und von allen werden die Handys erst den links, dann den rechts neben der jeweiligen Person Sitzenden zur Betrachtung hingehalten, worauf diese stets mit Grinsen oder kurzem, grimmigem Lachen, manche auch mit einem Ballen der Faust und Hochstrecken des Daumens reagieren.
Vierundzwanzig Minuten.
Licht auf den Wirt und die Wirtin, die hinter der Schank damit beschäftigt sind, Gläser zu polieren.)

WIRT: So still … Angenehm, nicht?

WIRTIN (nickt)

WIRT: Wenn man bedenkt, wie früher oft herumgebrüllt worden ist … Kann man sich gar nimmer vorstellen …

WIRTIN (nickt)

(Sie polieren.
Sechs Minuten.
Licht auf die acht Männer und drei Frauen am Stammtisch. Sie wischen, tippen, halten dann ihre Handys erst den links, dann den rechts neben ihnen Sitzenden zur Betrachtung hin, worauf diese mit Grinsen oder kurzem, grimmigem Lachen, manche auch mit einem Ballen der Faust und Hochstrecken des Daumens reagieren.
Vierundzwanzig Minuten.
Licht auf den Wirt und die Wirtin. Sie haben ihre Arbeit unterbrochen und blicken zum Stammtisch.)

WIRT (nach einer Pause): Irgendwie machen sie einem Angst …

WIRTIN (nickt)

(Sie nehmen die Arbeit wieder auf.
Zwei Minuten.
Von der Straße her plötzlich Geschrei, das Geräusch von splitterndem Glas, eine Polizeisirene.
Licht auf die acht Männer und drei Frauen am Stammtisch. Sie blicken kurz von ihren Handys auf, wenden sich ihnen aber, als der Lärm zu verebben beginnt, wieder zu, wischen, tippen, halten dann die Handys erst den links, dann den rechts neben ihnen Sitzenden zur Betrachtung hin, worauf diese mit Grinsen oder kurzem, grimmigem Lachen, manche auch mit einem Ballen der Faust und Hochstrecken des Daumens reagieren.
Vierundzwanzig Minuten.
Vorhang)
(Antonio Fian, 16.2.2024)