Lt. Rico stellt in einem Propagandavideo im Film die zurückliegenden Kampfhandlungen nach.
Screenshot: Tristar Pictures

"Macht alle Waffen scharf, und zwar alles, was ihr habt! Das gilt auch für euch, Hunde, oder wollt ihr ewig leben?" Mit diesen Worten schickt der Protagonist Lieutenant Johnny Rico seine Männer in den Kampf gegen die außerirdischen Insektenhorden. Heute, 27 Jahre später, bietet "Helldivers 2" seinen fast eine halbe Million Spielerinnen und Spielern ein Erlebnis, das nahe an die Alltagserfahrungen der Infanteriesoldaten des filmischen Vorbild herankommt. Wie DER STANDARD berichtete, musste das Entwicklerstudio Arrowhead seine Serverkapazität schon drosseln, um ein reibungsloses Spielerlebnis gewährleisten zu können. Nach dieser zahlenmäßigen Machtdemonstration brachte die Fangemeinde eine weitere Rekordleistung hervor. Fast drei Jahrzehnte nach der offiziellen Veröffentlichung schafften sie es, den Film in den Top 20 der meistgesehenen Filme zu platzieren. Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Artikels rangiert "Starship Troopers" immer noch auf Platz 25 auf der Webseite televisionstats.com.

Wie aber schafft es ein 2024 veröffentlichtes Spiel, die Zuschauerzahlen bei einem 90er-Sci-Fi-Klassiker anzukurbeln? Der Drang der Fans, nach dem Spielen einen fast 30 Jahre alten Film zu schauen, lässt sich einfach erklären. Identität und Marketing von "Helldivers 2" lehnen sich stark an Paul Verhoevens Verfilmung an. Zwar bleiben einem in "Starship Troopers" kommunistische Androiden und andere mechanische Gegner erspart, "Helldivers 2" erinnert aber stark an die Propaganda in der Filmvorlage. Die neue Demokratie wird im Spiel schließlich mit Bomben und Granaten statt mit Wahlen verbreitet. Die Spieler stellen hierbei die letzte offensive Verteidigungslinie der Menschheit in einem bitteren Kampf gegen die Terminator-ähnlichen "Automatons", die insektenartigen "Terminiden" und die tentakeltragenden "Illuminaten" dar.

"Jede Gruppe ist schwächer als ein einzelner Mensch, es sei denn, sie ist perfekt darauf trainiert, zusammenzuarbeiten." Dieses Zitat aus dem literarischen Vorbild Robert Heinleins beschreibt die Spielmechanik besser als jeder Videospieljournalist es je könnte. "Helldivers 2" verlangt echtes Teamwork: Eine Squad muss wie eine geölte Maschine jeden Schritt gemeinsam machen und jeden Handgriff aufeinander abgestimmt ausführen. Nicht einmal der Raketenwerfer, ein sonst kinderleicht zu handhabendes oft zufällig gefundenes Werkzeug, kann in "Helldivers 2" nur schwer allein benutzt werden. Nach jedem Schuss muss ein Squad-Mitglied von hinten die nächste Panzerfaust einladen.

Waffenruhe im "Konsolenkrieg"

Gerade wird die Galaxie in "Helldivers 2" von der fortschreitenden Gefahr der "Automatons" bedroht. Im ersten größeren Event nach dem Release dringen sie Planet für Planet in das Gebiet der gesammelten PC- und PS5-Spielerschaft vor. Das Tauziehen um die zwei umkämpften Sektoren fühlt sich gerade so aussichtslos an, dass die Playstation-Community bei einer ungewohnten Stelle um Hilfe bittet. Nachdem die Crossplayfunktion schon Spieler auf Konsole und PC verbindet, verlangen sie eine Xbox-Portierung des Spiels. Auch Xbox-Besitzer sollen die Möglichkeit bekommen, für ihre Spezies zu kämpfen und die Demokratie zu verteidigen. Laut PS5-Spielern ist diese Hilfe bitter nötig.

Ein Fanvideo, mehr als passend unterlegt mit einer verlangsamten Version von Bonnie Tylers "Holding Out for a Hero", stellt sich die Ankunft der Xbox-Playerbase in etwa so vor:

Manchen Fans geht diese Art von Aktivismus noch nicht weit genug. In einer Petition auf change.org, die zum Zeitpunkt des Verfassens des Artikels schon über 47.000 Unterschriften hat, fordern Fans die Veröffentlichung einer Xbox-Version. "Während der interstellare Kampf gegen die unterdrückerischen außerirdischen Streitkräfte weitergeht, hallt der leidenschaftliche Ruf nach 'Helldivers 2' über Plattformen hinweg wider und drängt auf seine Ankunft auf der Xbox. Dieser Schlachtruf geht über die Ausweitung der Zugänglichkeit hinaus. Es geht darum, Einheit zu fördern, Grenzen herauszufordern und das gemeinsame Spielerlebnis weltweit zu verbessern", schreibt der Ersteller der Petition Isaiah Hardin, nicht ohne die Propagandasprache des Spiels zu bemühen. Das sind Worte, die während der Hochzeit der "Konsolenkriege" unmöglich waren, und trotzdem scheint das teamworklastige Spiel die ehemals verfeindeten Fangemeinden näher zusammenrücken zu lassen. Es bleibt gespannt abzuwarten wie Sony auf die Veränderungen im Spielemarkt nach "Helldivers 2" reagiert. (gld, 20.2.2024)