Arbeiter beim Mauern.
Die Regierung arbeitet an einem Hilfspaket für die Baubranche. Während die ÖVP die Eigenheimerrichtung fördern will, im Einklang mit den Sozialpartnern, sind die Grünen skeptisch.
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Junge Familien, die sich das erste Eigenheim nicht mehr leisten können, insbesondere im ländlichen Raum. Keinesfalls aber Vermögende, die sich eine Großimmobilie anschaffen wollen: Das sei die Zielgruppe für den "Eigenheimbonus", den die Sozialpartner von der Regierung einfordern, stellte der rote Baugewerkschafter Josef Muchitsch am Dienstag klar.

Mit seiner Erklärung im Ö1-Morgenjournal versuchte der SPÖ-Politiker und Gewerkschafter Muchitsch, die Wogen zu glätten, nachdem der Vorschlag der Sozialpartner zur Eigenheimförderung davor heftige Kritik ausgelöst hatte. Wirtschaftskammerpräsident Harald Mahrer und Muchitsch schlugen ja in der Pressekonferenz am Montag vor, den Bau des ersten Eigenheims mit einem staatlichen Zuschuss von 20 Prozent des Hauswerts, maximal aber 100.000 Euro zu fördern.

Neos-Wohnbausprecher Hannes Margreiter sagte am Dienstag, dies sei "pure Gießkanne und Umverteilung von unten nach oben". SPÖ-Chef Andreas Babler erteilte dem Projekt eine Absage, das sei "keine sozialdemokratische" Idee. Die Wohnbausprecherin der Grünen, Nina Tomaselli, sagte dem STANDARD, der Bonus würde mehrere Milliarden Euro im Jahr kosten: "Was die Sozialpartner nicht ausgeführt haben: wie und wer das finanzieren soll."

Auch von Expertenseite kam Kritik an dem Geschenk für Häuslbauer. Aber haben Muchitsch und Mahrer am Ende recht, und das Projekt dient nicht nur dazu, die Baukonjunktur zu beleben, sondern auch Jungfamilien aus dem ländlichen Raum – also die Mittelschicht – zu fördern? Wer würde in den Genuss des Zuschusses kommen?

Beispiel aus Oberösterreich

DER STANDARD hat eine Bank im Umland von Steyr um ein Rechenbeispiel gebeten. Grob geschätzt müsste man für eine Familie mit zwei Kindern in der oberösterreichischen Region mit Errichtungskosten für ein Eigenheim von rund 500.000 Euro rechnen, sagt der auf Immobilienfinanzierung spezialisierte Bankberater. Für die halbe Million bekäme man ein zweigeschoßiges Haus (um die 200 Quadratmeter).

In dem Beispiel soll angenommen werden, dass die Familie zusätzlich noch um 100.000 Euro den Grund erwerben muss. Gesamtkosten also: 600.000. An Eigenmitteln vorhanden sind 50.000 Euro sowie der fiktive 100.000-Euro-Zuschuss für die Eigenheimerrichtung. Die benötigte Kreditsumme beträgt also 450.000 Euro. Eine lange Laufzeit von 35 Jahren hilft in diesem Fall den beiden Verdienern, im Alter von 35 die Raten zu drücken. Der Bankrechner spuckt aktuell einen Zinssatz von um die vier Prozent für den Kredit aus. Über die Gesamtlaufzeit müsste die Familie 860.045 Euro zurückzahlen. Macht bei einem Fixzins für die ersten 20 Jahre aktuell eine Rate von 2.048 Euro im Monat aus.

Wie hoch muss also der Verdienst sein, um einen Kredit mit so einer Rate von der Bank zu bekommen? Eine Verordnung der Finanzmarktaufsicht schreibt vor, dass die Bankrate nicht mehr als 40 Prozent des Nettoeinkommens des Haushalts ausmachen darf. Diese umstrittene Regel soll verhindern, dass die Banken bei der Immobilienfinanzierung zu hohe Risiken eingehen.

Reichste 20 Prozent der Haushalte

Das Nettoeinkommen des Haushalts müsste aktuell bei über 5.120 Euro im Monat liegen, ansonsten werde es knapp, so der Bankberater. Das Jahreseinkommen des Haushalts würde um die 72.000 Euro betragen, um den Kredit zu erhalten.

Sieht man sich die Statistik an, gehörte man mit diesem Einkommen zu den reichsten 20 Prozent der Haushalte in Österreich. Die Zahlen dafür stammen aus einer Erhebung der Statistik Austria, die jüngsten Zahlen gibt es für das Jahr 2021.

Nimmt man nur Haushalte ohne Pensionisten, liegt das Medianeinkommen bei 51.000 Euro. 75 Prozent der Haushalte haben übers Jahr weniger als 66.000 Euro zur Verfügung. Mit den 72.000 Euro würde man also zum reichsten Fünftel zählen. Die obere Mittelschicht und Wohlhabende wären somit die Hauptnutznießer des Bonus, wobei in der Berechnung die Nebengebühren für den Kauf nicht berücksichtigt werden, während im Gegenzug die Einkommen seit 2021 gestiegen sind. (András Szigetvari, 20.2.2024)

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