Kirill Petrenko
Berliner Philharmoniker, Dirigent Kirill Petrenko und Geigerin Lisa Batiashvili.
Lena Laine

Wien – Der Russe Kirill Petrenko war einer der Ersten, als es darum ging, den Krieg Russlands gegen die Ukraine zu verurteilen. Insofern liegt es nicht fern, im Programm, das der Dirigent mit den Berliner Philharmonikern zelebriert, auch nach themenbezogener Symbolik zu suchen. Beim Gastspiel im Musikverein erklang jedenfalls am Montag nichts Leichtgewichtiges.

Brahms’ Tragische Ouvertüre d-Moll war voll erhabener Melancholie, die als Form musikalischer Anteilnahme rezipiert werden konnte. Die Berliner sind als Kollektiv allerdings eine dynamische Klasse für sich, wenn es um disziplinierte punktgenaue Akzentuierung geht, die bei klangdunklem Grundton doch auch helle Vitalität vermittelt.

Orchestrale Energieentfaltung

Gleichsam von null auf hundert in einer Sekunde: Robust klingt es, ohne jemals ins Grell-Breiige abzugleiten. Es herrscht Ausgewogenheit bei höchster Intensität.

Symphonische Maßarbeit auch bei Karol Szymanowskis erstem Violinkonzert, das von Geigerin Lisa Batiashvili tadellos "erlebt" wurde. Alles da: Abstrakte Instrumentalgesänge, elegante Linienführung, und trotz orchestraler Energieentfaltung musste kein Geigenton ums Überleben kämpfen. Wo das Werk des in Timoschowka (heute Ukraine) geborenen Polen Szymanowski Innehalten fordert, wurde es delikat. Im Glissando gleitet Batiashvili ins Akkordnetz des aufmerksamen Orchesters. Das sind dann besondere Momente, die wie der klanggewordene abstrakte Traum anmuten.

Große Kammermusik auch bei Strauss’ Symphonia domestica: Die ganze Palette der solistischen Pointen war zwischen den Orchesterentladungen zu vernehmen. Und wenn es gegen Schluss der symphonischen Dichtung fugenartig rasant wird, blüht die kollektive Virtuosität Formel-1-mäßig auf. Applaus. (Ljubisa Tosic, 21.2.2024)