Von einer Zumutung spricht die Israelitische Kultusgemeinde, von einer Verhöhnung von Holocaust-Opfern das Mauthausen-Komitee: Andreas Rabl, blauer Bürgermeister von Wels, will Vizevorsitzender der "Freunde von Yad Vashem" werden, eines Shoah-Gedenkvereins.

Andreas Rabl, blauer Bürgermeister von Wels, will Vizevorsitzender der
Andreas Rabl, blauer Bürgermeister von Wels, will Vizevorsitzender der "Freunde von Yad Vashem" werden.
Florian Voggeneder

Ein durchsichtiger Versuch der Weißwaschung von braunem Makel, wie die Kritiker vermuten? Aus Erfahrung drängt sich dieser Verdacht auf. Schließlich repräsentiert Rabl eine Partei, deren Akteure in unzähligen Fällen Distanz zu Antisemitismus und nationalsozialistischem Gedankengut vermissen ließen. Auch die Haltung des Stadtchefs gab schon Anlass für Bedenken. Zwar enthüllte Rabl in Wels etwa einen Gedenkstein für ehemalige KZ-Häftlinge, subventionierte aber ebenso ein deutschnationales Burschenschaftertreffen.

Bei gutem Willen ist jedoch auch eine positivere Interpretation denkbar. Vielleicht ist Rabl ja einer, der sich zwar sonst mit den Werten und Zielen der FPÖ identifiziert, die Partei in ebendieser einen Frage aber verbessern will. Wer von den Blauen zu Recht Läuterung einfordert, sollte nicht jede Bewegung in diese Richtung reflexartig als unglaubwürdig brandmarken.

Will Rabl konsequent sein, müsste er die nach außen demonstrierte Haltung allerdings auch nach innen leben – indem er sich entschieden gegen die Ewiggestrigen stellt. Doch das erscheint in einer derart geprägten Partei kaum vorstellbar. (Gerald John, 22.2.2024)