Gedenken an Alexej Nawalny
Gedenken an Alexej Nawalny vor dem russischen Konsulat in Frankfurt am Main.
IMAGO/Florian Gaul/greatif

Moskau – Die Mutter des im russischen Straflager gestorbenen Kreml-Gegners Alexej Nawalny hat nach tagelangem Warten Zugang zu seiner Leiche erhalten. Sie habe den Körper ihres Sohnes in der Leichenhalle zu sehen, aber nicht ausgehändigt bekommen, teilte Ljudmila Nawalnaja am Donnerstag in einem Video mit. Der 47-Jährige war am Freitag vergangener Woche im Straflager gestorben. Seither hatte die Mutter die Leiche in der Region am Polarkreis gesucht.

Bedingungen für Beerdigung

Nawalnys Mutter sagt in dem Video: "Die Ermittler behaupten, dass sie die Todesursache kennen." Sie hätten die medizinischen und rechtlichen Dokumente gehabt, die sie gesehen und unterschrieben habe. "Dem Gesetz nach hätten sie mir den Körper gleich nach dem Tod übergeben müssen, aber sie haben das bis heute nicht getan", ergänzte sie mit ruhiger Stimme. "Stattdessen erpressen sie mich. Sie stellen Bedingungen, wann, wo und wie Alexej beerdigt werden soll. Das ist illegal."

Der Grund für die Aufnahme des Videos sei, dass sie auch bedroht werde. "Sie sagten mir direkt in die Augen, wenn ich einer heimlichen Beerdigung nicht zustimmen würde, würden sie etwas mit der Leiche meines Sohnes machen." Ein Ermittler habe gesagt: "Die Zeit ist nicht auf deiner Seite, Leichen zerfallen." Sie wolle keine Sonderbehandlung. "Ich möchte nur, dass alles gemäß den Gesetzen getan wird. Ich verlange, dass der Körper meines Sohnes mir sofort übergeben wird."

Todesursache

Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch schrieb auf der Online-Plattform X (vormals Twitter) kurz nach Veröffentlichung des Videos der Mutter, dass die medizinische Expertise angeblich einen natürlichen Tod festgestellt habe. Dagegen werfen Nawalnys Frau Julija, sein Team und auch Menschenrechtler Kreml-Chef Wladimir Putin vor, er habe den Oppositionellen, der 2020 nur knapp einen Giftanschlag überlebte, ermorden lassen.

Video: Nawalnys Mutter: Moskau will "geheime" Bestattung.
AFP

Forderungen auch aus dem Westen nach einer unabhängigen Untersuchung des Todes lehnte Russlands Außenminister Sergej Lawrow erneut als "hysterisch" und Einmischung in innere Angelegenheiten ab.

Nawalny ist am 16. Februar nach Behördenangaben im Straflager mit dem inoffiziellen Namen "Polarwolf" in der sibirischen Arktisregion Jamal unter nicht geklärten Umständen ums Leben gekommen. Der durch den Giftanschlag und wiederholte Einzelhaft im Lager geschwächte Politiker soll bei einem Rundgang auf dem eisigen Gefängnishof zusammengebrochen und trotz Wiederbelebungsversuchen gestorben sein. (APA, Reuters, 22.2.2024)